Kapitel 47 - Zu hoch

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Als ich am nächsten Tag aufwachte, hatte ich mal wieder kein Gefühl wie früh oder spät es war. Ich fühlte mich aber halbwegs erholt und stellte erfreut fest, dass Kylo immerhin nicht die Dreistigkeit besessen hatte, sich später ins Schlafzimmer zurückzuschleichen...

Meine Blase signalisierte mir, dass es jedenfalls nun Zeit war, schleunigst das Bett zu verlassen. Ich streckte mich kurz und stellte mich innerlich schon drauf ein, einem schlecht gelaunten Kylo Ren gleich entgegenzutreten. Die Vorstellung wie er die letzte Nacht verbracht haben musste, zauberte mir dabei ein kleines zufriedenes Lächeln auf die Lippen.

Mein Lächeln gefror mir aber sogleich im Gesicht, als ich die Schlafzimmertür nicht öffnen konnte. Die automatischen Sensoren erkannten mich nicht und auch mechanisch ließ sich die Tür nicht öffnen. Ich kannte das zu gut von der großen Tür außen, aber hier im Inneren von Kylos Quartier war das neu. Ging das überhaupt?

„Fuck! Mach auf!" schrie ich trommelnd die Tür an. Dabei galt das natürlich nicht der Tür, sondern der Person, die sich dahinter befinden musste und das bestimmt wahnsinnig witzig fand. So ein Bastard! „Öffne die scheiß Tür, Kylo!" fluchte ich lauthals weiter und trat dagegen. Nix passierte! Mich früh am morgen so zu reizen war für niemanden gut, va. wenn ich noch keinen Kaffa hatte und, was fast noch schlimmer war, wenn ich dringend Pipi musste.

Als ich schon drauf und dran war, mich einfach dann aus Trotz auf den kleinen Teppich hier auf dem Linoleumboden zu erleichtern, glitt die Tür plötzlich lautlos auf... Kylo lehnte entspannt am Tisch gegenüber genau in meinem Blickwinkel und hielt die Arme verschränkt vor der Brust.

„Na, Sehnsucht nach mir?" wurde ich von ihm begrüßt, während ich hastig aus der Tür trat.

„Wenn ich dich erinnern darf, du wolltest doch Abstand gestern!" setzte Kylo noch süffisant nach. Ich würdigte ihn keines Blickes während ich ihm antwortete: „Keine Angst, ich will immer noch nicht zu dir! Ich muss einfach nur aufs Klo!"

Auf halbem Weg zum Badezimmer blieb ich stehen... und drehte mich doch zu ihm um. „Aber stimmt schon. Euch beide trennt eigentlich nicht so viel voneinander!" „?" Kylo kapierte nichts und seine Stirn schlug Falten, während er mich verständnislos anblickte. „Naja, genau genommen trennt euch nur ein Buchstabe. Das Ypsilon!" „Bitte?" „Naja, Klo und Kylo! Hast du dich deswegen so genannt? Weil du auch voll mit Scheiße bist?"

Kylo entglitten augenscheinlich sämtliche Gesichtszüge, während ich den Moment nutzte mich schnell ins Badezimmer zu „retten". Ok, das eben war vielleicht ein bisschen hart, aber so tickt eben mein Gehirn. Ich kann das irgendwie nicht kontrollieren...

Ich zögerte meine Zeit allein im Bad so lang heraus wie ich nur konnte. Mein Spruch eben hatte Kylos Laune bestimmt nicht steigen lassen. Ich war daher leicht angespannt, als ich aus dem Badezimmer trat. Kylo lehnte noch exakt an der gleichen Stelle am Tisch, immer noch mit den Armen vor der Brust verschränkt. Als sich unsere Blicke trafen, schüttelte er nur abschätzig  seinen Kopf.

„Zieh dich an! Wir gehen auf eine Reise!" entgegnete er knapp und schlug dabei einen unfreundlichen Befehlston an. „Was? Jetzt gleich?" platzte es überrascht aus mir heraus. „Tschuldigung! Brauchst du etwa Zeit zum Packen?" setzte Kylo süffisant hinterher, der Tatsache wohl bewusst, dass ich hier über keinerlei eigene Sachen verfügte. Nicht mal die Socken oder Unterwäsche, die ich trug, waren meine eigenen. „Ich bin nur etwas überrascht, da du nicht dein übliches Reise-Kleid trägst!"

Tatsächlich trug er noch dieselben Klamotten wie gestern und nichts deute daraufhin, dass er aufbruchsbereit war. Hatte er denn sein Lichtschwert bei sich? Ich hatte das schon lange nicht mehr gesehen. Demonstrativ rutschte Kylo ein Stück zu Seite und da lag der Griff von seinem Lichtschwert. „Ich BIN fertig! Los! Beeile dich! Wir werden schon erwartet!"

Die dunkle OrdnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt