16. Gedankenwelt

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Aber bis du deine Gedanken nicht besser schützen kannst, wirst du nicht in meinen herumwühlen." antwortete er ernst. Ich seufzte tief, verdammt nochmal ich bin jetzt erst recht neugierig. Er lachte und küsste mich kurz auf die Lippen, ehe er uns wieder in die Realität beförderte. ,,Daran wirst du jetzt arbeiten, Kleines. Du wirst dir eine Mauer erbauen." erklärte er direkt. ,,Aber ich kann das nicht, ich krieg einfach meinen Kopf nicht leer." beschwerte ich mich. Plötzlich küsste er mich voller Leidenschaft, ehe er sich von mir zurück zog. Ich verstand nicht, nutzte aber die Gunst der Stunde und versank in meinem Geist. Unzählige Erinnerungen schwirrten bunt herum. In der Mitte waren meine eigenen Gedanken, bunt und wirbelnd, derzeit aber ziemlich leer. Ich schritt voran und sah gezielt einer meiner letzten Erinnerungen entgegen. Ich duckte mich dabei unter einigen meiner Erinnerungen hinweg, bis ich schließlich vor der Erinnerung stand. Es war die Erinnerung an Luzifers Mauer, wie ich sie umrundete und daran hochkletterte. Ich steckte die Hand aus und berührte sie. Ich fühlte mich, als würde ich es nochmals erleben. Ich riss mich schließlich von dieser Erinnerung los, indem ich die Hand zurück zog. Ich konzentrierte mich und stellte mir vor, wie ich die Erinnerung kopierte und diese dann wie ein Bild auf meinem Tablet vergrößerte. Sie war jetzt riesig und ich zog die Mauer aus der Erinnerung heraus in meinen Kopf. Ich teleportirte mich davor und trat auf die Mauer ein, bis ich eine tiefe Einbuchtung darin hinterlassen hatte, die einem riesigen Raum glich. Ich festigte die Mauer und baute vor diese tiefe Einbuchtung ein riesiges Flügeltor. In dieses warf ich meine grausamsten Gedanken hinein, alles was mit Folter und Mord zutun hatte, platzierte ich dort. Wer nun uneingeladen in meinen Kopf eindrang, würde unwillkürlich auf diese Tür stoßen und sie schließlich öffnen. Dann würde er direkt diese Gedanken vollkommen realistisch in einer Dauerschleife durchleben. Das war eine brillante Falle für Einbrecher, die dann ganz sicher nie wieder in meinen Kopf eindringen würden. Aber für die, die ich in meinen Kopf einlud, würde es dieses Problem nicht geben. Ich würde sie einfach durch die Mauer hindurch in einen Vorraum passieren lassen, in dem ich sie erwartete. Oder zumindest zwei Wächter, die wie ich aussahen, allerdings in schwarzer Kleidung mit Schulter, Brust, Unterarm, Ellenbogen, Schienbein und Kniepanzerung aus schwarzem dämonischen Eisen das leicht gräulich schimmerte. Sie trugen beide rechts und links je einen hüftlangen Zopf schwarzen Haares, was die zwei kindlicher wirken ließ. Allerdings waren beide mit einer schwarzen Hellebarde mit Speerspitze bewaffnet. Ihre Augen schimmerten dunkelrot, sie waren blass und wirklich hübsch. Unter der Rüstung trugen sie ein schwarzes Kleid bis ca. zur Hälfte der Oberschenkel, schwarze Overknees, schwarze Stiefel und ellenbogenhohe schwarze Handschuhe. Ich blieb vor ihnen stehen und blickte sie (in ihren für die Flügel rückenfreien Kleidern) ernst an. Sie hatten keine Namen, das war auch gar nicht notwendig, sie waren nur eine Manifestation meiner Gedanken. Sie traten von dem Tor zurück und es schwang für mich auf. Ich nickte ihnen knapp zu und schritt hindurch. Hinter mir schloss es sich wieder. Vor mir befand sich meine Gedankenwelt und wenn ich sie umrundete, traf ich auf denselben Flur, den ich bei Luzifer gesehen hatte. Ich hatte ein paar schlechte Erinnerungen hinter wackelnde Türen mit eisernen Ketten verfrachtet, die meisten Türen waren aber nur angelehnt oder nicht zumindest nicht abgeschlossen. Weiße Türen standen für gute Erinnerungen aus meinem menschlichen Leben, die schwarzen und roten Türen stand für meine dämonischen Erinnerungen. Der Flur bei mir war dem in der Hölle zwar ähnlich, die Wände sowie die Decke waren genauso steinern und schwarz wie dort, auch Fackeln erleuchteten den Flur, aber der flauschige Teppich am Boden war anthrazitfarben und noch weicher, so dass man zu schweben glaubte. Ich grinste zufrieden und erschien in der Realität wieder. Ich sah Luzifer amüsiert an. ,,Fertig." verkündete ich. ,,Das ging ja schnell, dann seh ich mir das mal an. Er versank in meinen Augen und ich beeilte mich, ihm zu folgen. Wie ich bereits befürchtet hatte, befand er sich direkt vor der Tür, der schmerzhaften Falle. ,,Luzifer, warte!" schrie ich, doch er durchschritt unbeirrt die Tür. Verdammt. Fluchend öffnete ich die Augen und ich sah direkt in Luzifers schmerzerfülltes Gesicht. Ich dachte nicht lange nach und verpasste ihm eine. Leider war es nicht so einfach, es zwang ihn nicht zum Aufwachen. Er hing anscheinend fest. Ich ging wieder in meine Gedankenwelt und durchschritt die Tür der Falle mit geschlossenen Augen. Ich ertastete Luzifers Aura, packte ihn am Arm und zog ihn mit mir wieder hinaus. Als ich die Tür zu warf, öffnete ich die Augen und blickte in Luzifers Gesicht. ,,Verdammt nochmal was zur Hölle war das und wieso tut meine Wange weh?" fragte er mich sichtbar gereizt. ,,Du bist direkt in die Falle für ungebetene Eindringlinge getappt, Luzifer. Ich wollte dich noch zurück halten, aber ich war zu langsam. Also bin ich zurück in die Realität und habe versucht, dich anders aufzuwecken, schneller eben..." gab ich verlegen zu. ,,Du hast mir eine Ohrfeige verpasst?" fragte er bedrohlich und ich wich zurück.

Ich  & der Dämon, der mich wahnsinnig machteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt