Sie ist schuld!

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[Kapitel 18]

Doch auf einmal sank ihr Körper.

Ich konnte es gar nicht realisieren, wie sie einfach los lies und ihr körper fiel. So geschockt ich war, setzte ich Seongchul direkt neben meinen Beinen an den Zaun und lehnte mich weit über das Geländer. So weit ich konnte.. während mein Arm nach ihr streckte.

„Ich habe dich gleich.." Ich spürte ich Fingerspitzen, dann ihre Hand und dann...

Ruckartig riss sie ihre Augen auf.
Aus irgendeinem Grund spürte ich die Anwesenheit von jemand anderem. Die Augen jemand anderem. Das waren nicht die Augen dieser Frau.

Da packte meine Hand ihre. Sie sah noch erstarrt zu mir rauf. Während ich nun auch mit meiner anderen Hand ihren Arm fest hielt. Mit all meiner kraft versuchte ich ihren Körper zu halten und so gut es ging hoch zu ziehen. Es war so schwer. Und meine Arme wollten einfach los lassen. Einfach die Last hinter sich lassen. Doch war mir bewusst, dass wenn ich das jetzt tue, das eine schwerere Last wäre, als sie jetzt.

Irgendwie tränten meine Augen vor Schock, Angst und Kraftlosigkeit. Es war ein klassischer Moment in dem dein Körper gegen deinen Kopf kämpfte. Er wollte sie los lassen und seine Kraft zurück erlangen, doch mein kopf sagte mir, ich sollte sie halten.

Es fiel mir so unvorstellbar schwer. Nicht durch ihr Gewicht, sondern durch den Schock, durch die Angst die ich die ganze Zeit verdrängte. Die Angst Jemanden vor mir sterben zu sehen. Die Angst davor Anderen zu sagen, dass man versagt hat. Die Angst davor einem Kind das zu sagen..

Und... genau in dem Moment, in dem ich in ihre Augen sah.., verspürte ich eine weitere Angst. Es war eine Angst davor jemanden besonderes, jemanden, mir wichtigen, zu verlieren. Ich wusste nicht wieso sie so vertraut war.. aber ich durfte sie nicht los lassen. Egal wer sie war. Niemals.

Meine Arme zogen ihren Körper zu sich und ich flehte sie an, während die Tränen, meiner vor Kraftaufwand, geschlossenen Augen, hinunter auf ihre Wange fielen, dass sie helfen soll. „Ich kann dich nicht sterben lassen!", schrie ich und versuchte sie so dicht oben zu halten, dass sie das geländer greifen könnte. Aber ohne ihre Hilfe könnte ich sie nicht raufziehen.

„Bitte.. bitte.. halt dich fest.."
Ich glaube ich verliere leicht die kraft vor Verzweiflung. „Mach hinne!!", brüllte ich sie panisch an. Geschockt von meinem plötzlichen Ton, streckte sie ihre Hand zitternd hoch.

Endlich. Endlich umgriff ihre Hand das Geländer. Ich zog sie nun mit all meinen letzten Kräften rauf.

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Erschöpft lehnten wir drei uns an das Geländer. Während ich mich 'ausruhte', wieder fing, hielt ich ihre Hand fest. Um sicher zu gehen, dass sie nichts dummes anstellt, während ich noch nicht bei Kräften war.
Auch Seongchul wurde einmal wach, doch schlief, nachdem ich ihm den Schal seiner Mutter um den Hals bund wieder an meiner Schulter an.
„Wir sollten gehen.", sagte ich und sah sie an. Sie schien aber noch völlig erstarrt. „Hast du mich gehört?", fragte ich und wedelte mit der Hand, in der ich ihre auch noch fest hielt, vor ihrem Gesicht umher.
„Du idiot!", schrie sie auf einmal und brach in Tränen aus. Ich realisierte gar nichts. Wieso weint sie jetzt? Sie nennt mich 'idiot' obwohl ich grade ihr leben rettete?! Auf einmal schlug sie mit ihrer anderen Hand auf mein Bein. Aber so kraftlos, dass es nicht schmerzte, trotzdem sah ich sie empört an und fragte laut: „was soll das?! Was habe ich getan?!"
„Du hast mich verarscht!! Außerdem wollte ich nicht gerettet werden!", schrie sie mich an.
„Was davon ist jetzt der Grund, dass du schreist und weinst?!", versuchte ich ihre Stimme zu übertönen.
„Tu nicht so blöd! Wegen dir bin ich in diesem fremden Körper! Hätte ich dir doch einfach am Anfang die Augen ausgestochen..", schluchzte sie in ihre Hände. Erst jetzt begriff ich worum es geht. Und ihr letzter Satz war eine Bestätigung dafür, dass nicht die kranke Mutter von Seongchul, sondern Eunha vor mir saß.

Unglaublich.. wieso?.. wie konnte es dazu kommen..? „E-eunha..", hauchte ich und strich vorsichtig über ihren Rücken, sofort schlug sie aber meine Hand weg, riss sich von meiner Hand los, stand auf und ging unbeholfen Schritte zurück. „Lass uns reden", stand ich auch sofort auf und passte dabei auf, dass Seongchul nicht fallen würden. Ich hoffte wirklich, dass er bei diesem Geschrei nicht aufwacht.. „Sei still!!", brüllte sie. „Ich will nicht mit dir reden!", sie schwung ihren Arm, als sie ihre Hände von ihrem gesicht nahm, „Ich will dich nie wieder sehen!!", schrie sie so laut sie konnte aus ihrem Hals, ehe sie sich umdrehte und lief. Ihre Worte stachen in meiner Brust und schwächten mich irgendwie. Denn eigentlich wollte ich ihr nach rennen, doch meine Beine regten sich nicht. Mein Körper zitterte erschöpft. Ich muss ihr nach.. ich muss. Redete ich mir ein. Doch trotzdem schaffte ich es nicht..

Diese hexe.. ich muss zu dieser Frau.. ich werde sie umbringen! Auf einmal tobte solch' eine Wut in mir.
Sofort nahm ich Seongchul und brachte ihn zurück ins Krankenhaus, wo ihn auch schon jemand empfing. Sie stellte sich als seine Tante vor und schien zurzeit die zu sein, die sich um ihn kümmerte, während seine Mutter eigentlich ans Krankenhaus gefesselt war.

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Ich riss die Tür auf und stürmte mit ins Wohnzimmer. „WAS HAST DU GETAN?!", brüllte ich in den bisher leeren Raum, während ich meine Hand auf den Holztisch vor der Couch schlug. Als sie grade aus der einen Tür kam, sah ich wie sie dadurch zusammen zuckte. „Beruhig dich", lachte ich Stimme aber dann. Kein bisschen einfühlsam aber auch nicht so wirkend, als wüsste sie nicht worum es geht. Wie ich ihre Stimme jetzt verabscheute.. ihr ganzes auftreten.. sie war für mich sowas von widerlich. Doch anstatt mich zu beruhigen, riss ich die Teekanne, die Tassen und zwei aufeinander gestapelte Bücher von dem Tisch und schrie: „Du steckst hinter all' dem, nicht wahr?!" Laute Geräusche und das Zersplittern des Keramiks waren zu hören. „Hexe!", brüllte ich mir aus der Seele und kniff deshalb dabei meine Augen zusammen. Doch als ich sie wieder öffnete, sah ich wie sie auf dem Boden neben mir hockte und stumm die Scherben der Teekanne aufsammelte. Erst jetzt fiel mein Blick auf das Scherbenmeer in dem sie saß und die aufgeschlagenen Bücher neben ihr, die Seiten schienen verdammt alt, da sie sogar leicht abgerissen schienen, so wie sie beinahe neben dem Buch lagen.
Doch ich verspürte keinen Hauch von Mitleid oder Schuld. Stattdessen ging ich auf sie zur und packte sie am Kragen. Direkt wurde ihr Kopf dadurch hoch gerissen. „Wieso?! Wie kannst du uns so etwas antun?! Nein.. wie kannst du IHR so etwas an tun?!", schrie ich sie an und schüttelte an ihr. Doch statt mich zu beachten, drehte sich ihr Kopf zur Seite. Ich folgte ihrem emotionslosen Blick bis zu der Tür, aus der sie kam. Dort stand Eunha. Das Gesicht dieser Mutter das über Eunha's lag schien beängstigt.. und ihre Hände krallten sich in den Türrahmen, an dem sie vorbei zu mir sah.
„S-sie.. hat keine Schuld..", sagte Eunha und senkte ihren Kopf.

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ɪᴍ ᴋᴏᴇʀᴘᴇʀ ᴇɪɴᴇꜱ ɪᴅᴏʟꜱ

Wörter: 1197
Kapitel: 18
Datum: 290918

Im Körper eines Idols | b.bmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt