"Der komische Typ vorhin hat mir noch etwas gegeben", erinnerte ich mich und zog das kleine Tütchen aus meiner Hosentasche, das er sofort kritisch beäugte. "Das hat er dir einfach so gegeben?", fragte er nochmal nach, was ich aber wahrheitsgemäß bejahte. Er nahm es mir aus der Hand, öffnete den Verschluss und roch an dem grünen Inhalt. "Du hast noch nie gekifft oder? Was frage ich eigentlich? Natürlich nicht. Willst du?", sprach erst mit sich selbst und fragte mich dann.
Ich war mir unsicher, ob ich es wagen sollte, redete mir jedoch ein, dass ich es machen sollte, um von Xater endlich ernst genommen zu werden, aber auch, weil ich es unbedingt ausprobieren wollte, meine Moral jedoch dagegen sprach. Ohne auf meinen gesunden Menschenverstand zu hören, stimmte ich ihm zu, worauf er nur grinste. "Dann ziehst du es aber wirklich bis zum Ende durch", stellte er die Bedingung, die mich wieder unsicher werden ließ. Ich schluckte, riss mich jedoch zusammen. "Okay", murmelte ich.
Mit überraschtem Blick starrte er mich an. "Du meinst das ernst?", fragte er, während sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht bildete. "Du hast verdammt Glück. Das ist das beste Gras, das es momentan hier in der Stadt und Umgebung zu kaufen gibt und dazu ist es eigentlich verdammt teuer", erklärte er, während er gekonnt zwei Joints bastelte. Er hatte das bestimmt schon oft genug gemacht, dass er es mittlerweile bestimmt auch schon im Schlaf konnte. Das war jetzt übertrieben, kam aber bestimmt recht nah dran.
Als er fertig war, öffnete er sein Fenster komplett und ließ davor auf ein Kissen fallen. Ich ging auf ihn zu und setzte mich ihm gegenüber. Er hielt mir einen der beiden Joints hin, den ich vorsichtig in die Hand nahm. Von dem Schreibtisch, an dem er lehnte, fischte er ein Feuerzeug. "Ich hoffe, dass es für dich okay ist, wenn ich die andere Hälfte davon rauche. Ich hatte das Zeug so lange nicht mehr und alleine High werden ist langweilig", redete er vor sich hin, ich winkte jedoch lediglich ab. "Ohne dich hätte ich es nicht bekommen", erwiderte ich, worauf er grinste und sich den Joint zwischen die Lippen klemmte. Nach einigen Versuchen brannte dann auch endlich das Gas vom Feuerzeug, sodass er ihn anzünden konnte und es an mich weiter geben konnte. Ich beobachtete ihn etwas hilflos, während er einen tiefen Zug nahm und eine Menge Rauch ausblies, der durch das offene Fenster verschwand.
Er sah mich schmunzelnd an und half mir, den Joint anzuzünden. "Am besten atmest du es noch nicht richtig ein, sondern ziehst es sozusagen erstmal in deinen Mund, damit du dich so ein bisschen an das Gefühl in deinem Mund gewöhnst. Ansonsten kotzt du mir gleich noch deine Organe auf den Boden", versuchte er zu erklären, man merkte ihm jedoch an, dass er auch nicht so ganz wusste, wie er es erklären sollte.
Meine Hände zitterten ein wenig, während ich ihn zu meinem Mund führte und den Rauch einsog. Recht schnell begann ich zu husten und schaute ihn mit Tränen in den Augen. Außerdem war mein Kopf bestimmt mittlerweile tiefrot.
"Beruhig dich, Kleine und atme erstmal ganz tief ein und aus, bevor du es nochmal versuchst", schlug er vor, weshalb ich nur nickte. Er zog wieder an seinem und blies dieses mal eine noch größere Rauchwolke aus. Ich beruhigte mich wieder und versuchte es noch einmal. Bei jeden Zug wurde es besser, sodass ich mich irgendwann auch traute es zumindest ein wenig einzuatmen. Ich wunderte mich, dass der Joint gar nicht zu Ende ging, bis ich ein Brennen an meinen Fingern spürte. Ein "Au", das bestimmt niemand ernstgenommen hätte, entfuhr mir, wobei mir der winzige Rest aus den Fingern fiel. Xater war schon vor mir fertig gewesen, sodass er die winzige Glut auf dem Boden zwischen meinen Knien löschte und einsammelte.
Beinahe augenblicklich begann ich zu kichern. "Jetzt putzt du mir also schon hinterher? Meine Mom hat recht", kicherte ich vor mich hin. Er schüttelte amüsiert den Kopf und half mir auf. Ein wenig wackelig stand ich auf meinen eigenen Beinen, während er sein Fenster schloss.
Leise quiekte ich auf, als er mich hochhob und zu seinem Bett trug. Er warf mich beinahe auf die Matratze, wobei ich einen solchen Lachanfall bekam, dass ich beinahe erstickte. Ich fand es scheinbar unglaublich lustig, wie Xater halb lachend, halb ernst versuchte, zu mir auf das Bett zu klettern. Er legte sich mir gegenüber auf die Seite und schaute mich an. Ich erwiderte diesen Blick, sodass wir uns Stumm direkt in die Augen schauten. Unter normalen Umständen hätte ich das bestimmt total gruselig gefunden, nun begann ich einfach wieder zu lachen und schaute in sein fröhliches Gesicht. "Deine Augen sind echt krass rot, obwohl du eigentlich gar nicht so viel abbekommen hast", stellte er fest, wodurch ich nun genauer auf seine achtete und erkannte, dass sie rot unterlaufen waren, was einerseits gruselig andererseits aber auch cool aussah.
"Ich habe das erste mal mit 13 gekifft, glaube ich", erzählte er und legte sich auf den Rücken, um an die Decke zu starren. "Meine Eltern waren auch die übelsten Kiffer. Sie waren wie richtige Hippies nur einige Jahre zu spät", lachte er emotionslos, was mich auch ernst werden ließ, obwohl ich immer noch alles mögliche lustig fand. "Sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin."
"Einem extrem attraktiven jungen Mann, der gerne Frauenherzen bricht?", fragte ich nach, worauf er mich verwirrt und angeekelt zugleich ansah. "Das meine ich nicht. Ich hatte die massive Wachstumsstörung, als ich kleiner war. Der Mann unserer Nachbarin, die mir immer geholfen hat, war Arzt und ist unbemerkt an Wachstumshormone gekommen, die er mir gegeben hat. Ansonsten wäre ich heute nur knappe 1,50m groß wenn überhaupt. Ich gehe mit Drogen gegen die Depression an. Ich gebe mir die Schuld daran, dass meine Eltern nicht mehr sind, auch wenn ich sie nicht liebe, und dass ich so bin wie ich bin. Manchmal würde ich lieber gar nicht existieren", erklärte er, worauf ich nur stumm nickte. "Denk sowas nicht", begann ich und griff nach seiner Hand. "Du bist nicht alleine und Ghost und Vice wären ohne dich arm dran. Du bist ihr Freund und du bist ihnen wichtig", versuchte ich ihn aufzubauen.
Er drehte sich zu mir um.
"Sei froh, dass du nur keinen Vater hast."

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Smoke and Red Lipstick
Teen FictionAlexine ist eine Musterschülerin und auf dem besten Weg Ärztin zu werden. Was jedoch keiner weiß, ist, dass sie dieses Leben abgrundtief hasst. Sie WILL abrutschen und kriminell sein. Sie WILL Gefahr und Abenteuer, doch das können weder ihre Mutter...