Die dunkle Ordnung

Kapitel 28 - Ritter von Ren

Die Fahrstuhltür öffnete sich und wir befanden uns tatsächlich im Hangar der Finalizer. Dort befanden sich verschiedene TIE Fighter Klassen, kleinere Shuttles sowie Transportschiffe unterschiedlicher Größe. Die Beleuchtung in der riesigen Halle war allerdings eher spärlich. Insoweit fielen die Funken von Schweißgeräten mit denen Techniker an wohl beschädigten Raumschiffen hantierten, um so mehr auf.

„Ich übernehme die Gefangene von hier!" sprach uns plötzlich eine dunkel gekleidete Person von der Seite an. Offensichtlich war dies einer von Kylos Klonen oder besser Ritter, wie er sie zu nennen pflegte. Er trug von der Struktur und Material identische Klamotten wie Kylo, einen Umhang sowie den selben breiten Gürtel. Zusätzlich hatte er einen dunkel schimmernden Helm auf, der aber von einer Kapuze größtenteils bedeckt wurde. Er war eher blass und hatte eine Art Drei-Tage-Bart sowie schiefe Zähne. Mein Truppler nickte kurz und trat zurück in den Fahrstuhl. „Folge mir!" wurde mir weiter befohlen.

Wir steuerten auf ein eher kleineres Transportschiff zu, welches gerade betankt wurde. Eine kleine Rampe führte ins Innere des Schiffes. Davor lungerten fünf weitere Kylo-Verschnitte, die allerdings von der Statur her recht unterschiedlich waren. Zwei der Ritter trugen eine Art Maske mit silbernen Ornamenten, sodass man gar nicht das Gesicht erkennen konnte. Die anderen hielten ihre Helme dafür noch in der Hand. Erwartungsvoll blickten sie in meine Richtung als wir uns dem Schiff näherten. Ich erkannte sofort den Jungen wieder, der mir schon auf Pririttha zudringlich geworden war. „Ah, unsere Begleitung ist da... oder soll ich besser sagen Unterhaltung!" wurde ich auch gleich von ihm begrüßt. Die anderen lachten leise.

„Achtung! Meister Ren kommt!" brüllte wieder derjenige Ritter, der mich im Hangar in Empfang genommen hatte. Auf einmal wurden die Helme aufgesetzt und die Ritter bildeten eine Art Spalier, drei auf jeder Seite, an dessen Ende leicht rechts ich so mehr oder weniger verloren da stand. „Also, wenn die sich jetzt noch hinknien, mache ich nicht mit!" schoss es mir durch den Kopf.

Allerdings passierte nichts dergleichen. Kylo hatte sich in seine volle Montur geworfen und trug sein Lichtschwert sichtbar am Gürtel. Er tauschte mit dem vordersten der Ritter mit den schiefen Zähnen zwei kurze Sätze aus, die ich leider nicht verstehen konnte. Dieser nickte anschließend und hob die rechte Hand und gebot den anderen Rittern damit, im Transportschiff zu verschwinden.

Kylo blickte ihnen nach, zog sich seinen dunklen Umhang vollständig über die Schultern und drehte seinen Kopf einmal nach rechts und dann nach links, sodass seine Nackenmuskeln laut knackten. Ich rührte mich nicht. Energischen Schrittes ging er auch auf die Rampe zu und würdigte mich dabei keinen Blicks. Wie als wäre ich gar nicht da. Allerdings in dem Moment wo er mit mir auf gleicher Höhe war, griff sein rechter Arm nach meiner linken Schulter, um mich wahrscheinlich die Rampe hoch zu ziehen. Die Augen hatte er jedoch immer noch gerade aus gerichtet. Irgendwie reflexartig schnellte meine linke Hand gleichzeitig hoch, sodass ich seinen Unterarm zuerst zu fassen bekam, bevor er meine Schulter berühren konnte.

Ich glaube wir waren beide von meiner Reaktionsfähigkeit gleichermaßen überrascht. Kylo hielt sofort inne, blickte dann erst auf meine Hand, die sich in seinen Unterarm grub und anschließend zu mir.

„Nicht! Bitte! Du musst das nicht tun... Wir können doch hier.." versuchte ich ihn zu erreichen. Ich wurde jedoch gleich wirsch unterbrochen. „Du verstehst es immer noch nicht!" Dabei schüttelte er kraftvoll meine Hand ab. „Nicht es! Ich verstehe DICH nicht!" erwiderte ich energischer.

„Du wirst verstehen.." sprach er gespenstig ruhig. „Du hast schon früher gesehen, was ich kann und was ich bin, weit vor allen anderen.... Was ist jetzt anders? Warum bist du anders? Hmm..!?" fuhr er sodann in der gleichen tiefen Stimmlage fort.

„Glaube mir, Kylo, ich würde jetzt liebend gerne sowas sagen, wie es liegt nicht an dir, es liegt an mir. Aber verdammt noch mal, es liegt aber an dir! Nur an dir!! Ich bin noch die selbe! Du hast dich verändert! Und das nicht zum Besseren!" brach es aus mir unkontrolliert heraus. „Ja? Ist das so?" erwiderte Kylo und lehnte sich bedrohlich in meine Richtung.

„Na, also ich habe mir kein Cape umgeworfen und ne dumme Maske aufgesetzt. Du hast sogar deinen Namen geändert! Und nun umgibst du dich auch noch mit diesen Doppelgängern.. deinen Rittern! Den „Rittern von Ren"!" Dabei machte ich mit meinen Fingern zwei Anführungszeichen in die Luft.

„Der Titel Ren ähnelt dem Titel „Darth" in Anlehnung an den großen und einzig wahren Sith-Ordnen!" fing Kylo daraufhin schon fast an mich zu belehren. „Wie bitte soll „Ren" „Darth" ähneln? Das sind doch völlig andere Buchstaben. Und Titel werden in der Regel dem Namen vorangestellt. Du trägst ihn hinten... Das ist doch Quatsch!" entgegnete ich ihm, auch wenn ihm schon der blanke Zorn ins Gesicht geschrieben stand.

„Nicht wörtlich, mehr im übertragenen Sinn...!" sprach er gereizt ohne groß seine Lippen zu bewegen. „Is klar!... Also ich finde Ben schöner! Und den Ben, den ich kannte, der wusste was richtig und was falsch ist... du hast dich von der Macht vergiften lassen. Da von deinem SHIT-Orden!" brüllte ich ihn schon fast an. „Sith-Orden!" korrigierte Kylo mich sofort bestimmt und brüllte dabei genauso laut zurück.

„Siehst du! Das kann man noch nicht mal aussprechen ohne nen Krampf in der Zunge zu bekommen!"

Daraufhin schrie Kylo wüstend den ganzen Hangar zusammen!

Und diesmal benutzte er noch nicht mal die Macht, sondern griff mir mit seiner riesigen Hand direkt um den Hals und hob mich so hoch, wie als wäre ich federleicht. Mit meinen beiden Händen fasste ich ihm an den Arm, der meinen Hals umklammerte und trat um mich. Aber das half nichts. Er war viel zu stark. Er trug mich so selbst ins Innere des Transportschiffs und schleuderte mich dort schmerzhaft zu Boden, sodass ich mich leicht verdreht bäuchlings auf dem kalten Boden wieder fand. Alle Augenpaare der Ritter waren verwundert auf mich gerichtet. Schnell versuchte ich mich wieder aufzurichten und rieb mir meinen rechten Ellenbogen und wischte den Staub von meinen Knien.

Das Transportschiff war auch von innen recht klein. Es gab durch eine Tür abgetrennt vorne ein Cockpit und dahinter nur den länglichen, fensterlosen Raum an dessen Wände Bänke aufgestellt waren. Die Ritter hatten dort bereits Platz genommen. Kylo deutete auf noch einen freien Platz und gebot mir so mich dort hinzusetzen. Er selbst nahm gegenüber Platz. Das Raumschiff startete kurze Zeit später.

Mental hatten wir wohl einen Waffenstillstand vereinbart. Zumindest schwiegen wir uns für eine ganze Weile an. Die Ritter waren auch nicht gerade gesprächig, aber vielleicht trauten sie sich auch nicht zu sprechen, während ihr „Meister" im selben Raum war. Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf an die Wand, um mich ein bisschen auszuruhen. Die Bank wurde aber allmählich immer unbequemer, sodass ich nach kurzer Zeit wieder meine Augen öffnete und meine Rücken streckte.

Kylo saß nun nach vorne gebeugt auf der Bank mir gegenüber, mit den Armen stütze er sich auf den Knien ab. Sein Kopf war leicht nach unten geneigt, aber seine dunklen Augen unter den Augenbrauen blickten mich dafür um so intensiver an. Hatte er mich die ganze Zeit angesehen? Meine Augen wanderten dafür durch den ganzen Raum, aber jedes Mal wenn ich wieder zurück zu Kylo schaute, waren seine Augen immer noch auf mich gerichtet.

„Was starrst du mich denn wieder so an?" entfuhr es mir daher, führte jedoch bei Kylo zu keiner nennenswerten Reaktion. Er blickte mich einfach weiter so an. Er blinzelte nicht einmal. Schließlich sprach er ohne seinen Blick abzuwenden mit seiner tiefen Stimme „Ein Sith genießt und schweigt!" Die Ritter lachten dreckig im Hintergrund.

„Was?" erwiderte ich entgeistert und blickte an mir selbst herunter. „Kannst du etwa..?" setzte ich an und schlug automatisch meine Arme um meinen Oberkörper und überkreuzte meine Beine, ohne zu wissen ob das irgendwas bringen könnte. „Ich verfüge über viele Fähigkeiten! Das solltest du inzwischen wissen!" sprach Kylo fast schon süffisant, gefolgt von einem diabolischen Grinsen. Die Ritter lachten immer lauter.

Ich hatte derweil ein Schweißausbruch nach dem anderen! In meiner Not sprang ich entrüstet von der Bank auf, immer noch mit den Armen meinen Oberkörper umklammernd, und schrie „Boah, das ist widerlich! Hör auf Kylo oder ich...!" Allerdings blieb die Drohung leer im Raum stehen, da mir ausnahmsweise einfach nichts einfallen wollte.

Kylo setzte sich nun aufrecht hin und hob seine beiden Arme langsam in die Luft, wie als würde er sich ergeben wollen. Dann winkte er ab. „Ha, entspann dich! Das war doch nur ein Witz!"

„Waaaa...?" war alles was ich heraus brachte. Ich musste bestimmt irre lächerlich aussehen, wie ich da stand mit hoch rotem Kopf und mit meinen Armen versuchte meinen Körper zu verdecken. Langsam ließ ich meine Arme sinken und mich wieder auf die Bank fallen, allerdings nicht ohne Kylo noch ein bitterböses „Arschloch!" wenigstens entgegen zu setzen.