Clerk

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Wir wollten in meinem Zimmer lediglich was zum Anziehen raussuchen, als ich die Tür klingeln hörte. Mom schien geöffnet zu haben, da auf einmal eine weitere Stimme erklang.

"Ich bin Miss Hanson, ich komme vom Jugendamt", konnte ich eine Frau sagen hören. "Fuck", murmelten Xater und ich beinahe gleichzeitig. Wir schafften es irgendwie, dass er sich in meinem Kleiderschrank versteckte, während ich ein wenig mein Zimmer aufräumte und alle Anzeichen von Xater oder irgendwelchen Drogen beseitigte. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und tat so, als würde ich über meinen Hausaufgaben brüten.

Die Stimme der Frau kam immer näher. "Das is das Zimmer meiner Tochter Alexine", hörte ich meine Mom ein wenig unsicher sagen, als die Frau die Tür öffnete und sich umsah. "Hallo Alexine, ich bin Miss Hanson vom Jugendamt. Wäre es in Ordnung, wenn ich mich ein wenig umschaue?", fragte sie, als würde sie mit einem Kleinkind sprechen. "Aber wehe Sie öffnen irgendetwas, das empfinde ich als Störung meiner Privatsphäre", giftete ich sie an, worauf sie nur verständnisvoll nickte. Sie sah sich ein wenig um, schaute aus dem Fenster und unter meinem Bett.

Sie ging auf meinen Kleiderschrank zu und wollte ihn öffnen, in diesem Moment hörte ich jedoch Brian rufen, dass er zuhause war, wodurch die Frau und Mom mein Zimmer verließen und die Tür schlossen. Erleichtert atmete ich auf und öffnete den Schrank, aus dem Xater herauskletterte. "Scheiße, war das Knapp", flüsterte ich, während er mich erleichtert ansah. Wir packten leise meine Sachen weiter und warteten dann, bis die Frau endlich verschwunden war.

Als wir mein Zimmer verließen, fiel mir mom sofort um den Hals. Ein wenig verwirrt sah ich sie an, bevor sie sprach. "Ich darf dich hier behalten", verkündete sie erleichtert und ließ mich dann aber auch wieder los. "Wir haben euch genug aufgehalten", meine sie noch, während sie sich die Freudentränen aus den Augenwinkeln wischte und Brian Xater mit Blicken tötete. "Bis Sonntag", verabschiedete ich mich noch, bevor wir zusammen zu seinem Motorrad gingen und zu ihm fuhren.

"Ghost bringt uns beide und Aubrey nachher zu Holly", erklärte er, als wir zusammen in sein Zimmer gingen. "Wie wirkt eigentlich Macro?", fragte ich vorsichtig, als ich gerade meine Tasche abstellte. "Zuerst bist du total auf Feiern aus. Du verlierst fast alle Hemmungen und hast das Bedürfnis, dich maßlos zu besaufen. Irgendwann fühlt man sich dann sehr entspannt und als würde man schweben, bis dann irgendwann die Wirkung nachlässt. Ich kann es schlecht beschrieben, weil ich es noch nicht ausprobiert habe, aber so in etwa sollte es sein", erklärte er und drängte mich langsam Richtung Bett. "Kann das sein, dass wir momentan nur rummachen?", fragte ich belustigt, worauf er ebenfalls zu lachen begann. "Wir können ja auch was anderes machen", meinte er und schaute mich auffordernd an. "Mir fällt aber nichts ein... Wir können ja mal was essbares für euch kaufen", schlug ich vor und sah ihn zweifelnd an. Er lachte. "Dann gehen wir eben einkaufen", meinte er und nahm meine Hand und seine Jacke, bevor er mit mir nach unten ging. "Wir müssen auch noch zum Boss. Ich habe nicht mehr genug Macro für morgen Abend da und deins ist glaube ich auch fast leer", stellte er fest, als er sich Ghosts Schlüssel nahm, nachdem er jenem einen Zettel in die Küche gelegt hatte.

"Ich glaube, er wird dich umbringen", lachte ich, als wir uns hereinsetzten. "Das macht er auch, wenn er das mit mir und Aubrey rausfindet", erwiderte er lachend und fuhr zum nächsten Wallmart, was gleichzeitig der nächste Laden vom Haus aus war. "Ich komme mir vor, als wären wir ein altes Ehepaar", meinte ich, als ich den Einkaufswagen durch die Tür schob. "So alt bin ich nun auch nicht", murrte er. "Das meinte ich doch gar nicht", widersprach ich schmollend, er machte mich aber wieder glücklich, indem er mir einen kleinen Kuss auf die Lippen drückte.

Neben Obst und Gemüse landete zwar auch tiefgekühltes im Einkaufswagen, aber so selten wie ich da war, würde ja alles verderben, bis ich das nächste mal kochte. 

So groß wie seine Augen je näher wir den Kassen kamen, hatte er vermutlich noch nie so einen großen Einkauf gemacht. Aber das konnte ich ihm auch nicht verdenken, immerhin hatte er ja nie einen normalen Familienalltag gehabt. Er hatte von einem Tag in den anderen gelebt, das nötigste gelernt, aber eben nie wirklich gelebt.

Und das wollte ich ihm geben: Struktur.

Zusätzlich zu den Lebensmitteln sammelten wir gefühlt noch eine gesamte Einrichtung zusammen. Alles, was im Haus so fehlte, um es von einem temporären Aufenthaltsort zu einem wirklichen Zuhause zu machen, wurde eingekauft. Auch Aubrey würde es gefallen, da sie sich regelmäßig beschwerte, dass es so unheimisch war.

Es dauerte eine Ewigkeit, bis wir alles hatten, aber das war es mir Wert gewesen. Ich wollte, dass Xater sich auch von was anderem ernährte als Fast Food und Tiefkühlpizza.

Bei ihm zuhause angekommen, machten wir uns daran, alles in die Küche einzuräumen. Es wurde alles umgestaltet. Vom Flur, in dem die Kommode neben der Tür Dekoration erhielt bis hin zum Wohnzimmer, das niemand wirklich nutzte. Dort hatte es schon gereicht, ein farbiges Kissen auf die graue Couch zu legen.

Ich würde mir noch mal richtig Zeit nehmen, um es hier wohnlich zu machen, jedoch mussten wir noch essen und uns fertig machen, bis wir zur Party von Holly aufbrachen.

Smoke and Red LipstickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt