Ich weiß nicht wie lange ich hier in den rosen nun schon sitze und nach dem vierten mal habe ich aufgehört zu zählen als Ciel mal wieder rufend vorbei gelaufen ist. So viel trübsal habe ich schon ewig nicht mehr geblasen... Oder eigentlich noch nie! Als ich plötzlich ein schnauben vernehme fasse ich einen entschluss. Ich muss zu den Gräbern! Ich muss es hinter mir lassen! Ich warte noch Ciel ab, der in regelmässigen abständen hier vorbeiläuft. "Seraaaaa!" ruft er und ich halte mich still. Seine schritte entfernen sich und ich stehe auf. Den brennenden schmerz der Dornen in meinem Rücken ignoriere ich und laufe in die richtung, aus der das schnauben gekommen ist. Und schon sehe ich meinen Hengst grasend auf der wiese stehen! Als ich kurz schnalze kommt er zu mir getrabt. "Du bist verdammt zutraulich in der kurzen zeit geworden!" begrüße ich ihn sanft und schwinge mich dann auf seinen Rücken. Meine Hände nehmen die Mähne und ich lasse ihn in vollem Gallopp vom anwesen laufen. Ich beuge mich weiter runter und der Hengst beschleunigt sein tempo nocheinmal. Schnaufend bremse ich ihn nach einer weile hinunter auf einen gemütlichen Trab. "Und schon wieder haue ich ab... Oh man... Ich lasse die anderen ganz schön in sorgen zurück!" sage ich zu mir selbst und sehe hoch in den Himmel. Die nachmittagssonne brennt herunter und ich lenke den trabenden Rappen auf den hügel. Etwas zitternd steige ich hinunter und er fängt sofort das grasen an. Langsam gehe ich auf die Gräber zu.
Seufzend setze ich mich wieder auf den Boden und starre vor mich hin. "Ich weiss es ist erst eine kurze zeit vergangen..." beginne ich und schließe meine Augen. "Aber ich muss weitermachen. Ich kann nicht jedesmal in trauer versinken wenn mich jemand auf meine Familie anspricht. Das fühlt sich gerade ein bischen wie verrat an, aber ich muss unter diesem Kapitel einen schlussstrich ziehen!" Ich zucke zusammen, als plötzlich ein stein vom aufgeschichteten Berg fällt! Neugierig betrachte ich ihn und muss lächeln. Das ist Greta's Stein! Ich habe ihn ganz oben hingetan, damit sie die ganze truppe führen kann! Vorsichtig hebe ich den blütenweißen stein auf und drehe ihn in den Händen. "Ich nehme dass dann wohl mal als einverständniss Greta!" Meinen Kopf hebe ich hoch und sehe in den strahlend blauen himmel. "Es ist so still wenn ihr nicht lacht. So still wenn Elias nicht quengelt..." ich sehe auf den Boden und balle meine Hände zu fäusten, Greta's stein in meiner rechten. "Totenstill... Und das alles wegen meiner unachtsamkeit!" flüstere ich und spüre plötzlich eine Hand auf meinem Kopf! Erschrocken drehe ich mich um und sehe Seabstian hinter mir knien! "Wusste ich es doch dass ich dich hier finden würde!" meint er und ich drehe meinen Rücken wieder zu ihm. "Ohje... Deine Rückseite sieht nicht wirklich gut aus!" seine stimme klingt besorgt und ich zucke nur mit den schultern. "Die paar Dornen kann ich rausziehn... Das is nich das Problem..." Sebastian nimmt seine Hand von meinem Kopf und setzt sich neben mich. "Wessen stein ist das?" Ich will nich wissen woher er das weiss! Ich sehe auf den stein und halte ihn auf meiner Flach ausgestreckten Hand hoch. "Greta's. Sie war hier die Dorfälteste und mit ihr habe ich alles besprochen. Sie wusste fast alles von mir. Ausser das mit der unterwelt!" Vorsichtig drehe ich den weissen stein in meinen Händen hin und her. "Und... Wieso hast du ihn herunter genommen?" Neugierig sieht er mich an und ich schüttle nur den Kopf ohne von Greta's stein zu sehen. "Er ist hinuntergefallen als ich gesagt habe dass ich abschließen muss... Ich bin nicht abergläubisch. Aber selbst ich sehe dass als zeichen. Es war kein wind und ich habe den Berg ziemlich stabil errichtet!" Sebastian legt zögerlich seine Hand auf meine. Überrascht sehe ich ihn an und lege den Kopf schief. Trotz des Handschuh's spüre ich die wärme, bewege mich aber nicht. "Dann tu das was die älteste sagt. Schließe hiermit ab! Deine Rache bekommst du. Keine sorge..." Ich nicke. Dann nehme ich seine Hand mit meiner linken und drehe sie so um, dass die innenfläche nach oben zeigt. Meine rechte Hand mit dem stein lege ich in seine und nehme sie eine kurze zeit später wieder weg. Der stein liegt nun in seiner Handfläche. Langsam und vorsichtig schließen sich seine finger darum. Wortlos steht er auf und legt den stein wieder ganz oben hin. Ich verfolge jede seiner Bewegungen. Er schließt seine Augen und bleibt kurz so stehen, bis er sie wieder auf macht und mich lächelnd ansieht. Er beugt sich ein wenig zu mir hinunter und hält mich seine Hand hin. "Und jetzt komm. Es machen sich schon alle sorgen und dein rücken muss versorgt werden!" Ich nicke und ergreife seine Hand. Bevor wir losgehen bleibe ich stehen. "Ich möchte kurz etwas ausprobieren!" Etwas verwirrt bleibt er stehen und ich gebe einen kurzen schrillen Pfiff von mir. Kurze stille. Dann ertönt ein wiehern und der Friese kommt auf uns zugelaufen! "Er gehorcht dir ja schon ziemlich gut!" gibt Sebastian beeindruckt von sich und ich begrüßen den rappen mit einem kraulen am kopf. "Und dabei haben wir das gar nicht geübt!" sage ich und ernte dafür ein kurzes knabbern des Hengstes an meinen Haaren! "Hee!" kichere ich und sehe dann zu Sebastian. "Komm! Ich glaub er kann uns beide tragen!" Er nickt. "Aber ich sitze vorne. Sonst könnte ich ausversehen an deinen Rücken kommen!" Ich mache eine übertriebene verbeugung und lache. "Wenn ich den werten Herren Michaelis bitten dürfte aufzusteigen!" sage ich und bekomme dafür ein lachen seinerseits. "Das mit dem verbeugen dürfen wir noch üben!" meint er uns schwingt sich auf den Rappen. Dieser stampft mit seinen Hufen auf und spielt nervös mit den Ohren. Beruhigend klopfe ich ihm auf den Hals. "Alles gut großer...!" flüstere ich und springe dann hinter Sebastian auf den Friesen. Automatisch lehne ich mich an ihn und umschlinge seinen Bauch mit meinen Armen um nicht herunter zu fallen. Er lässt den Hengst von schritt über Trab bis zum Gallopp wechseln. Ich lege meinen Kopf an seinen Rücken und schließe die Augen. Zu einem Großteil deswegen weil ich es hasse wenn wind in meine Augen kommt. Und ein kleiner teil von mir findet seinen Rücken einfach nur super gemütlich!
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Ein kleines übel...
FanfictionSera ist seit frühester Kindheit ein waisenkind und lebt auf der straße. Sie begnügt sich damit zu stehlen und raubt nur die reichen leute aus. "Ein weiblicher Robin Hood!" sagen einige, doch dass ist ihr egal. Das einzige was sie beschäftigt ist di...