Kapitel 81

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Megumi PoV

"Ichigo, schläfst du noch?", fragte mich eine leise Frauenstimme. Ich machte meine Augen auf und setzte mich langsam auf. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich in meinem Bett im Dorm befand. Chungha hat das Zimmer betreten und kam mit einer vollen Suppenschüssel wieder.

"Ah gut, du bist wach. Ich hab dir hier eine Hühnersuppe gemacht, iss sie bitte auf. Sie ist ganz sanft zum Magen, also brauchst du nichts zu befürchten.", sagte sie und stellte mir die Schüssel mit Löffeln auf mein Nachtkästchen.

"Da du jetzt kein Fieber hattest und auch sonst nichts mehr war, werde ich schon gehen. Falls doch etwas ist, ruf mich direkt an. Der Arbeitsplatz ist ja nicht weit von hier, nicht wahr?", aufmunternd lächelte sie mir zu und ging in Richtung Tür.

Bevor sie allerdings das Zimmer verließ, drehte sie sich nochmal zu mir um, "Übrigens, die anderen sollten auch bald wieder da sein. Du hast so lange geschlafen, du hast bis jetzt nichts mitbekommen. Es ist bereits Mittag vorbei und sie wollten nach dem Mittagessen her fahren." Sie schaute kurz auf ihre Armbanduhr und redete dann weiter, "Sie müssten jetzt gerade essen."

"Danke.", sagte ich noch bevor sie den Raum verließ. "Ach das ist doch nichts. Ich mache nur meinen Job." Und schon war sie weg und ließ mich mit der Suppe alleine. Es war so ruhig im Haus, da hörte ich sogar, wie sie durch die Eingangstür verschwand.

Bevor ich allerdings begann zu essen, machte ich mir Musik an. Zu ruhig sollte es hier auch nicht sein. . . Allmählich fing ich die Suppe an zu essen und musste vor jedem Löffel ein bisschen pusten, da sie noch sehr heiß war.

Als ich fertig war, stellte ich die leere Schüssel wieder auf mein Nachtkästchen und ließ es die Suppe ein bisschen sacken. Doch kurz danach beschloss ich meinen Vater anzurufen. Ich schaltete die Musik aus und wählte seine Nummer.

Es dauerte ein bisschen bis er abhob, doch er ging irgendwann ran. "Hallo Megumi-Schatz, was gibt es?", fragte er fröhlich. "Hallo Papa, störe ich gerade bei der Arbeit?"

"Nein, nein. Ich bin gerade Zuhause angekommen. Du hast angerufen, da wollte ich gerade die Tür aufsperren.", auf der anderen Seite hörte man ihn lachen, "Also was gibt's, Hasi?"

"Wir waren jetzt von Montag an in Incheon, nur ich bin schon gestern als Einzige zurück.", begann ich zu reden und mein Vater unterbrach mich direkt. "Wieso? Was ist passiert? Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt und man hörte ein kleines Krachen auf der anderen Seite.

"Was war das?", fragte ich neugierig. "Nichts, ich bin nur gegen den Sessel gerannt und der ist dann umgekippt. Du weißt schon, der Kaputte, den ich reparieren wollte.", erklärte er nur ruhig.

"Und das hast du immer noch nicht gemacht?", ich musste lachen. Verunsichert lachte er ebenfalls, "Äh. . .nein, aber jetzt sag schon. Was ist passiert?"

"Oh, ach ja. . .mir ging es nicht gut und ich habe mich auch übergeben müssen. Aber nur einmal. Mittlerweile geht es mir aber wieder gut. Chungha hat sich gut um mich gekümmert. Ah, bevor du fragst, sie ist so eine Art Leiterin und hat uns gemeinsam mit Sungyeon durch die Woche in Incheon geführt."

"Ganz sicher, dass es dir gut geht?", fragte er und wirkte sehr besorgt, doch ich lächelte nur und das konnte man an meiner Stimme auch heraus hören. "Ja, mir geht es super. Momentan bin ich aber alleine. Doch Chungha hat gesagt, dass die anderen bald kommen sollten."

"Okay, wenn etwas ist, dann ruf aber direkt jemanden an und sag auch mir Bescheid, damit ich weiß wie es dir geht!", er machte eine kurze Redepause, "Aber sag mal, wie läuft es denn sonst so?"

"Naja, eigentlich. . .", gerade als anfing zu reden, öffnete sich die Tür und jemand kam herein und schloss sie auch wieder hinter sich. "Megumi, wir sind wieder hier. Wie geht es dir? Hat sich Chungha eh gut um dich gekümmert? Ich hab mir solche Sorgen gemacht, Megu!", Jungkook schlich sich zu mir ins Bett und kuschelte sich ganz fest an mich.

"Gaah Kookie, lass das!", kicherte ich und war wohl genauso froh ihn wiederzusehen wie er. Anscheinend war ich so froh, sodass ich sogar vergessen habe, dass mein Vater noch am Telefon hatte. Doch der meldete sich schon wieder.

"Äh, Megu? Was war das gerade?", fragte er und wirkte ein bisschen wütend. "Was meinst du?", fragte ich ihn zurück und hoffte, er würde es fallen lassen. "Wieso hat dich ein 'Kookie' gerade bei deinem richtigen Namen genannt?", er ließ es also nicht bleiben und ich seufzte.

Jungkook sah mich nur verwirrt an da er nicht verstand, wieso ich plötzlich Deutsch redete. Auch er bemerkte erst jetzt mein Handy und zählte wohl eins und eins zusammen. Geschockt riss er seine Augen auf, hielt sich schnell die Hand vor den Mund und weichte ein bisschen von mir weg.

"Kannst du dich an unser Versprechen erinnern? Weißt du noch, was du zu tun hast, wenn es jemand herausfindet?", er klang immer wütender, aber auch enttäuscht. "Papa, ich wollte ja zuerst, aber dann. . .", er unterbrach mich. "Also stimmt es?", er machte eine kurze Pause, "Ich möchte, dass du nach Hause kommst. Ich buche dir einen Flug für heute. Schau, dass du am Handy erreichbar bleibst. Ich schicke dir die Flugdaten."

Ohne dass ich widersprechen konnte, legte er auf. In meinem Hals bildete sich ein Kloß und ich konnte die ganze Gesamtsituation gerade nicht fassen. Langsam schaute ich zu Jungkook, der mittlerweile aus Schock aufgestanden ist. Ich spürte wie meine Augen immer feuchter wurden.

"Ich muss weg. Heute noch.", mehr brachte ich nicht heraus und mir kullerten schon die ersten Tränen die Wange herunter. Auch Jungkook's Augen schienen feucht zu werden. Er setzte sich zu mir ans Bett und schlang fest seine Arme um mich. Auch ich umarmte ihn ganz fest und vergrub mein Gesicht an seinem Oberkörper.

Die Tür öffnete sich wieder und Namjoon kam gemeinsam mit Taehyung hinein. "Was ist denn hier los?", fragte Namjoon besorgt und kam näher zu uns. Taehyung umarmte uns beide einfach auch und versuchte uns so ein bisschen zu trösten.

"Megumi muss heute abreisen. . .", sagte Jungkook leise mit bebender Stimme. "Megumi? Der Spitzname?", fragte Taehyung und ich sah ihn bedrückt an. "Nein, mein richtiger Name.", sagte ich. Jetzt ist es auch schon egal. . .

"Wie? Hä?", Taehyung blieb verwirrt zurück. "Das erkläre ich dir gleich, jetzt gibt es gerade Wichtigeres.", sagte Namjoon und war bereits am Überlegen. "Taehyung, kannst du mal den Anderen sagen, das Megumi uns heute verlässt.", bat er Tae und der nickte nur.

Langsam ließen wir alle voneinander los und Taehyung lief auch schon hinunter. Auch ich stand vom Bett auf und nur noch Jungkook blieb sitzen. "Ich muss wohl packen. . .", sagte ich leise und fing an meine Sachen aus dem Schrank in meinen Koffer zu packen, in dem noch die Sachen drinnen sind, die ich in Incheon mit hatte.

"Willst du einfach so nachgeben und tun was dir dein Vater sagt?", fragte Jungkook verbittert. Ich drehte mich zu ihm um und strich mir die Tränen unter den Augen weg, "Glaubst du, ich will gehen? Ich bin minderjährig, vergessen? Ich muss tun, was mir mein Vater sagt!"

Jungkook verdrehte nur die Augen, "Können wir nicht irgendwie dein Sorgerecht bekommen? Namjoon könnte ja dein Vater werden. . .das ist er eh schon für die ganze Gruppe. . .Eine Mama hättest du dann auch wieder. . ."

"Das war gerade echt fies von dir, Jungkook.", sagte ich und es schossen wieder Tränen in meine Augen. Als ob ich meine Eltern einfach so austauschen würde. . . Er verdrehte nur wieder die Augen. "Mal ehrlich, wie kann man so unsensibel sein?", schrie ich ihn nun an, bewusst auf Deutsch, da ich eigentlich nicht wollte, dass wir uns heute im Streit verabschieden.

"Leute, nicht streiten. Das ist hier nicht Megumi's Schuld. Sie kann nichts machen und wir können wohl genauso nichts machen. Also, beruhigt euch.", Namjoon versuchte uns zwei zu beruhigen, doch Jungkook formte mit seinen Händen bereits Fäuste, weil er so wütend war.

Im nächsten Moment stürmte er schon aus dem Zimmer und schmiss dabei laut die Tür zu. "Jungkook!", rief ich ihm noch hinterher, doch er schien mich schon nicht mehr zu hören. "Keine Sorge, ich regle das schon. Pack du mal weiter.", sagte Namjoon beruhigend und verschwand auch schon aus dem Zimmer.

Meine Augen wurden wieder feuchter und ich versuchte mit der verschwommenen Sicht meinen Koffer zu packen.

Undercover Gender | BTSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt