Kapitel 35 - Eins mit Sternchen

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Die Nacht was äußerst bescheiden. Notgedrungen hatte ich mich im Dunkeln in den Eimer erleichtert. Ansonsten wäre gar nicht an Schlaf zu denken gewesen. Ich wälzte mich die Nacht über auf der schmalen Pritsche hin und her und gerade als ich die optimale Schlafposition gefunden hatte, ging mit einen lauten Klicken wieder das grelle Licht in der Zelle an. Ich war mir sicher, dass dies außergewöhnlich früh, wenn nicht gar noch mitten in der Nacht, war, denn es dauerte eine halbe Ewigkeit bis ein Sturmtruppler meine Zelle betrat und mein „reichliches" Frühstück ohne Kommentar in der Zelle auf den Boden abstellte. Wenn die Taktik sein sollte, mich so unausstehlich wie möglich werden zu lassen, dann waren sie hier auf dem allerbesten Weg.

Diesmal aß ich mein Frühstück auf. Ich hatte schon bei meiner Zeit beim Widerstand gelernt, meine Geschmacksnerven auszuschalten. Ich war so schon nicht die körperlich stärkste, mich selbst dann noch zusätzlich auszuhungern, wäre arg kontraproduktiv. Das konnte ich mir unter diesen Bedingungen hier nicht leisten. Ich musste essen was ich bekam.

Seit dem Frühstück passierte lange Zeit nichts mehr. Ich war kurz drauf und dran meinen Unmut an diesem bescheuerten Eimer samt Inhalt auszulassen, als zwei Truppler meine Zelle betraten. „Mitkommen. Der oberste Anführer hat jetzt Zeit für dich!" wurde mir befehlsartig geboten. „Ich habe um keine Audienz gebeten!" antwortete ich gereizt zurück. „Klappe!" bekam ich nur zu hören, begleitet von einem wilden Rumgefuchtel mit der Waffe.

Zwei, drei Korridore später standen wir vor einer Tür, die mir latent bekannt vorkam und sekundenspäter in dem Raum, der mir noch bekannter vorkam. Allerdings war keine Spur von Kylo zu sehen. „Wo ist..." setzte ich noch an, aber die Truppler waren schon ohne weitere Worte wieder durch die Tür verschwunden.

Kylos Quartier sah noch genau so unordentlich aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Neu war, dass sein Umhang verkrumpelt über einem der Stühle hing und zwei dreckige, schwarze Socken zerknüllt am Boden lagen. Das waren die einzigsten beiden Anzeichen, die von seiner Anwesenheit zeugten. Unschlüssig stand ich herum. Schläft der etwa noch? Das kann eigentlich nicht sein...

Plötzlich ging die rechte der beiden Türen im Raum auf und Kylo trat mit nassen Haaren und nur mit einem Handtuch um die Hüfte gebunden heraus. Mir stocke kurz der Atem und mein Körper machte Anstalten sich peinlich berührt wegzudrehen, aber mein Geist war zum Glück stärker und entschied sich ihm nicht die Genugtuung zu geben. Ich blickte ihn - hoffte ich - emotionslos an und gähnte einfach.

Das schien sichtlich nicht die gewünschte Reaktion zu sein, da sein überlegendes Lächeln verschwand und sich seine Augen leicht verengten. „Ich war duschen!" wollte er wohl seinen Auftritt erklären.

Auch wenn ich tatsächlich hoffnungslos übermüdet war, fand ich seinen Anblick keineswegs zum Gähnen. Sein Oberkörper war locker doppelt so breit wie meiner und jeder Muskel darauf war perfekt definiert. Besondern stachen auch die Muskeln rechts und links zwischen Leiste und Oberschenkel hervor, die den Blick zielgenau auf das lenkten, was sich zwischen den Beinen befand. Wann hatte er wohl Zeit dafür zu trainieren, oder waren das einfach nur gute Gene?

Und wollte er mich jetzt damit beeindrucken? Wenn ja... dann... dann... funktionierte das leider viel zu gut, musste ich mir eingestehen. Aber wie gesagt, die Genugtuung wollte ich ihm nicht geben.

„Ach was!" antworte ich daher zunächst trocken. Doch ich konnte mich nicht weiter zurückhalten. „Ich hätte wetten können, du hast so hinter der Tür gewartet, um dann hier rein zu stolzieren und mich rot anlaufen zu lassen oder sonst wie zu beeindrucken. Aber da muss ich dich enttäuschen. Das hat nicht funktioniert!" Oh, ich war so stolz auf mich, die Worte ihm flüssig und ohne irgendwie zu stottern entgegensetzten zu können.

Kylo legte leicht seinen Kopf schief und lächelte dabei. „Ah... Doch das hat es!" Dann kratzte er sich leicht genau an der Leistengegend, die ich gerade bewundert hatte und sprach noch dazu „Ich trainiere jeden morgen. Das sind keine guten Gene!" Oh shit... Okay, Fassung behalten.

Die dunkle OrdnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt