Kapitel 20

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Jungkook PoV

Ichy ist ganz schnell ins Zimmer und dann ins Bad gehuscht. Er muss wohl viel geschwitzt haben und sich dadurch ekelig gefühlt haben. Wir anderen sind eher gemütlich in unseren Zimmern vorzeitig verschwunden. Auch ich, als ich vor der Tür stand, ist Ichy gerade im Bad verschwunden. Ich machte die Tür auf, aber leider zu weit. Sie krachte gegen das Regal und man konnte ein dumpfes Geräusch vernehmen.

"Upps, ist etwa was herunter gefallen?" Ich betrat den Raum und schloss die Tür hinter mir zu, dieses Mal aber sanft. Tatsächlich. . . Ichy's Rucksack liegt jetzt da. . .

Ich hob den Rucksack auf und eine Box fiel heraus, ich konnte sie aber noch auffangen. Als ich las was auf der Box draufstand war ich ziemlich verwirrt. Binden? Wieso hat Ichy Binden? Benutzt der die als kalten Wickel, oder wie. . .

Ich musste kurz verzweifelt auflachen. Ichy ist ja kein Mädchen und auch nicht so dumm, dass er die als Wickel benutzt. . .oder? Ich packte die Schachtel wieder in den Rucksack und stellte ihn behutsam auf das Regal. Ich glaub, ich lass mir das mal eben von Ichy erklären. . .

Ohne wirklich nachzudenken, was jetzt passieren könnte, lief ich zum Bad und riss die Tür auf. Ich erschrak als Ichy geschockt vor mir stand. Ichy stand nur zum Teil bedeckt vor mir, so dass man es nicht übersehen konnte. Ich spürte wie ich schlagartig rot wurde. Auch Ichy lief im Gesicht rot an und sank im Handtuch eingewickelt auf den Boden.

"Oh. . .ähm. . .Entschuldigung. . .", mit einem auf den Boden gesenkten Blick verließ ich so schnell wie möglich das Bad und zog die Tür hinter mir zu. Meine Wangen glühten immer noch.

Tausende Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Ichy ist ein Mädchen? Wieso ist er. . .äh. . .sie dann bei uns? Weiß der Manager davon? Darf es überhaupt irgendjemand von uns wissen? Hat sie deswegen den Verband um. . .und bekommt schlecht Luft? Kann ich sie noch als Freund bezeichnen? Ich glaube, mein Kopf explodiert gleich. . .

Ich musste hier raus. Ichy ist ein Mädchen! Wieso ist das niemandem von uns aufgefallen? Ich rannte die Stufen hinunter zum Eingang und Yoongi schaute mich verwirrt an, als ich mir die Schuhe und Jacke hastig anzog. "Wo musst du so schnell hin?" Vollkommen geistesabwesend antwortete ich ihm, "Huch! Äh, was? Ich habe was verloren am Heimweg. Ich gehe den Weg nochmal ab."

Gerade als ich aus der Tür raus wollte, kam Ichy die Stufen hinunter. "Jungkook warte!", rief sie aufgeregt. Doch ich schloss die Tür bereits hinter mir. Ich ging in Richtung Park und setzte mich irgendwo auf eine Bank. Erfolgreich konnte ich mich vorerst mit tiefem Ein- und Ausatmen beruhigen. Ich fuhr mir mit meiner Hand durch meine Haare und wuschelte einmal durch. Woow. . .Ich weiß gar nicht wie ich jetzt ein Gespräch mit ihr anfangen soll. . .

Diese Sorge wurde mir allerdings genommen. Ichy hat mich eingeholt und stützte sich mit ihren Händen schwer-atmend auf ihren Oberschenkeln ab. "Können wir reden?", fragte sie immer noch außer Atem. Ich nickte nur stumm und sah peinlich berührt auf die Seite. Sie ließ sich neben mich auf die Bank fallen und es blieb vorerst still. "Gibt es irgendwas das du wissen willst?", sie unterbrach die Stille und schaute mir in die Augen. "Wieso machst du das? Wieso als Junge?" Sie atmete tief ein und begann zu reden.

"Ich habe vor circa einem Monat erfahren, dass ich Mitglied von BTS werden sollte. Ich weiß auch nicht warum genau zu euch und nicht einfach irgendeine andere Gruppe mit Mädchen, aber vielleicht lag es daran, dass euer Manager für euch ein neues Mitglied wollte. Mein Vater und ich haben in Tokio ziemlich arm gelebt und ich glaube, er hat einfach seine Chance ergriffen und mich bei eurem Manager vorgeschlagen, ohne zu berücksichtigen, dass ihr eine Boygroup seid. Er hat gesagt, dass ich hier ein angenehmeres Leben hätte, als in der kleinen Wohnung, in der es nicht mal immer drei Mahlzeiten am Tag gab." Sie stockte, senkte ihren Blick zum Boden und atmete tief ein. Ich glaube, für sie ist das auch ziemlich schwer, die ganze Zeit zu versuchen, nicht aufzufliegen.

"Heißt du wirklich Ichigo?", fragte ich und schaute ihr in das Gesicht, wobei ihr Blick weiterhin auf dem Boden gerichtet war. Meine Frage entlockte ihr ein kleines Lächeln, "Nein, natürlich nicht. Ich heiße eigentlich Megumi und ich habe auch keine Schwester, falls das deine nächste Frage sein sollte." Nun schaute sie mir wieder ins Gesicht und lächelte, ich musste aber auch lächeln. Doch sie schaute plötzlich traurig zum Boden und fing wieder an zu reden, "Wirst du mich verraten?"

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Schließlich waren wir Freunde. . .Zwar erst nach ein paar Tagen, aber die Person die ich kennen gelernt habe, möchte ich nicht so schnell aus meinem Leben verjagen. "Nein. Ich helfe dir dein Geheimnis zu bewahren." Von ihr hörte ich ein leises 'Danke', bevor es wieder still wurde.

"Kannst du nur vergessen was du vorhin im Bad gesehen hast?", beschämt schaute sie auf den Boden und stand auf. Sofort spürte ich wie die Wärme in meine Wangen vor Peinlichkeit strömte. "Klar! Schon vergessen! Ich meine, ich hab doch eh nichts gesehen." Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf und stieß ein verzweifeltes Lachen aus.

Aus irgendeinem Grund fingen wir beide an zu lachen, das lockerte die Stimmung zwischen uns auf. "Okay, ich glaube das heißt, wir bleiben normal befreundet.", fügte ich noch hinzu und sie nickte während sie immer noch lachte. "Gehen wir nach Hause?", ich nickte nur als Antwort und wir machten uns auf den Heimweg.

Ich bin nur froh, dass anscheinend alles normal zwischen uns bleibt. . .

Zuhause angekommen empfängt uns ein wohlriechender Geruch, der direkt aus der Küche kam. Wir folgten dem Geruch und sahen den bereits gedeckten Tisch und ich spürte wie mein Magen sich laut meldete. Megumi starrte erschrocken auf meinen Bauch und begann zu lachen als er ein lautes Grummeln von sich gab.

Die anderen Jungs saßen bereits am Tisch und wir gesellten uns zu ihnen. Hin und wieder sah ich zu Megumi hinüber und erst jetzt fiel mir auf, dass sie doch ziemlich starke weibliche Züge hatte, die nur nicht so stark auffielen.

Ich werde auf jeden Fall, mit ihr, auf ihr Geheimnis aufpassen. . .

Undercover Gender | BTSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt