Kapitel 33 - Das Versprechen

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Es war ein Tag wie jeder andere. Ihre Mutter hatte sie wie immer früh am morgen geweckt. Es war noch dunkel. „Nuri, wir müssen los!", wurde sie von ihrer Mutter ermahnt. Sie liebte ihre Heimat. Wirklich. Doch die vier Sonnen, die täglich ihre Sonnenstrahlen auf den Planeten warfen, bestimmten unerbittlich den Tagesablauf. Die meisten Arbeiten mussten früh am morgen oder erst in den Abendstunden verrichtet werden. Hatten sich mal die vier Sonnen am Himmel positioniert, verwandelte sich der Sand regelrecht in ein glühend heißes Lavafeld und man musste sich mit mehreren Lagen Stoff gegen die Sonnenstrahlen schützen. Jegliches trinkbare Regenwasser, was vor allem in der Nacht vom Himmel fiel, musste aufwändig in Tonkrügen gesammelt und gehortet werden. Dies war auch die Aufgabe an diesem morgen.

Beim Wasser sammeln hatte sie auch das erste Mal gemerkt, dass sie anders ist. Sie hatte, wie heute, ihrer Mutter geholfen die Tonkrüge einzusammeln und war dabei aus Versehen gegen einen der leeren Krüge gestoßen. Dieser wackelte daraufhin bedrohlich und drohte umzufallen. Sie hatte reflexartig ihre Hand nach dem Krug ausgestreckt und überraschend gespürt, dass das Gefäß auf sie reagierte. Obwohl der Krug schon am umkippen war, stoppte er beim Fallen und kippte wieder zurück auf seine ursprüngliche Position. Ihre Hand zitterte dabei die ganze Zeit. Seit dem Vorfall „trainierte" sie immer mal wieder, ob sie irgendwie Gegenstände um sich herum bewegen lassen konnte. Aber es dauerte eine lange Zeit bis ihr das wieder gelang.

Nach der Arbeit aß sie mir ihrer Mutter in der kleinen Lehmhütte, die sie unter einem Felsenvorsprung errichtet hatten, ihr Frühstück. Dies bestand hauptsächlich aus Früchten. Gerade als sie sich zur Mittagszeit hinlegen wollte, spürte sie, dass sie unruhig wurde. Sie wusste nicht warum, aber sie fand keine Ruhe und an Augenschließen war einfach nicht zu denken. Sie wusste sofort, als ihre Mutter in den Raum stolperte, dass was passiert war. „Nuri, Liebes! Wir müssen los!" wiederholte ihre Mutter genau die Worte, mit denen sie heute morgen schon einmal angetrieben wurde. Nur dieses mal sah ihre Mutter deutlich sorgenvoller aus. „Was ist los, Ma?"

„Du weißt, du bist einzigartig. Besonders, Nuri. Du bist so besonders, dass das auch im Universum nicht unbemerkt bleibt. Ich dachte ich könnte dich hier beschützen... Ich hoffte, ich... Aber er ist da!" schluchzte ihr Mutter und drückte sie fest an sich. „Wer ist da?"

Hinter ihrer Mutter traten zwei weitere Menschen in die Hütte, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ein Mann mit dunkelbraunen Haaren, braunen Augen, weißem T-Shirt und dunkelbrauner Lederjacke. Und ein Mädchen mit schulterlangen rabenschwarzen Haaren, ebenso dunkler Jacke und einer grauen Hose. Beide lächelten sie freundlich an. „Sie sind vom Widerstand! Sie wollen uns helfen. Sie wollen dich retten."

***

Poe und ich, sowie das kleine Mädchen und ihre Mutter rannten durch die üppige Vegetation der Insel. Wir hatten den Falken nicht weit entfernt von der kleinen, einfachen Siedlung am Fuße einer gigantischen Bergkette abgestellt. Versteckt unter riesigen Palmen und hohen Farnen. „Da lang! Es ist nicht mehr weit!" rief Poe uns zu und tatsächlich gelang es uns den Falken unbeschadet zu erreichen. Es hatte funktioniert. Das Mädchen war vorerst in Sicherheit. Poe begann sofort den Falken abflugbereit zu machen und hantierte wild im Cockpit umher.

„Hey, was stehst du hier so rum. Hilf mir! Wir müssen los!" hörte ich Poe rufen, der bemerkt hatte, dass ich keinerlei Anstalten machte mich neben ihn zusetzen oder irgendwie sonst behilflich zu sein. Ich stand einfach da. „Ich muss zurück!" hörte ich mich antworten und bin selbst überrascht über meine eigenen Worte. „Was? Das war nicht der Plan! Was ist los mit dir? Bist du noch im Schock!" brüllt Poe entgeistert zurück. „Ich muss, Poe!" hörte ich mich weiter sprechen. Mein Mund hatte anscheinend vor meinem Gehirn schon die entsprechende Entscheidung getroffen. „Das mit der neuen Basis der ersten Ordnung bekommen wir auch noch anders heraus... Das ist lebensmüde, wenn du zurück gehst!" sprach Poe verärgert und kam auf mich zu. Bevor er mich aber erreicht hatte, machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte davon. Aus dem Falken, durch die Palmen und Richtung Strand...

Die dunkle OrdnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt