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Tod.
Ein Thema worüber viele nicht gerne reden. Für mich war das jedoch immer ein großes Thema. Als ich fünf Jahre alt war starb mein Vater. Er war wortwörtlich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Er wurde erschossen bei einer schießerei in einem Kiosk. Er war auf der stelle Tod.
Mit acht starb meine einzigste Oma an Lungenkrebs. Mit neun meine Opa dann, er ist ganz friedlich eingeschlafen.
Mit 21 nahm mein Bruder sich das Leben, da war ich 15.
Und jetzt starb meine Mutter kurz nach meinem 17 Geburstag an einem plötzlichen Herzinfarkt.
Somit war ich mit meinen 17 Jahren auf insgesamt fünf Beerdigungen.
Läuft also bei mir.
Ich wäre dafür jetzt erstmal auf keiner mehr zu gehen. Ich habe schon meine ganze Kraft auf der Beerdigung meine Mutter gelassen....

"Anni kommst du wir müssen jetzt echt los" ich schaute noch einmal in den Spiegel. Ich trug eine schwarze Jeans, eine schwarze schlichte Blus und meine Vans.
Standart Beerdigungs Outfit halt.
Na dann mal auf.

Ich fuhr zusammen mit Luise und ihrem Mann zum Friedhof.
So wie immer schwiegen wir uns mal wieder an. Hört sich echt scheiße an aber das wird zur Gewohnheit.
Und immer lief es wie in einem Film ab. Als wenn ich gar nicht anwesend wäre nur mein Körper zur Show.

Dean öffnete die hinter Tür und reichte mir seine Hand.
Ich schaute ihn gar nicht erst an, stieg aus und lief Richtung Kappele.
"Mach dir nichts raus Dean. Sie verarbeitet das auf ihre Weise."
Ich verdrehte meine Augen steckte meine Hände in meine Hosentasche und  ging einfach von den beiden weg.
Schrecklich ne Pädagogin in der Familie zu haben. Das ist so als würde dein Lehrer dir die ganze Zeit im Nacken sitzen.
Zum kotzen.

An der Kapelle angekommen lief ich an den ganzen Leuten vorbei und ging schon rein. Ich setzte mich vorne auf die erste Bank und schaute auf die Urne.
Für andere mag dieser Tag nur ein Tag sein an dem sie Abschied nehmen von einem Menschen den sie gemocht haben. Für mich ist dieser Tag jedoch der Tag an dem ich Abschied von meinem Leben nehme, abschied von meiner Mutter die mich jetzt zur Waise machte.
Ich kann mich glücklich schätzen das ich noch Geschwister habe. Das ich nicht so Ende wie andere die ihre Eltern verlieren und dann alleine da stehen. Früher habe ich mir immer gesagt die sollen sich nicht so anstellen. Doch jetzt kann ich das nach voll ziehen wenn man auf einmal alles aufgeben muss weil man einen Mensch aus seinem Leben verliert der eigentlich dein Leben ist.

Ich blickte neben mich und in dem Moment wurde auch schon nach meiner Hand gegriffen.
Nora lächelte mir nur aufmunternt zu und drückte meine Hand.
Ich versuchte auch zu Lächeln und richtete meinen Blick auf den Boden.
Die Musik fing an zu spielen und die Kapelle füllte sich.

Die Musik stoppte und die Leute wurden ruhiger. Jetzt kam mein Auftritt.
Das war mein letzter Wunsch.

"Wir haben uns heute hier versammelt um Abschied zu nehmen von Manuela. Und ich möchte jetzt auch gar nicht mit diesem Standart Quatsch anfangen. Ich ziehe das jetzt mal anders auf.
Meine Mutter war ein Mensch der nicht die Norm mochte. Sie hat sich die Welt so gemacht wie sie ihr gefällt und hat das gemacht was sie mochte.
Ich möchte das wir uns alle einen Moment in Gedanken rufen der typisch Manuela war."
Der größt Teil der Leute fing an zu schmunzeln.
"Genau das ist es was sie sich gewünscht hat. Das nicht geweint sondern gelacht wird. Wir sollten sie alle genau so in Erinnerung halten.
Und ganz ehrlich Leute seit nicht traurig, sie ist jetzt bei ihren Eltern, ihrer Liebe fürs Leben und bei ihrem Sohn. Freut euch für sie."
Ich trat von dem Podest runter und verließ die Kapelle.
Ich hatte meine Lust auf die Ansage von Luise den eigentlich habe ich so ein Standart Text geschrieben den sie abgesegnet hat. Doch das wäre nicht ich gewesen und zu 300% nicht meine Mutter.
Ich setzte mich draußen auf eine Bank und hörte Luise ihre Stimme aus der Kapele drängen.
Sie lass gerade meinen Text nochmal vor. Wie süß.
Aber nichts für mich. Das ist genau das was mich an einer Beerdigung traurig stimmt. Dieses ewige gerede über die Person wo jegliche Lebens Abschnitte aufgezählt werden.

"Langweilige scheiße." Ich musste Lachen als Nora sich neben mich setzte.
Ich legte meinen Kopf an ihre Schulter.
"Alles gut bei dir?"
Nora nahm meine Hand und legte sie auf ihren Bauch.
"Der kleine versucht Kontakt auf zu nehmen."
"Mama hätte sich gefreut ihn kennen zu lernen."
Oh mist was geht denn jetzt bei mir ab?
Ich hatte das Gefühl das jemand mir die Luft abschnürt und dann passierte es ich fing an zu weinen als ich den kleinen tritt meines Neffen spürte.
Nora legte sofort ihren Arm um mich.
"Ich bin alleine, ich habe keine Eltern mehr."
"Hey du hast mich und Max und bald wird der kleine da sein."
Ich wusste gerade echt nicht was mit mir abgeht. Ich glaube ich habe gerade realisiert das meine Mutter tot ist.
Das ich hier alles aufgeben werde und nach Berlin gehen werde. 500 km weg von meiner Heimat.
Von heute auf morgen.
"Ich will das nicht. Mach das es aufhört."
Mein ganzer Körper fing an zu zittern. Ich steigerte mich immer mehr rein und bekam immer weniger Luft.
"Annika, Hey....Alles gut."
Noch nicht einmal reden konnte ich.
Mir wurde schlecht und schwindelig.
"Max!! Maximilian!"
Die Stimme von Luise in der Kapelle verstummte und kurz darauf hörte ich Max seine Stimme.
"Was ist los?"
"Sie muss hier weg, ich will nicht das sie zusammen klappt wie bei Theo."
Ich merkte wie Max seine Arm um mich legte und mich hoch hob.
Ich legte meine arme um seinen Hals und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

Scheiße ich bin wieder zusammen gebrochen......

Feelings SuckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt