Kapitel 44 - Zwölf

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Kylo schaute mich mal wieder so an, wie als wäre ich ein reines Studienobjekt. Interessiert, vielleicht auch fasziniert, aber völlig verständnislos.

„Ich bin in sowas nicht gut...", kam dann überraschenderweise nach einer kurzen Pause über seine Lippen. „No, shit!" kommentierte ich seine Selbsterkenntnis sarkastisch. „Ich gehe dem lieber aus dem Weg!", fuhr Kylo fort und wendete seinen Blick von mir ab. „Das heißt aber nicht, dass..... dass.... ich kalt bin!" sprach er dann mehr zur Wand als in meine Richtung. „Ja? Das ist manchmal schwer zu glauben. Die meiste Zeit scheint es als sei das einzig warme in dir dein Blut, das all zu schnell überkocht!"

„Doch, auch ich fühle was!" hörte ich ihn nur leise murmeln, da er mir immer noch seinen Rücken zudrehte. „Okay. Was fühlst du denn so?" fragte ich nun vorsichtiger und wartete gespannt auf eine Antwort. Wenn ich ihn jetzt weiter necken würde, dann bestand das Risiko, dass ich gar keine Reaktion mehr erhalten würde.

Langsam drehte Kylo sich wieder zu mir. Ich hielt unbewusst die Luft an und lächelte ihn aufmunternd an. Seinen Gesichtsausdruck vermochte ich nicht zu deuten. Da hatte ich mich auch schon viel zu oft geirrt. Ich wartete gespannt und rutschte ungeduldig auf der metallenen Sitzfläche des Stuhls hin und her. Kylo strich sich mit der rechten Hand nochmal unbewusst durch die dunklen Haare und quälte sich schlussendlich ein „Gefühle!" durch die Zähne.

Mein Lächeln verschwand augenblicklich aus meinem Gesicht. „Das ist deine Antwort? Gefühle? Du fühlst Gefühle!? Was ist das für ein Quatsch!" Ich ärgerte mich, aber wahrscheinlich mehr über mich selbst, als über seine Antwort. Was hatte ich auch erwartet? Ich hatte hier einen emotionalen Krüppel vor mir stehen... Das war schon immer so und daran werde ich auch nichts ändern!

„Kannst du dafür mal aufhören immer so neunmal klug daher zureden! Das ist dezent nervig! So kannst du nicht mit mir reden! Du fängst an mich zu langweilen!" erwiderte Kylo nun deutlich gereizt. „Was? Ich mache das doch schon die ganze Zeit seitdem wir zusammen sind!" Ich sprang dabei entrüstet von dem mittlerweile unbequemen Stuhl auf. „Wir sind zusammen? Ha! Jetzt geht mit dir aber die Phantasie durch!" Dabei stemmte Kylo die Arme auf seine Hüften und blickte arrogant von oben herab.

„Äh... ich?" brachte ich nur irritiert heraus. Boah, war er gerade dabei sich für den Arsch des Jahres zu bewerben? Er wollte diesen Titel wohl nicht kampflos dem General überlassen. „Räumlich... physisch... zusammen, wie auch immer!" korrigierte ich mich sodann. „Und ich müsste das auch nicht andauernd tun, wenn du dich einmal richtig verhalten würdest! Und sowieso bin ich hier nicht, um dich bei Laune zu halten!" Er hielt den Kopf schief und kurz umspielte sein Mund ein Lächeln. Ich musste keine Gedanken lesen können, um zu wissen, dass ihm das aber das liebste momentan wäre.

„Willst du sie spüren! Die Macht?" fuhr Kylo sodann fort, sein Tonfall klang wieder weicher, versöhnlicher. War das jetzt ein dummer Jedi-Code für Sex? Schoss es mir augenblicklich durch den Kopf. „Das meinte ich zwar nicht, aber mir gefällt deine Denkweise!" sprach Kylo offensichtlich belustigt und ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem ich bis eben gesessen hatte. Ich trat unschlüssig von dem einen auf das andere Bein. Ich hasste es, dass er mich verunsichern konnte.

„Also? Willst du die Macht nun spüren?" fragte er nochmal. „Danke, nein! Du hast sie mich schon oft genug spüren lassen. Keinen weiteren Bedarf!" erwiderte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Aber nicht so. Komm her!" Dabei klopfte er sich zwei mal auf die Oberschenkel. Wollte er jetzt, dass ich mich auf seinen Schoß setzte? Kylo blickte immer noch erwartungsvoll zu mir. „Komm schon!" setzte er nach und streckte einladend seine Hand in meine Richtung. Irgendwie wie ein Onkel, der einen versucht mit Leckereien in sein Gefährt zu locken. Die Eltern hatten einen davor gewarnt, aber trotzdem stieg man ein. Und genauso fühlte ich mich, als ich zögerlich seine Hand ergriff und mich von ihm auf seinen Schoß ziehen ließ. Die Versuchung war zu groß.

Die dunkle OrdnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt