What did I miss?

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Am Morgen wachte ich auch, während er von mit abgeneigt lag. Ich schaute etwas auf seinen Rücken, bis er nicht gähnend zu mir umdrehte. Er schaute mich verschlafen an, bevor er mich in seine Arme zog. "Guten Morgen", flüsterte er mit einer rauen Morgenstimme, bevor er mir einen kurzen Kuss aufdrückte. Überrascht schaute ich ihn an, bevor ich begann, wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Er erwiderte dieses und küsste mich nun intensiver.

Nach einiger Zeit duschten wir nacheinander und zogen uns dann an. Während ich unsere Sachen packte und wieder am Motorrad befestigte, klärte er alles mit der jungen Rezeptionistin, die er schon am ersten Tag um den Finger gewickelt hatte. Ich war zwar ein wenig eifersüchtig auf sie, hielt mir aber immer wieder vor Augen, dass er sie ja nicht wieder sehen würde. Außerdem hatte er mit mir die Zeit hier verbracht. 

"Können wir?", fragte er und grinste mich wieder mit seinem ikonischen Grinsen an. "Klar", erwiderte ich und stieg hinter ihm auf, während er seinen Helm aufsetzte. Ich hatte meinen bereits auf. Er gab erst richtig Gas, als wir uns auf der Hauptstraße befanden. Ich klammerte mich wieder an ihm fest, was ihm jedoch nichts ausmachte. Wieso sollte es auch?

Dieses mal dauerte etwas länger, bis wir bei ihm zuhause waren, da er nicht so hastete und dieses mal nicht fuhr wie ein Besengter. Es war niemand zuhause, als er sein Motorrad neben dem Haus parkte und abstieg, genauso wie ich. Er warf mir den Schlüssel zu und nahm die Tasche auf, während ich die Haustür aufschloss. 

Er brachte die Tasche in sein Zimmer, wohin ich ihm folgte. Ich ließ mich auf sein Bett fallen und schloss die Augen genüsslich, bis ich spürte, wie sich die Matratze neben mir senkte. Ich öffnete die Augen einen Spalt und schaute ihn an, wie er zu mir krabbelte. "Hast du Hunger?", fragte er nach, während er sich seitlich neben mit legte und den Kopf auf seine Handfläche stützte. "Ein wenig", antwortete ich und setzte mich auf. "Dieses mal koche aber ich", erwiderte ich lachend. Ich lief nach unten, während er mir lachend folgte. Ein Lied summend durchsuchte ich die Küchenschränkte und warf im Endeffekt ein eingestaubtes Paket mit Nudeln auf den Tisch. "Besitzt ihr nur Tiefkühlpizza?", warf ich ihm vor, worauf er entschuldigend mit den Schultern zuckte. "Ich hole mir meistens nach einem Deal was, genauso wie die anderen", erklärte er. 

Nachdem ich noch etwas im Gefrierfach herumgekratzt hatte, fand ich in der hintersten Ecke noch ein Paket mit Spinat. Ich warf es achtlos hinter mich und hörte, wie er es fing. Mit Schwung schloss ich den Gefrierschrank, musste ihn jedoch nochmal zudrücken, da ich zu viel Schwung hatte und die Tür wieder aufgeflogen war. 

Beim Suchen hatte ich bereits Töpfe gefunden, also begann ich sofort damit, die Nudeln zu kochen und den Spinat aufzuwärmen. Kurz hatte er mich nur beobachtet, bevor er sich dann hinter mich gestellt hatte und über meine Hüfte strich. "Du lenkst mich vom Kochen ab", kicherte ich, er jedoch zog mich zurück, drehte mich um und drückte mich an die Wand neben dem Herd. "Nicht, dass die Nudeln überkochen", wollte ich ihn abbringen, doch er ignorierte es und küsste mich. Ich wusste gar nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich das auf einmal nicht mehr haben könnte. Ich war zwar noch nicht oft in den Geschmack gekommen, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, seine Nähe zu brauchen. 

Meine Finger fuhren von seinem Nacken in seine Haare, als wir durch ein Räuspern auseinander fuhren. Ein wenig verwirrt schaute ich das blonde Mädchen neben mir an, während Xater leicht genervt seufzte. "Hey Audrey", begrüßte er sie. "Da habe ich ja eine ganze Menge verpasst. Wieso hast du mir nichts davon erzählt!", warf sie erst uns, dann Ghost vor, der aus dem Flur auf uns zukam. "Ich wusste das selbst nicht", gab er zurück. 

Ich hastete zum Herd, um die Temperatur herunterzustellen, da das Wasser leider übergekocht war. Mit einem einigermaßen sauberen Tuch wischte ich das Wasser auf und rührte den Spinat um. "Wollt ihr auch was mitessen? Es gibt heute mal keine Pizza", lud Xater Audrey und Ghost ein. "Du hast in diesem Haus etwas anderes als Tiefkühlpizza gefunden?", scherzte Ghost, worauf wir alle leise lachten. Sie deckten den Tisch, während ich die Nudeln abgoss und sie dann mit dem Spinat auf den Tisch stellte. 

Wir setzten uns hin und begannen zu essen. "Jetzt erzählt mal. Wann und wie?", fragte Ghost ernst und schaute zwischen Xater und mir hin und her. Mein Blick heftete sich an die Tischplatte, die mir in dem Moment als das Interessanteste überhaupt erschien. 

"Sie hat George erschossen", wechselte er das Thema, worauf ich nur ein schweres Schlucken hören konnte. "Sie?", fragte Ghost vorsichtshalber nach. "Sie ist schon mehrmals als meine Rückendeckung zu Deals mitgewesen und George hat mich bedroht. Deshalb hat sie geschossen, wie ich es ihr gesagt habe. Wegen dem Schock ist sie dann so neben der Spur gewesen, dass ich nicht wusste, was ich machen sollte", erklärte Xater ruhig. Ich schaute verwirrt zu Audrey, als sie einen schrilles Quieken von sich gab. "Das ist ja wie im Film", schwärmte sie, worauf sie von uns allen verstörte Blicke erntete. "Ich habe jemanden umgebracht, das ist nicht wirklich romantisch", fuhr ich sie schroff an. Ich spürte, wie Xater nach meiner Hand griff und sie sanft drückte. Sofort beruhigte ich mich und verschränkte unsere Finger. 

Eine Weile aßen wir schweigend weiter, bis wir die Teller in die Spüle stellten. Natürlich würde der Abwasch an mir hängen bleiben. "Nächste Woche steht eine Party bei Holly an und ihr beide erscheint da", legte Audrey fest, was Xater nur mit einem lachenden "Sicher doch" quittierte und mich dann mit sich in sein Zimmer zog. 

"Wer ist diese Audrey?", fragte ich als erstes nach, als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Xater hatte sich an den Schreibtisch gesetzt und sein Laptop aufgeklappt. "Ghosts kleine Schwester, sie ist aber nur ein Jahr jünger als er und meiner Meinung nach der nervigste Mensch aller Zeiten. Sie versucht seit Jahren, dass ich mit ihr was anfange, aber Ghost hat es ihr untersagt und ich hatte keinen Bock auf sie", erklärte er. 

"Wollen wir denn zu der Party?", fragte ich nach, was ihn breit grinsen ließ. "Du willst feiern gehen?", fragte er nach, ich begann jedoch nur zu lachen und nickte. "Dann gehen wir hin, aber erstmal musst du morgen wieder zur Schule", beschloss er, was mich jedoch nicht so glücklich gemacht. Ich schmollte ihn an, was ihn zum Lachen brachte. "Ich will wenigstens, dass du ein wenig Bildung erfährst, auch wenn ich Schule ab einem bestimmten Schuljahr echt unnötig finde", rechtfertigte er, was mich traurig werden ließ. "Du bist nicht zur Schule gegangen, oder?", fragte ich nach, worauf sich sein Blick senkte. "Woher weißt du das?"

"Ich habe es darauf geschlossen, dass es dich ja eigentlich gar nicht gibt", erwiderte ich. Die Stimmung wurde zunehmend bedrückender, jedoch wollten wir das beide geklärt haben. "Ein bisschen weiß ich, weil mir die besagte Nachbarin einiges beigebracht hatte. Sie selbst war Lehrerin gewesen und ihr Mann halt Arzt, es war also beinahe ideal für mich. Als sie dann aber umziehen mussten, als ich 6 war, habe ich erstmal gar nichts mehr gemacht, bis meine Eltern verreckt sind. Zu dem Zeitpunkt konnte ich gerade lesen und ein bisschen rechnen. Danach bin ich dann ja vollkommen abgerutscht, habe doch immer wieder etwas aufgeschnappt oder irgendwann übers Internet gelernt, damit ich nicht ganz so dumm sterbe", erzählte er. Man merkte, dass es ihm schwer fiel, darüber zu reden, ich blieb jedoch ruhig, um ihm keinen Grund zu geben, aufzuhören. 

Smoke and Red LipstickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt