Kapitel 15 - Im Regen

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Kylo musste nicht mehr seine Hand an meine Schläfe legen, um in meine Gedanken und Erinnerungen einzudringen. Mein Kopf tat auch gar nicht weh... es fühlte sich schon fast natürlich an, wie er sich meinem Kopf bemächtigen konnte. Und das gefiel mir gar nicht!

In meinen Worten war ich ihm ebenbürtig (wenn nicht sogar überlegen), aber ausgerechnet in meinem eigenen Kopf war ich ihm völlig ausgeliefert! „Nicht..!" brachte ich daher gerade noch so über meine Lippen, bevor ich unwillkürlich tief einatmen musste und sich Kylos rötlich schimmerndes Gesicht in einen weißen Nebelschleier vor meinen Augen auflöste...

Es regnet. Ich betrachte meine Schuhe, die sich durch den Regen noch dunkler gefärbt haben, wie sie mechanisch einen Schritt vor den andern setzen. Vor mir laufen dunkel gekleidete Leute, hinter mir laufen weitere... Ich bin allein. Ich bin 14 Jahre alt und es ist der Tag der Beerdigung meines Vaters. Er war wenige Tage vorher seinen Verletzungen erlegen.

Es waren unruhige Zeiten, die Hosnian Prime bzw. der Republikanische Senat erleben musste. Es gab schon länger Zwietracht im Senat, verbunden mit kleineren Attentaten der rechtsextremen Lager der Zentristen-Partei. Die politischen Lager waren gespalten, Zentristen wie Populisten trauten sich nicht mehr über den Weg, was schlussendlich dazu führte, dass der Senat nicht mehr Handlungsfähig war. Die Lösung sollte die Wahl eines ersten Senators bringen, der die Parteien wieder einigen sollte, der aber auch mit entsprechender Macht ausgestattet werden sollte.

Wenige Tage vor der Wahl versammelten sich die Mitglieder der Populisten-Partei, darunter mein Vater, um den auserkorenen Kandidat Tai-Lin Garr nochmal ihre Unterstützung auszusprechen. Mein Vater war auch im Gespräch gewesen zu kandidieren, aber er wollte nicht. Ich glaube er wusste schon, dass der Posten nur Unglück bringen wird. Mein Vater war ein schlauer Mann. Trotzdem sah er den Anschlag nicht kommen... Mitten in der Kundgebung ging eine Bombe hoch. Einige Teilnehmer waren sofort tot, mein Vater wurde von Splittern in der Brust getroffen... Die Splitter nahmen ihn mir dann zwei Tage später für immer.

Ich lege die Lieblingsblumen meines Vaters auf das frische Grab. Neben dem Namen meiner Mutter, steht nun frisch eingraviert der Name meines Vaters auf dem Grabstein. Der Regen mischt sich mit den Tränen in meinem Gesicht. Ich spüre plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Als ich hoch blicke, schaue ich in die geröteten, aber freundlichen Augen, von Senator Leia Organa. Sie war auch gekommen. Sie brauchte nichts zu sagen. Sie nahm mich in ihre Arme und hielt mich mehrere Minuten einfach nur fest.

Leia, wie ich sie ab dem Tag nannte, nahm mich bei sich auf. Ihr Apartment war sowieso zu groß für sie allein, wie sie zu sagen pflegte. Han Solo kam nur hin und wieder vorbei und Ben hatte für Zwecke seiner Ausbildung mit seinem Onkel Luke Hosnian Prime schon seit rund einem Jahr verlassen.

Ich folgte fortan Leia beinahe auf Schritt und Tritt und sie erzählte mir abends oft von den Ereignissen im Senat. Sie befürchtete Korruption im Senat und war eine der wenigen, die die erste Ordnung als Bedrohung gesehen und ernst genommen hat. Keine Frage wollte ich mich sofort als sich der Widerstand gegründet hatte, ihm anschließen. Aber Leia ließ dies nicht zu. Erst als ich alt genug war und meine schulische Ausbildung abgeschlossen hatte, durfte ich ein vollwertiges Mitglied des Widerstands werden.

Leia wurde in all der Zeit fast wie eine Mutter für mich, eine Mutter, die ich bisher nie hatte. Und sie konnte bei mir die Mutter sein, die sie bei ihrem eigenen Sohn nicht mehr sein konnte.

Ich liege in meiner Hängematte und höre Dabi'co unter mir in seiner Hängematte sanft schnarchen. Ich kann nicht schlafen und verlasse die kleine Baracke, die uns als Unterkunft dient. Ich blicke nach oben zu dem Mond, der von drei hellen Ringen umgeben ist. Hier waren wir gelandet, nachdem uns Rey mit dem Falken von Crait evakuieren konnte. Hier - gut versteckt - warten wir auf weitere Unterstützung. Auf Unterstützung, die unser Signal empfangen haben. Leia tritt neben mich und blickt ebenfalls nach oben zu den Mond.

In Leias Augen spiegelt sich ein roter Mond. Ohne jegliche Ringe. Seltsam... ?
Mir wird augenblicklich klar, in welche Augen ich wieder blicke... Es war vorbei. Ben hatte alles gesehen. Zwischen uns war nun alles „gesagt"! Erstaunlicherweise empfand ich eine Art von Frieden. Ich holte tief Luft, wie als wäre ich knapp am Ertrinken gewesen...

„Ich wollte dir das nicht zeigen!" war das erste was ich herausbrachte, nachdem ich wieder Herr meiner Reflexe und Stimmbänder war. Kylo blickte mich an, sein Gesicht wirkte entspannt und er lächelte fast, als er ungewöhnlich sanft sprach „Ich weiß!" Sodann nahm er mich in den Arm und drückte mein Gesicht gegen seine Brust. Heiße Tränen liefen mir über die Wange und tropften auf sein T-Shirt. „Ich weiß!", flüsterte er immer wieder, während er mich fest im Arm hielt, bis ich schließlich vor Erschöpfung eingeschlafen war...

Die dunkle OrdnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt