Kapitel 67 - Der Prozess (Teil 2)

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„Du hast auf mich geschossen!" war zum ersten Mal Kylos Stimme verzerrt durch den Helm zu hören. Sofort stellten sich meine Nackenhaare auf. Das klang völlig kalt, ohne jegliche Emotionen.

„Ziehe das Ding gefälligst aus, wenn du mit mir sprichst!" forderte ich ein und erhob dazu noch meinen Zeigefinger.

„Du hast mich getroffen!" erwiderte Kylo nochmal und machte absolut keine Anstalten sich dieses dunkel glänzende Ding vom Kopf zu nehmen. „Ich hätte sterben können...".

„Bist du aber nicht!" Er saß hier ja lebendig vor mir, beziehungsweise das was von ihm übrig geblieben war... ich konnte es nur schwer beschreiben, aber irgendwie hatte sich seine ganze Aura verändert.

„Unserem exzellenten Med-Team ist es gelungen den obersten Anführer vor schlimmeren Folgen zu bewahren... Die Widerständische hatte eine wichtige Vene getroffen, der oberste Anführer hätte einen Arm verlieren können...!" schaltete sich ungefragt General Hux ein und merkte mal wieder nicht, dass er störte.

Ich rollte nur mit meinen Augen. „Oh, dann hätte er doch weiter seinem Großvater und Onkel nacheifern können. Ist nicht „Arm verlieren" so ein Familiending? Hatte denen zumindest auch nicht geschadet! Du hättest mir folglich danken sollen, wenn es so gekommen wäre..."

Es entging mir nicht, dass Kylos Schultern leicht nach vorne sackten. Sein ganzer Körper verkrampfte sich gerade. Das war niemals ein gutes Zeichen. Irgendwas ging in ihm vor. Ich stellte mich schon darauf ein, dass er gleich wütend aufspringen würde, sein Lichtschwert zücken oder einfach nur laut rum schreien würde.

Um so überraschter war ich, als er nur wieder langsam und beherrscht seine behandschuhte Hand erhob und seine Fingerspitzen in meine Richtung streckte. Seine Hand zitterte dabei, wie die eines alten Mannes.

„Was tust du da?" entfuhr es mir verwirrt. „Wenn du was von mir willst, musst du schon aufstehen!"

Aus meinen Augenwinkeln nahm ich war, wie zwei der Ritter ihre Köpfe zusammensteckten und tuschelten. Sie waren augenscheinlich auch irritiert... und auf einen Schlag war mir klar, was hier gerade für Irritation sorgte. Ein Kylo Ren musste nie aufstehen, wenn er etwas wollte, mit Hilfe der Macht konnte er sich alles nehmen!

Vorsichtig drehte ich mich daher um, um zu überprüfen, ob er nicht vielleicht den Truppler hinter mir an die Wand geklatscht hatte. Denn ich hatte absolut nichts gespürt... überhaupt, warum hatte er nicht mittels seiner Macht mit mir gesprochen?

Und da traf mich die Erkenntnis wie ein Tritt von einem Tauntaun. Ich schloss meine Augen und hörte in mich hinein... ich atmete tief ein und aus. Ich hörte meinen Herzschlag. Sonst war da Ruhe... kein Rauschen, keine andere Atemfrequenz, kein fremder Herzschlag! Da war nichts, das war ich... nur ich, da war niemand in meinem Kopf!! Ich öffnete meine Augen wieder.

„Du kannst nicht mehr...!" setzte ich an.

„Still!" ertönte Kylos Stimme fordernd unter dem Helm hervor.

„Doch, du wolltest mich gerade..."

„Nein!" unterbrach mich Kylo wieder barsch.

Ich konnte es gar nicht glauben. Wieso war unser Band durchbrochen? Es war immer ein leichtes für ihn gewesen meine Gedanken zu lesen. Seit dem er mich auf Pririttha mitgenommen hatte, benutze er seine Macht als Standleitung in mein Gehirn. Ob ich es wollte oder nicht.

Ich holte nochmal tief Luft und fuhr energisch fort: „Du bist gar nicht sauer, dass ich auf dich geschossen habe, du bist sauer, dass ich dich aus meinem Kopf vertrieben habe. Oh... du bist unsicher, du weißt nicht mehr was ich fühle. Deswegen konnte ich dich überhaupt treffen, du hattest es nicht kommen gesehen, weil du nicht mehr meine Gedanken lesen konntest. Du kannst mich nicht mehr kontrollieren!"

Die dunkle OrdnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt