Kapitel 16 - Die Hilfe

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Von einer inneren Unruhe getrieben, wachte ich auf. Ich lag im Innern des kleinen Raumschiffs am Boden. Irritiert merkte ich, dass meine beiden Arme kribbelten. Da ich eben erst aufgewacht war, brauchte ich einige Sekunden um zu realisieren, dass meine beiden Arme hinter meinem Rücken feststeckten - in engen Handschellen. Viel enger als diejenigen, die ich schon kannte, denn die waren mit einer Kette verbunden, sodass man etwas Spiel hatte sich zu bewegen. Diese nun hielten meine Arme straff hinter meinen Rücken zusammen, so eng, dass meine Arme eingeschlafen waren. What the hell?!

Ich versuchte vom Boden aufzustehen, was aber leider gar nicht so leicht ist, wenn man die Arme nicht benutzten kann... Ich schob mich daher mit dem Rücken an der Wand angelehnt langsam nach oben, sodass die eisernen Handschellen an der Wand laut kratzten. Kylo musste mich gehört haben, aber er blickte nicht zu mir her. Vielmehr zog er sich gerade seine schwarzen Handschuhe über. Sowieso hatte er sich umgezogen. Er trug wieder die volle schwarze Montur samt Umhang. Über sein T-Shirt hatte er wieder die dunkle Jacke angezogen und den Gürtel umgelegt.

„Ich verstehe nicht...!" setzte ich an, aber brach ab, da sich in meinem Hals ein gewaltiger Klos gebildet hatte. Ich konnte spüren wie sich in meine Augen Tränen anfingen zu sammeln. „Ben, bitte!?" versuchte ich ihn zu erreichen...

Daraufhin drehte er sich zu mir um, sein Blick wirkte irgendwie seltsam leer, ganz anders als gestern. Er kam auf mich zu, zögerte kurz, aber knallte mir dann eine mit seine behandschuhten Hand. Ich musste mich konzentrieren nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Da meine Lippen immer noch total trocken waren, rissen sie durch den Schlag sofort leicht auf, sodass ich der metallischen Geschmack von Blut in meinem Mund ausbreitete.

„Nenn mich nicht so!!! Und schon gar nicht, wenn andere in der Nähe sind!" herrschte er mich an und packte mich grob am Arm. Genau an der Stelle, wo ich schon einen blauen Fleck von seinem Griff hatte. „Au, du tust mir weh!", sprach ich, während er mich zum Schleusentor zerrte. Er atmete tief ein und streckte sich nochmal. „Sie sind da!" sprach er mit starren Blick nach vorne. „Was, wer ist da?" fragte ich zurück. Aber auch ich hatte fast zeitgleich eine Vibration im Boden gespürt. „Die Hilfe!", murmelte er mehr zu sich selbst.

Und im selben Moment glitt die Schleuse auf und offenbarte uns einen Blick auf ein dunkles Transportschiff, dessen Ladeluke gerade ausklappte. Und zu meinem Horror traten vier Sturmtruppler heraus, dicht gefolgt von General Hux, der seine Arme hinter seinem Rücken verschränkt hielt und seine Lippen verbissen aufeinander presste. „Ren!" nickte Hux Kylo schlussendlich zu und blieb vor uns stehen. „Sie sind spät, General!" blaffte Kylo zurück.

„Haben Sie etwa noch nicht herausgefunden, wo sich der Widerstand versteckt hält, Ren? Oder warum ist die da noch am Leben?" sprach Hux missbilligend und machte eine Kopfbewegung in meine Richtung. „Was macht die Nase?!" grüßte ich zurück. Kylos Druck von seinem Griff an meinem Oberarm verstärkte sich kurzfristig.

„Selbstredend, General!" fuhr Kylo fort. „Der Widerstand versteckt sich auf Pamarthe, völlig abgeschieden in den äußeren Randgebieten der Galaxie." Ich musste schlucken, als ich Kylo unser Versteck so gelassen aussprechen hörte. „Dort können wir aber nicht angreifen, ohne selbst zu Zielscheiben zu werden. Und sie werden den Konflikt mit uns vermeiden. Warum sollte der Widerstand sich raus trauen, wohl wissend dass er in gnadenloser Unterzahl ist?" Ich wagte die ganze Zeit nicht ihn anzusehen.

„Was wollen Sie dann tun, Ren?" fragte ihn Hux zurück. „Ganz einfach, General. Wir lassen sie zu uns kommen?" „Wieso sollten sie...?" setzte Hux an. „General Leia konnte nicht eingreifen, als ich Han Solo tötete. Sie kommt auch nicht für mich! Mich hat sie schon längst aufgegeben. Aber Leia wird kommen... Sie wird kommen, um ihre Ziehtochter zu retten!" Dabei schubste er mich kraftvoll nach vorne, so dass ich kurz vor General Hux auf die Knie fiel. „Darum ist sie noch am Leben!!" Kylo aktivierte das Lichtschwert und hielt es mir an den Hals. „Mutter, ich töte Sie! Wie Han Solo!" schrie er in den Himmel.

Dann sprach er direkt zu mir „Leia kann sich gegen mich abschirmen, aber ihre Sorge um dich, die kann ich an dir spüren... ich wusste nur nicht den Grund für eure Verbindung. Daher war es auch ein leichtes dich auf Pririttha zu lokalisieren. Dort habe ich auf dich gewartet!" Er deaktivierte das Lichtschwert. „Leia wird kommen, Rey wird kommen. Und dann schlagen wir zu!"

Während seiner letzten schrecklichen Worte ging er an mir vorbei, sein dunkler Umhang schlug mir dabei an den Oberkörper. Ohne sich umzudrehen, lief Kylo die Laderampe hoch und verschwand im Innern des Transportschiffs. In meinem Kopf schrie ich ihm mehrere Schimpfwörter hinterher. Wie konnte er?!

Auch der General blickte Kylo hinterher und wendete sich danach wieder mir zu. „Bringt sie in die Zelle!" befehligte er den Sturmtrupplern. Sogleich packten mir zwei Truppler schroff unter die Arme und  zogen mich die Rampe hoch und hinein in das Transportschiff. Vor einer unscheinbaren grauen Tür blieben wir stehen! Augenblicklich öffnete sich die Tür und ich wurde hinein geschubst. Sofort schloss sich die Tür und ich war in dem kleinen, leeren fensterlosen Raum völlig allein. Unsicher blickte ich mich um. Frustriert setzte ich mich auf den Boden und lehnte mich an der Wand mit Blick auf die massive Tür gegenüber an. Wie konnte es soweit kommen?

Das war das erste Mal seit langem, dass ich mich wirklich alleine gefühlt habe...

Die dunkle OrdnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt