Kapitel 41 - Einzigartig

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„Ren, ich werde ganz sicher nicht den Babysitter spielen! Stecken Sie sie in die kleine Zelle. Sie kann sich gut und gerne dort zu Tode langweilen!" tönte der General ungehalten, als ihm Kylo seine Absichten offenbarte. Ich hatte mir schon auf dem Weg zur Brücke den Mund fusselig geredet, aber Kylo ließ sich nicht umstimmen. Ich hatte sogar das Gefühl, dass je mehr ich mich über den verordneten Brückendienst und General Hux beschwerte, desto mehr sah er sich darin bestätigt, dass das genau das richtige war. Insoweit stand ich nun still im Hintergrund an einem Schaltpult und hoffte, dass der General nicht etwa dachte, dass das hier irgendwie meine Idee sein könnte.

„Ich kann sie nicht hier auf der Brücke gebrauchen, geschweige denn beaufsichtigen! Hier gibt es sensible Informationen, zu denen jemand wie die hier, unter keinen Umständen Zugang haben darf!" fuhr Hux wild gestikulierend fort. „Sie sind der Mann für die Sicherheit, also wo wäre sie nicht besser untergebracht, als bei Ihnen in der Nähe!" antwortete ihm Kylo völlig gelassen.

„Das sehe ich nicht so! Womit habe ich das verdient?!" regte sich Hux weiter auf. „Sie missverstehen mich mal wieder General! Das dient nicht der Ihrigen Bestrafung, das ist eine Bestrafung für sie!" dabei deutete Kylo in meine Richtung. „Mit der da bin ich genauso arg bestraft, Ren!" „Hmm. Dann ist das eben so!" sprach Kylo fies lächelnd. „Aber..." „General, das ist ein Befehl! Sie bleibt heute hier bei Ihnen!"

Dann drehte er sich in meine Richtung und lächelte mich genau so hinterhältig an, wie eben den General. „Viel Spaß! Ich kann es kaum erwarten wie sehr du dich heute Abend wieder über meine Gesellschaft freuen wirst!" hörte ich ihn in meinen Kopf sprechen. Er hatte wohl nicht den Arsch in der Hose das laut hier vor dem General und den auf der Brücke versammelten Offizieren und Soldaten auszusprechen. „Ja? Pass bloß auf, dass du dich nachher noch freuen kannst, mich wiederzusehen! Dafür kann ich nicht garantieren...", drohte ich ihm für jedermann hörbar zurück!

Kylos Blick verfinsterte sich kurz, dann schnaubte nur belustigt auf, bevor er sich von der Brücke zügigen Schrittes entfernte.

Mit seinem Abgang ruhten nun alle Augen unangenehm auf mir. Ich verschränkte schon mal passiv-aggressiv meine Arme vor meinem Oberkörper. Der General fuhr sich über seine nach hinten gekämmten Haare, bevor er sich an mich wandte. „Es sieht fast so aus, wie als würde dir auch nicht gefallen, was Ren dir befehligt?"

„Kylo hat mir gar nix zu Befehligen. Er ist Ihr oberster Anführer! Nicht meiner!" antwortete ich ihm trotzig. „Ich glaube das sieht Ren etwas anders!" „Der sieht ne Menge anders als ich!" „Aha, Ärger im Paradies, oder was?" entgegnete Hux süffisant und seine Miene hellte sich sogleich etwas auf. „Doch nicht der geheimnisvolle noble dunkle Ritter? Hat er endlich sein wahres hässliches Gesicht gezeigt, gegen das du aus unerfindlichen Gründen bisher immun warst, obwohl er es äußerlich auch noch ganz offen zu Schau stellt." „Hä? Was meinen Sie?" kam es augenblicklich aus meinem Mund, obwohl ich mir eigentlich sicher war, dass ich seine Antwort gar nicht hören wollte.

„Na komm schon! Jeder hier auf dem Schiff hat gesehen, wie er dich in sein Quartier getragen hat. Du warst bewusstlos und oben drein betrunken. Da braucht man keine Phantasie um zu wissen, was er mit dir angestellt hat!" fuhr Hux genüsslich fort und sprach so laut, dass das jeder hören konnte. „Schließen Sie nicht voreilig von sich auf andere! Nur weil Sie bei einer Frau nur zum Zuge kommen, wenn sie bewusstlos ist, muss das nicht zwangsläufig für Ihren Obersten Anführer gelten."

Einer der Offiziere in der Nähe des Fahrstuhls hustete leise, ansonsten wagte keiner ein Geräusch zu machen, geschweige denn seiner verdammten Arbeit nachzugehen. "Stimmt, der kann sie auch mit Hilfe der Macht dazu zwingen. Macht er das bei dir auch?" überspielte Hux schnell meinen Seitenhieb.

„Macht es denn Ihnen Spaß mit einer Frau zu schlafen während Sie Ihr ihre Pistole an den Kopf halten? Hmm...? Naja, wahrscheinlich macht es das sogar!" Bei jedem Wort, das ich sprach, wurde Hux Kopf eine Nuance röter.

„Ja, den Wunsch mit der Pistole kann ich dir auch gleich erfüllen? Du gehörst schon längst erschossen!" echauffierte sich der General weiter.

„Sie bringen mich nicht um! Sie haben viel zu viel Schiss vor Kylo Ren! Ich hingegen habe Sie nur noch nicht umgebracht, da ich noch nicht das richtige Gerät dazu in meine Finger bekommen habe. Ich hatte auch schon erwürgen überlegt, aber Sie haben einen viel zu dicken Hals!" spuckte ich ihm entgegen.

Hux kam auf mich zu. Seine Gesichtsfarbe entsprach mittlerweile seiner Haarfarbe. „Für eine so kleine und unbedeutende Person, hast du eine wahnsinnig große Klappe!" tönte er dabei.

„Ja, Danke schön! Für einen so großen Kopf wie den Ihrigen haben Sie dafür ganz schön wenig Gehirnzellen!" entgegnete ich ihm und scannte parallel den Raum nach meinen Flutmöglichkeiten ab. Die gingen leider gegen Null.

„Tzzz.. Wo wir wieder bei deinen Manieren wären... Da dein Aufenthalt hier anscheinend doch von längerer Dauer sein wird, lohnt es sich vielleicht doch in deine Erziehung zu investieren!" fuhr Hux bedrohlich fort und ließ seine Hände unangenehm laut knacken.

„Du kleine dumme Waise! Deine Eltern wussten schon, dass sie ohne dich besser dran sind!" provozierte er mich dabei weiter.

„Und Ihre Eltern haben Ihnen einen Namen gegeben, sodass sie Sie selbst immer mit Arsch anreden können. Das zeugt auch nicht nach viel Elternliebe! Überhaupt hoffe ich nicht, dass das Absicht war!" „Was?" „Ihre Geburt! Ich hoffe nicht, dass Menschen so etwas böses wie Sie tatsächlich geplant haben!" Ich konnte dem General förmlich ansehen, dass Ihm gerade eine Sicherung durchgebrannt war.

„Packt Sie!" brüllte Hux sodann ungehalten. Die zwei Truppler in meiner unmittelbaren Nähe blicken sich kurz unsicher an und folgten dann doch dem Befehl ihres Generals. Hux wartete ab bis mich die beiden fest im Griff hatten und trat dann heran. Sein und mein Gesicht trennte nur wenige Zentimeter.

„Armes Mädchen... mit den großen dunklen Augen! Und das Feuer darin! Es ist tatsächlich in gewisser Weise faszinierend!" fuhr er plötzlich in einem völlig anderen Tonfall fort.

„Und Sie haben so ein Nichts-sagendes Gesicht, dass man nicht weiß ob man Sie schon mal gesehen hat oder das nur ein Migräneanfall ist, der einem gerade Kopfschmerzen verursacht!"

„Oh, Ich würde alles dafür geben, dich brechen zu sehen!" „Geben Sie mir noch zwei Minuten. Der Würgereiz ist schon da!" entgegnete ich ihm lautstark und das war noch nicht mal gelogen, auch wenn mir klar war, dass er damit was völlig anderes meinte. „... wenn da kein Feuer mehr in deinen Augen ist... und du um dein Leben bettelst... und alles tun wirst... um deinen kleinen WiderstandsArsch zu retten!" Er hatte mir während seiner letzten Worte, seine Hand unter mein Kinn gelegt und es so leicht angehoben, sodass ich ihm in die Augen blicken musste. „Aber das wird passieren... Und ich habe Zeit. Ich bin eh mehr der Genießer!" Die letzten Worte flüsterte der General schon fast und legte dabei seinen Zeigefinger erst über meine Lippen und fuhr anschließend langsam mit seinem Finger meinen Hals entlang...

„Fassen Sie mich nicht an! Nehmen Sie Ihre dreckigen Griffel von mir!" brüllte ich ihm wütend entgegen und versuchte mich dem Griff der Truppler zu entziehen. Ohne Erfolg. „Aber Ren..", fing Hux an. „Aber Ren... Aber Ren!" wiederholte ich im selben Tonfall. „Ziehen Sie mal Ihren Kopf aus dem Arsch und entwickeln Sie eine eigene Persönlichkeit! Den Vergleich mit Kylo Ren können Sie nur verlieren!"

„Ah ja, wie groß ist er denn? Von meinen Kadettinnen höre ich immer, dass er gar nicht so groß ist!" Das versetzte mir leider einen Stich in meine Magengrube. „Oh? Dachtest du, du bist so einzigartig! Das ist ja irgendwie süß!" bekam ich von Hux weiter zu hören.

„Ich hasse Sie!" brachte ich nur wütend hervor. „Na dann teilen wir doch immerhin ein Gefühl miteinander!" sprach der General leicht amüsiert.

„Bitte sperren Sie mich sofort in eine Zelle ein! Wenn ich hier noch länger bei Ihnen bleiben muss, verklage ich die erste Ordnung auf Schmerzensgeld! Und so viel Geld habt ihr gar nicht!" Hux schien kurz zu überlegen und nickte anschließend überraschenderweise.

„Gut! Ren hat befohlen, dass du hier auf der Brücke bleibst. Er hat aber nicht gesagt, was du tun sollst. Schmeißt sie da hinten in den Archivraum." Den letzten Satz hatte er an die Truppler gerichtet.

Während ich „abgeführt" wurde, ließ ich es mir aber nicht nehmen noch das letzte Wort zu haben: „Und wie Sie schon so schön sagten. So einzigartig bin ich nicht! Die anderen an Bord hier hassen Sie übrigens genau so! Die sagen es Ihnen nur nicht ins Gesicht!"

Die dunkle OrdnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt