Kapitel 23

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Wortlos setzt er sich auf das Bett und klopft sich auf seinen Oberschenkel. Verwirrt sehe ich ihn an. "Lege deine Füße hier herauf. Ich werde sie dir massieren. Dann geht es besser!" Ich lächle ihn an und schüttle dann den Kopf. "Lass mal... So schlimm is es nich als dass man dafür extra etwas unternehmen müsste. Ein bischen ruhe und sie sind wieder wie neu!" Doch er schüttelt nur den Kopf und will nach meinem Bein greifen! Schnell ziehe ich sie an mich und sehe ihn bestimmt an. "Ich habe doch gesagt es ist alles in ordnung!" wiederhole ich und Sebastian hält meinem Blick stand. "Es ist NICHT alles in ordnung! Ich habe dich beobachtet als du hier her gekommen bist. Das schmerzverzerrtes Gesicht würde jeder erkennen!" Er beobachtet mich also... "Dein humpeln war nicht zu übersehen!" fügt er hinzu und sieht mich nun sanft an. "Ich will dir doch nur helfen..." meint er und ich seufze auf. Widerwill schlage ich die Decke zurück und ich kann ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht erkennen. Vorsichtig nimmt er meinen unterschenkel und legt ihr auf seinen schoß. "Entspanne dich und leg dich hin." sagt er und ich mache was er befohlen hat. Eine kurze zeit später fühle ich seine Hände an meinem Fuß und muss mir ein aufstöhnen verkneifen! Der kerl hat Hände wie ein Gott! "Ich habe doch gesagt dass es gut tun wird!" schmunzelt er und ich genieße die Behandlung mit geschlossenen Augen und einem grinsen auf meinen Lippen. Nach dem rechten ist der linke Fuß drann. Auch hier ist es einfach nur entspannung pur! Plötzlich spüre ich wie seine Hand an meinem unterschenkel entlang gleitet und ich reisse erschrocken die Augen auf! "S-Sebastian!" sofort verharrt er und sieht mich an. Seine roten Augen leuchten regelrecht im dunkeln und sehen mich tief an. Ich schlucke und starre zurück. Vorsichtig fährt er wieder zu meinem Fuß und ich bekomme eine Gänsehaut. Mein Herz rast und ich beobachte, wie er mein Bein wieder zurücklegt und langsam aufsteht. Er kommt zu meinem Kopfende und beugt sich zu mir hinunter. "Der Teufel... Steckt im Detail!" flüstert er mir zu und ich nehme sein Kinn in meine hand. "Oder in dir!" flüstere ich zurück und er sieht mich ein wenig verdutzt an. Ich lächle ihn jetzt an. "Nun denn! Danke für die Fußmassage! Die war Perfekt!" Ich lege mich auf den Rücken und schließe die Augen. Das leise klicken der Tür verrät mir, dass er aus dem Zimmer hinausgegangen ist. Ungläubig setze ich mich wieder auf. "Was zur hölle ist gerade eben abgelaufen?! Und wieso habe ich soetwas gesagt?! Was ist los mit mir?!" Ich starre auf meine Hände. Immer noch kann ich es nicht fassen was ich da gesagt habe! Langsam lasse ich mich wieder zurücksinken und versuche irgendwie zu schlafen! Doch selbst nach ewigem hin und her drehen kann ich es nicht und ich stehe auf. Das Nachthemd ziehe ich mir über den Kopf und lege es auf das Kleid über den Sessel. Den nun schon gelockerten Verband wickle ich mir ab und rolle ihn sauber wieder auf. Dann ziehe ich mir die unterwäsche an. Gefolgt von der schwarzen hose und dem Hemd von Sebastian. Langsam mache ich die Tür auf und spähe auf den Gang. Gut! Keiner da! Leise schließe ich die Tür hinter mir und schleiche mich auf zehenspitzen nach draussen. Die kalte nachtluft weht mir in das Gesicht und ich atme tief durch. Mein weg führt mich in den Rosengarten. Das Gras ist nass vom Tau und ich spüre jeden einzelnen Halm unter meinen Nackten Füßen. Vor einem Busch mit den weißen schönheiten bleibe ich stehen und pflücke vorsichtig eine rose ohne an die Dornen zu kommen. Das Mondlicht scheint auf mich hinab und erhellt die Nacht um mich herum. Langsam drehe ich die Blume in meiner Hand. "So schön... Und doch so zerbrechlich... Das einzige was dich schützt sind Dornen. Und auch die versagen wenn man sich geschickt anstellt..." murmle ich und betrachte die sterbende pflanze in meiner Hand. "Und doch erfreut sie von aussen alle, die sie ansehen!" meint eine bekannte stimme und vor schreck zucke ich zusammen! Ich drehe mich um und sehe Sebastian hinter mir stehen und scheint mich schon eine zeitlang beobachtet zu haben. Er sieht auf meine Hand. "Ohje... Nicht schon wieder!" sagt er tadelnd und erst jetzt meldet sich der schmerz, den ich durch den schreck nicht so wirklich wahrgenommen habe. "Ach scheiße!" fluche ich, nehme die Rose vorsichtig aus meiner Hand und nehme sie zwischen die zähne. Vorsichtig ziehe ich mir             -wieder mal- Dornen aus dem Körper und lasse die blutenden spitzen auf den Boden neben mir fallen. Als ich alle entfernt habe sehe ich es mir nochmal genauer an. Gut... Alles heraus! Sebastian hat sich nicht einen Millimeter bewegt, sondern nur interessiert zugesehen. Bevor ich mich umdrehen kann um mir das blut abzuwaschen nimmt er mein Handgelenk und ich sehe ihn stirnrunzelnd an. Dann hebt er meine Hand zu seinem Gesicht, grinst kurz schelmisch und leckt mir dann einmal quer über die Handinnenfläche! "Seba-" ich fluche laut! Ich habe komplett vergessen dass ich die Rose im Mund habe und beim sprechen hat sich ein Dorn in die innenseite meiner Lippe gebohrt, ist jedoch nicht stecken geblieben. Schnell spucke ich sie aus und unterdrücke weitere flucherei. Ich schmecke mein eigenes Blut und ich kann nicht aufhören es mit der Zunge von der innenseite meiner Lippe abzulecken. Dass Sebastian inzwischen meine komplette Handinnenfläche abgeleckt und somit geheilt hat, ist mir beim besten willen nicht aufgefallen! Er lässt mein Handgelenk los und beugt sich zu mir hinunter. Unsere gesichter sind nicht mehr weit entfernt. Schelmisch grinsend sieht er mich an. "Soll ich das auch versorgen... Sera?" meinen Namen flüstert er sanft. Doch ich schüttle nur den kopf. "Passt schon... DAS sollte meine Wunheilung noch selbst hinbekommen... Und danke für die Hand!" Er sieht mich mit einer mischung aus enttäuschung und genervt sein an. Dann richtet er sich wieder auf. "Kein problem!" Ich nicke und drehe mich um. Erst jetzt lasse ich zu dass mir die schamesröte in das Gesicht steigt und ich gehe den gleichen weg wieder zurück in das Zimmer. Meine rechte Hand ist immer noch ein wenig feucht von seiner spucke. Aber ich lasse sie drann, denn noch sind nicht alle wunden verheilt. Auch wenn ich gerade etwas verwirrt bin von den erfolgten geschehnissen, so bin ich nun doch müde geworden. Also ziehe ich mir das Nachthemd an und lege mich in das Bett. Ich überlege noch einiges und schlafe dabei irgendwann... einfach ein.
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Ein kleines übel...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt