Kapitel 1

611 24 15
                                    

Heute ist der Tag meines Umzugs. Über die ganze Sache, mit dem Beitritt bei BTS als eine Art 'Undercover-Junge', hatte ich eher gemischte Gefühle. Klar, ich freue mich als Fan sie kennen zu lernen, allerdings musste ich meine wahre Herkunft und vor allem mein wahres Geschlecht verbergen. Andererseits konnte ich es nicht fassen, dass mein Vater mich wirklich nach Korea schickt, damit ich dort arbeiten konnte um ihm dann Geld zu schicken.

Aaargh . . . es wird mir einfach alles zu viel. Ich bin doch auch erst vor zwei Jahren nach Japan gekommen und heute soll ich alleine nach Korea? Ich bin doch noch nicht einmal vom Gesetz her Erwachsene! Nicht einmal in Deutschland - ich bin ja erst 17. Noch dazu habe ich genug Zweifel, dass ich mich mit ihnen nicht mal richtig unterhalten könnte. Ich kann zwar Koreanisch sprechen, aber auch nur das Nötigste. Die ganzen Fachausdrücke werde ich nicht verstehen können.

Die verschiedensten Gedanken plagen mich auf dem Weg zum Flughafen in Tokio.

"Ach komm, Mäuschen. Ich weiß, du bist enttäuscht. Aber lass mich nur eins sagen, das Geld ist nicht der einzige und wichtigste Grund, warum ich dich wegschicke." Die Worte meines Vaters rissen mich aus meinen Gedanken. "Ich denke, dass du dort ein besseres Leben, mit mehr Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, haben wirst. Falls du dich fragst warum ich mir dabei so sicher bin, dass du es auch schaffen wirst, deine Mutter war genauso ehrgeizig wie du es bist. Du kommst generell eher auf deine Mutter, vom Charakter her. Das liegt wohl an deinen ersten 15 Lebensjahren." Nachdem er das gesagt hatte, musste er lachen. Es wurde wieder still im Auto.

"Ich werde auch heute für vier Tage mit nach Korea kommen, nur für die Eingewöhnungsphase. Außerdem müssen wir dich noch ein bisschen männlicher gestalten damit du nicht auffällst." Ich nickte nur in Zustimmung, da mir im Moment zur gesamten Situation die Worte fehlten. Wenig später stiegen wir aus dem Taxi aus und mein Vater bezahlte den Fahrer.

Einige Stunden später fanden wir uns am Gate wieder. "Das Gate 8 ist jetzt für die Passagiere für den Flug nach Korea geöffnet." Eine freundlich wirkende Frauenstimme eröffnete somit das Gate und mein Vater und ich setzten uns in Bewegung.

Auf dem Flugzeug, ich hatte einen Fensterplatz, waren noch nicht viele andere Menschen. Anscheinend waren mein Vater und ich einer der ersten Passagiere hier. Doch das Flugzeug füllte sich schnell und setzte sich auch in Bewegung. "Übrigens, Mäuschen...", mein Vater beugte sich zu mir rüber als er mir noch etwas mitteilen wollte,"... das Kennenlerntreffen mit BTS ist schon heute Abend. Das ist auch der Grund warum wir schon so früh morgens fliegen. Wenn wir in Korea ankommen, gehen wir erstmals ins Hotel, Sachen abladen, danach werden wir aber direkt mit deinem Umstyling beginnen. Ach ja, dein Jungen-Name lautet Ichigo, oder kurz Ichy. Aber die Anderen können sich ja dann einen Spitznamen für dich überlegen." Wieder einmal musste er lachen. Sogar ich musste ein bisschen Grinsen. Bei dem Gedanken daran, dass ich mein Bias treffen werde, wurde mir ganz warm ums Herz.

Während dem Flug schlief ich ein bisschen, da ich mir ziemlich sicher war, dass der restliche Tag sehr anstrengend und lange wird. Mein Fangirlherz erleichterte mir dies zwar nicht, doch irgendwann schlief ich vor lauter Ermüdung ein.

Irgendwann kamen wir im Hotelzimmer an. Es war ein billiges Hotel, da mein Vater sich nicht mehr leiste konnte. Mein Vater öffnete die Tür und stieß sie auf. Wir betrachteten den Eingang vom Gang aus. Jedoch konnte man nicht so viel erkennen, da es nur ein kleiner Eingang war mit zwei weiteren Türen. Wir traten ein und ich schloss die Tür hinter uns zu. Mein Vater machte währenddessen die Tür gegenüber der Eingangstür auf und betrat mit unseren Koffern den Raum. "Sieht so aus als wär das hier das Schlafzimmer. Hier stehen zwei Einzelbetten. Willst du beim Fenster oder bei der Tür schlafen?", fragte mich mein Vater. Ich linste zu ihm ins Zimmer hinein und antwortete ihm sogleich. "Fenster... Dafür, dass das hier so billig ist, ist es eigentlich recht schön hier." Ich legte meine Tasche am Bett ab, das näher am Fenster stand und ging wieder in den Eingang zur anderen Tür. "Das müsste das Bad sein." , rief mir mein Vater zu. Ich öffnete die Tür und ein kleiner Raum zeigte sich mir. Hier wurde die Toilette, das Waschbecken und eine kleine Dusche ziemlich reingezwängt, aber großartig störte mich das nun auch nicht.

"Keine Sorge, du wirst hier wahrscheinlich nur eine Nacht schlafen. Aber komm wir müssen los. Ich würde sagen... zuerst neue Kleidung, dann der Frisör?", meinte mein Vater. "Jap, geht klar." Ich gab ihm nur eine knappe Antwort, allerdings glaube ich, dass ich mich mittlerweile mit meinem Schicksal abgefunden habe.

Nach ein paar Stunden haben wir auch schon genug Kleidung gefunden, zumindest für den Anfang. Auf jeden Fall hatte ich Etwas für heute Abend und die nächsten paar Tage, auch Trainingsgewand ... man weiß ja nie. Also machten wir uns auf den Weg zu einem Frisör. Dort angekommen ließ ich mir meine Haare einfach nur kurz schneiden. Ich hatte vor dem Frisörbesuch Haare, die mir bis zwischen die Schulterblätter reichten. Allerdings erschienen sie viel kürzer, da sie sich wegen meiner Naturlocken sehr stark aufrollten. Wie auch jetzt. Die Frisörin schnitt, nach dem Waschen, deswegen meine Haare nur bis zu der Hälfte meines Halses ab und föhnte sie anschließen. Während dem Föhnen konnte ich im Spiegel beobachten, wie sich meine Haare immer mehr auf kringelten und kürzer erschienen.

Nachdem ich fertig war, bezahlten wir und gingen zurück ins Hotel. Angekommen im Zimmer wollte ich mich auch schon für das Abendessen, das in zwei Stunden stattfand, umziehen. "Hier bevor du dich umziehst." Er reichte mir ein weiches, aber auch dünnes Verbandstuch. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. "Was soll ich damit?" "Du weißt schon... Du musst damit deine Oberweite verstecken." Ich nahm das Band entgegen und deutete ihm, dass er rausgehen soll. Als mein Vater aus dem Raum war begann ich mich umzuziehen.

Ich hatte zwar keine große Oberweite, aber groß genug um entlarvt werden zu können. Ich hörte also auf meinen Vater und legte den Verband um. Nachdem betrachtete ich mich im Spiegel. Jetzt war ich wirklich flach wie ein Brett. Ich zog mich weiter an. Eine schwarze Hose mit Löchern und Rissen ums Knie und einen zu groß geratenen, beigen Pulli. Zu guter Letzt noch schwarze Socken und schwarze Sneakers.

Nun war ich bereit mit BTS Abend zu essen - zumindest physisch. . .

Undercover Gender | BTSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt