Wie in einer art trance lege ich Kat's Körper vorsichtig auf den boden und stehe auf. Torkelnd gehe ich immer weiter in das Flammenmeer und bemerke dabei nicht die Person im frack, die mich verfolgt. Ohne auf das feuer zu achten gehe ich langsam an allen Häusern vorbei. Es ist ein bild des schreckens. Überall liegen Leichen herum. Einige brennen schon lichterloh und der geruch von verbranntem fleisch und angezündeter Kleidung breitet sich aus. Als ich ein kleines Bündel auf dem boden liegen sehe keimt ein wenig hoffnung in mir auf und ich renne dorthin! "Elias!" schreie ich und hebe dann den Körper hoch. Doch anstatt eines fröhlich glucksenden Baby's sieht mich die schmerzverzerrte fratze eines kleinkindes an, das bis zum letzten Moment seines kurzen lebens leiden musste. Tränen steigen wieder in mir auf und schluchzend drücke ich den toten säugling an meine Brust. "Oh... Elias... Es ist alles... meine schuld!" schluchze ich und lege ihn dann vorsichtig zurück auf den Boden. Wie betäubt sehe ich mich um und sehe alles brennen. Ich reagiere gar nicht auf die Hand die sich auf meine schulter legt. "Wir sollten fliehen! Das Feuer breitet sich schnell aus und ihr könntet eingeschlossen werden!" Ich schüttle nur den kopf. "Egal wer du bist... Du solltest fliehen. Lass mich hier einfach zurück und verbrennen." ich sinke auf den boden und starre in die hellen flammen. "Es ist eh alles meine schuld. Ich muss für meinen Fehler büßen. Das ist der einzige weg." füge ich monoton hinzu. "Das werde ich nicht zulassen können werte Dame. Der junge Herr möchte sie sehen und ich soll euch zu ihm bringen!" seine stimme ist leise und sanft. Wütend drehe ich mich um. "Hast du nicht gehört?!" zische ich und sehe in das Gesicht des freundlich lächelnden Butlers. "ICH HAB GESAGT VERPISS DICH UND LASS MICH VERRECKEN!" brülle ich ihn an und stehe dann auf. Torkelnd gehe ich weiter in die flammen hinein. Ich spüre Hände um meine Hüften und jemand hebt mich hoch. "LASS MICH LOS!" brülle ich wieder und schlage ihm auf die schulter. Doch lange kann ich ihn nicht schlagen, denn ich gehe in schluchzen über und er lässt mich auf den Boden zurücksinken. "Meine gesamte... Familie!" bringe ich noch heraus bevor ich mein gesicht in meine Hände vergrabe. "Ich weiss dass ihr in trauer seid. Aber wir müssen wirklich los!" drängt er nun ein bischen. Doch ich höre nicht wirklich auf ihn sondern gehe wieder auf das feuer zu. Wortlos kniet er sich hin und nimmt mich hoch. Sein rechter arm in meiner kniekehle und sein linker hält meinen Rücken. Durch den schmerz den ich im moment fühle kann ich nichts dagegen unternehmen, als er mich aus dem brennenden dorf trägt. Dort wartet eine kutsche und er setzt mich vorsichtig hinein. Stumm kauere ich mich in eine ecke und spüre dann, wie der Kutscher losfährt. Die beine ziehe ich nah an mich und ich sehe nach draussen. Da es erst nachmittag ist sieht man nach einer weile nur noch den Rauch der abgebrannten hütten. Ich habe sie alle im stich gelassen... Kat, Ann, Greta, Magda, Jakob, Elias und alle anderen! Und schon wieder rinnt eine Träne meine wange hinunter. "Eine Dame wie ihr es seid sollte doch nicht weinen!" gibt der Butler leicht tadelnd von sich. Ich sehe ihn gar nicht an, sondern ignoriere diesen bissigen kommentar! "Wir sind gleich da! Ich bitte euch nicht allzu... rüpelhaft aufzutreten!" meint er und ich sage gar nichts. Wird einfach... Ich sag einfach NICHTS! Die Kutsche hält vor einem riesigen Anwesen. Wäre das vorher nicht passiert würde ich staunen und mich fragen wie es sich wohl anfühlt darin zu leben! Aber ich schaue nur starr gerade aus. Der Butler steigt aus und hält mir die Tür offen. "Meine Dame! Wenn ich bitten darf?" Am anfang will ich mich gar nicht bewegen. Einfach weiter dort in der ecke hocken und dort versauern. Doch ich gebe mir einen ruck und springe aus der Kutsche. Die Hand die er mir anbietet ignoriere ich wieder vollkommen. Er seufzt. "Wie war das mit dem rüpelhaften benehmen?" auch diesen kommentar überhöre ich geflissentlich und sehe dann, wie der junge den ich beklaut habe auf dem Treppenansatz steht und mich etwas gelangweilt mustert. "Sebastian? Wieso hat das solange gedauert?" fragt er und ich verdrehe innerlich gerade sowas von meine Augen! Was will den ein reiches muttersöhnchen von mir das mit der Nase in den Wolken hängt? Der Butler verbeugt sich tief. "Entschuldigt junger Herr. Die besagte Dame hat sich etwas gesträubt mit zukommen, nachdem ihr gesamtes Dorf samt aller dort lebenden Menschen angezündet und ausgelöscht wurde." Ich atme tief ein und verkrampfe meine Hände. Alles gut... Ich kann den unterwürfigen Bastard nachher noch in die Mangel nehmen! Beruhige ich mich innerlich und sehe dann in das leicht entsetzte Gesicht des 'jungen Herren'! Ich verschränke meine Arme und kneife meine Augen zusammen. "Was wollt ihr...? Ich muss noch einiges an Gräbern schaufeln. Also wenn ihr nichts dagegen habt...!" sofort sieht mich der junge kalt an. "Ich werde es veranlassen dass sie alle eine passende bestattung bekommen!" Ich schüttle den Kopf. "Das mache ich selbst. Sie waren MEINE familie und ICH werde sie angemessen Bestatten!" fauche ich und sehe ihn wütend an. Es herrscht stille bis er sich an den Kopf fasst und genervt aufseufzt. "Nun gut. Aber Sebastian wird dir helfen. Ich erwarte euch morgen nachmittag zurück!" mit diesen worten dreht er sich um und geht in das anwesen zurück. Ich bleibe etwas... Verwundert zurück. Ich habe keine ahnung was er will und wieso er das macht! Ich schlucke und drehe mich zu Sebastian um. Dieser verbeugt sich freundlich. "Zu Ihren Diensten Miss!" "Tch... Auf deine hilfe verzichte ich. Ich gehe allein zurück. Also bleib hier und kümmere dich um... Was weiss ich was man auf so nem riesigen Anwesen macht!" knurre ich und gehe an dem Butler vorbei. "Das werde ich nicht zulassen können! Mein junger Herr hat befo-" "Der Befehl geht mir am Arsch vorbei!" zische ich und gehe dann zu einem der pferde vor der Kutsche. Geschickt spanne ich es aus und drehe mich zu Sebastian um. "Ich leih mir das kurz aus." mit schwung springe ich auf das braune Pferd und halte mich an der Mähne fest. Entschlossen treibe ich es an und gallopiere vom Anwesen hinunter.
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Ein kleines übel...
FanfictionSera ist seit frühester Kindheit ein waisenkind und lebt auf der straße. Sie begnügt sich damit zu stehlen und raubt nur die reichen leute aus. "Ein weiblicher Robin Hood!" sagen einige, doch dass ist ihr egal. Das einzige was sie beschäftigt ist di...