3. Allabendliches Ritual

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Am Abend saß ich genervt aber trotzdem ruhig auf der Couch und trank Scotch. Das war inzwischen eine Art tägliches Ritual für mich geworden, mich allabendlich etwas zu betrinken. Zumal es meinem Körper ja nicht schadete, der heilte ja nach jedem meiner unzähligen Besäufnisse, Verwundungen und Tode wieder vollständig, also war es doch egal, was ich tat. *Belial, du sturer Esel, jetzt antworte doch endlich mal wieder, dieses Schweigen kotzt mich an und ich weiß ganz genau, dass du mich hören kannst!* knurrte ich sauer. Ich wartete auf eine Antwort oder irgendein Zeichen, aber natürlich kam nichts davon, was erwartete ich auch, das ging ja schon seit einer Woche so. Seit er vor mehr als einer Woche verschwand, ignorierte mich der arrogante Sack. Wenn ich ihn wieder in die Finger krieg, dann wird er sich wünschen, nie geboren zu sein! Ich werde ihn sowas von in Stücke reißen! Ich werde ihm seine Wirbelsäule herauszureißen und ihn damit auspeitschen, selbst die Schreie der Verdammten werden nichts gegen seine Schreie sein! Ich war sowas von wütend auf ihn, deswegen ertränkte ich meine Wut jetzt einfach in Alkohol, das funktionierte zumindest besser als ständig wegen jeder Kleinigkeit um sich zu schlagen, so wie heute Mittag. Klar, es war eigentlich keine Lösung, fast den ganzen Tag nur betrunken zu sein, aber das interessierte mich nicht im geringsten. Ich verabscheute Verrat zutiefst, er hatte mich einfach so im Stich gelassen, das kam dem eigentlich schon so ziemlich gleich, denn er hatte mich einfach so allein gelassen, obwohl er doch immer bei mir bleiben wollte! Das machte mich so unglaublich wütend, dass ich am liebsten alles und jeden vernichten würde. Das wäre zumindest eine wirklich gute Ablenkung, aber Luzifer würde mich dafür köpfen, deswegen ließ ich es lieber sein. In letzter Zeit trank auch James nicht mehr so oft mein Blut, wer will schon mit Alkohol verseuchtes Blut? Das konnte ich sogar noch verstehen und vielleicht war es auch besser, wenn er mir nicht all zu oft nah genug kam, um mein Blut zu trinken. Denn ich brauchte ihn noch, sein Tod wäre mir nun wirklich äußerst lästig. Ich meine, klar, meine teuflischen Pläne bezüglich Jake hatten sich nicht geändert, aber es fiel mir zunehmend schwerer, nicht aus der Rolle zu fallen. So langsam war es an der Zeit, dass die Hölle bekommt, was sie immer wollte. Meine Augen glühten dämonisch auf und ich musste mich konzentrieren, um mich selbst wieder zu bändigen und nicht einfach alles dem Erdboden gleich zu machen. Am nächsten Tag befand ich mich wieder hier. Ich sah auf meine Finger, um die sich mal wieder die Flammen des Höllenfeuers wanden, ich mochte die schwarzen Flammen, die nur ich so bändigen konnte und die selbst in Dämonen Todesangst verursachten. Ich hob die Hand und ließ die Flamme über meinen Unterarm tanzen, es war ein angenehmes Gefühl, das mich meiner Heimat näher fühlen ließ, oh ja, das erinnerte mich an die Hölle. Ich hörte erneut Schreie und fühlte mich nun wirklich wie Zuhause, nur die Wärme der immer brennenden Feuer, diese Dunkelheit und die ganzen Dämonen fehlten noch. Die Todesschreie dort draußen klangen ja sowieso schon wie die Schreie der verdammten Seelen. Ich lächelte und in schwarzem Feuer erschien ich auf dem Schlachtfeld. Ich hob die Hand und ein gutes Dutzend feindlicher Vampire wurde in die Luft gehoben, ich liebte Telekinese, dann entzündete ich sie mit dem Höllenfeuer und ihre Schreie durchfuhren meinen Körper, ich spürte es. Wie Zuhause, das weckte Sehnsucht in mir. Bald darauf verklangen ihre Schreie und ich stürzte begeistert mich in die Schlacht.

Ich  & der Dämon, der mich wahnsinnig machteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt