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POV Alice

12 Tage nach dem Kampf| 14:22 Uhr

So haben wir uns kennengelernt. Jetzt wurden wir beide aus dem Krankenhaus entlassen und ich habe beschlossen, dass Julie mit zu mir kommen könnte.

Vorsichtig schleiche ich mich zum Eingang unseres riesigen Hauses. Julie läuft direkt hinter mir. Ich drehe mich noch einmal zu ihr um, um klarzustellen, dass sie leise bleiben soll. Sie nickt mir zu, woraufhin ich leise die Tür öffne. Glücklicherweise hab ich meinen Schlüssel immer dabei, egal wohin ich gehe. Mein Vater ist oft auf Einsätzen, weshalb ich ohne Schlüssel total aufgeschmissen wäre. Hoffentlich ist mein Vater jetzt auch wieder bei einem Einsatz, das würde die ganze Sache deutlich erleichtern. Schließlich haben wir genug Ärger mit dem Kampf gehabt und brauchen, frisch aus dem Krankenhaus, nicht noch mehr Stress.

Doch noch bevor wir ganz drinnen sind, bemerke ich, dass mein Glück nicht auf meiner Seite zu sein scheint. Die Stimme meines Vaters erklingt laut und deutlich aus dem Wohnzimmer. "Wie, nicht auffindbar? IHR HABT ES VERLOREN?! Ich komme auf der Stelle vorbei!" schreit er. Es scheint um seine Arbeit zu gehen. Erst zu spät wird mir allerdings die Bedeutung seines letzten Satzes bewusst. Nämlich erst, als mein Vater bereits mich und Julie erblickt hat. Als sein Blick auf Julie fällt, wurde er zornig. "KEINE FREMDEN IN MEINEM HAUS! ALICE PARKER, ICH GEBE DIR SO VIELE FREIHEITEN UND NUR EINE REGEL UND TROTZDEM HÄLTST DU DICH NICHT DARAN?! WAS IST BLOß FALSCH MIT DIR, DU DÄMLICHES KIND?!" beginnt er zu schreien. Noch bevor ich etwas sagen kann, ergreift Julie das Wort. "Vielleicht liegt da ja das Problem. Vielleicht sollten sie sich um Alice kümmern, anstatt ihr nur Freiheiten zu geben!" sie schrie zwar nicht, aber ihre Stimme war deutlich lauter als sonst. Ich sehe zu meinem Vater. Fuck. Wir haben eine Grenze überschritten, ich sah es ihm an. Schnell greife ich nach Julie's Hand und ziehe sie hinter mir durch die, glücklicherweise noch offene Tür auf mein Motorrad zu. Ich höre irgendwas hinter uns zerbrechen, traue mich aber nicht, zurückzuschauen. Stattdessen helfe ich Julie auf den hinteren Platz meines Motorrads und setzte mich selbst ans Steuer.

So schnell wie möglich fahre ich los. Mir ist zwar noch nicht klar, wohin, doch auf jeden Fall weg von hier. Nach etwa hundert Metern bemerke ich jedoch etwas, was mich dazu bringt, anzuhalten. "Was ist los?" fragte Julie hinter mir. "Halt dich richtig fest." antworte ich. "Tu ich doch." Ich schüttle als Antwort nur den Kopf, woraufhin sie zögerlich ihre Hände an meine Hüfte legt. Ich nehme ihre Hände jedoch und legte sie einmal um meinen Bauch. "Nicht, dass du runterfällst." meine ich grinsend. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie Julie hinter mir rot wurde. Bei diesem Gedanken wird mein Grinsen noch breiter, während ich mich an den Abend des Balls zurück erinnere.

Erneut fahre ich los. Am Anfang liegengen Julie's Arme noch sehr locker, doch je schneller ich fahre, desto fester wird ihr Griff. Nach einiger Zeit halte ich an. Wir sind an einem etwas größerem Park, der sogar einen Parkplatz hat, wo ich mein Motorrad abstelle und abschließe. Julie sieht mich verwundert an. "Ich kenne den Park gar nicht, wo sind wir?" "Er ist etwas außerhalb der Stadt, eigentlich mehr ein Wald. Obwohl er sehr groß ist, sind hier kaum Besucher. Komm mit, ich zeig dir meinen Lieblingsplatz." Ich laufe los, Julie folgt mir.

Eine Weile lang laufen wir still nebeneinander her. Es ist keine unangenehme Stille, wir beide sind einfach in Gedanken. Dann kann ich mein Ziel erkennen. Ich nehme Julie am Handgelenk und ziehe sie vom Hauptweg auf einen kleinen Trampelpfad. Von ihrer Seite aus höre ich ein empörtes und überraschtes "Hey!", woraufhin ich nur lache. Der Trampelpfad ist nicht lang, nach kurzer Zeit kommt man auf eine große Lichtung. Am Ende der Lichtung ist ein relativ kleiner, ruhiger See. Die Wiese ist in einem satten grün gefärbt und generell ist es für diese Zeit außergewöhnlich grün. Einige Bäume blühen und auch ein paar Blumen wachsen bereits. Beides ist ein Wunder, angesichts der Tatsache, dass wir Januar hatten. "Wow, es ist echt schön hier!" meint sie und geht näher zum Ufer. Plötzlich kommt mir eine Idee. Ich gehe zu ihr und stelle mich neben sie. Dann, ohne Ankündigung, nehme ich sie im Prinzessinnenstil hoch und laufe mit ihr in Richtung Wasser. Als sie bemerkt, was ich vorhatte, beginnt sie, sich zu wehren. Allerdings bringt das ziemlich wenig, da ich sowohl größer, als auch stärker als sie bin (und sie zusätzlich verdammt leicht ist). Deshalb gehe ich nur lachend weiter. Ich weiß, dass das Wasser ziemlich schnell ziemlich tief wird, da ich selbst dort schon oft schwimmen war. Wenn auch im Sommer und nicht im Winter bei weit unter 20°C. Ich nehme all meine Kraft zusammen und werfe das, sich immer noch wehrende Mädchen, auf meinen Armen ins kalte Wasser.

Sie geht kurz unter, taucht aber direkt wieder auf und sieht mich wütend an. "Es ist eiskalt! Das kriegst du zurück!" ruft sie und stapft aus dem Wasser. Sie ist komplett nass, was ziemlich niedlich aussieht. Ich muss bei ihrem Versuch, böse auszusehen nur grinsen, wie gesagt, es ist verdammt niedlich. Aber plötzlich, mit einer blitzschnellen Bewegung gleitet ihre Hand ins Wasser und eine Sekunde später spüre ich die eisigen Wasserspritzer auf meinem Körper. Es ist wirklich verdammt kalt. Plötzlich überkommt mich ein schlechtes Gewissen. Ich wollte Julie zwar ärgern, aber was, wenn sie wegen mir jetzt eine Erkältung bekommt? Das Mädchen kommt nun wieder aus dem Wasser heraus. "Dafür werde ich mich noch rächen!" meint sie, während sie versuch, ihren übergroßen Hoodie auszuwringen. Ich ziehe meine Lederjacke aus und halte sie ihr hin. Grinsend schnappt sie sich diese, lässt sie jedoch auf den Boden fallen. Ich sehe sie fragend an, da mir nicht bewusst ist, was sie vorhat. Eine Minute später wird es mir jedoch bewusst, als sie den Hoodie über ihren Kopf zieht. . Darunter trägt sie einen Sport-BH. Ich will zwar wegschauen, aber wirklich gelingen tut mir das nicht. Sie ist echt verdammt hübsch. Auf einmal fällt mir eine kleine Narbe an ihrem Bauch auf, und ich überlege, ob ich sie danach fragen sollte. Doch als ich sie anschaue, schüttelte sie nur den Kopf. Sie muss bemerkt haben, was in meinem Kopf vorgeht. Ein schlaues Mädchen. Nun zieht sie meine Lederjacke drüber, schließt diese allerdings nicht komplett. Da meine Jacke innen einen anderen Stoff hat, sollte sie eigentlich auch nicht unangenehm auf der Haut sein.

Als sie fertig mit umziehen ist, sieht sie mich an. Plötzlich wirkt Julie wieder ganz ernst. "Das mit vorhin tut mir leid. Ich glaube, ich hab alles nur noch schlimmer gemacht." meint sie traurig. Ich lächle jedoch und zog sie in eine Umarmung. "Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen. Du wolltest mir helfen und hast dich für mich eingesetzt. Das ist mehr als jeder andere für mich getan hat." Ich lasse sie wieder los und Julie sieht auf den Boden. "Hey, was ist los?" fragte ich besorgt. Habe ich etwas falsch gemacht?

"Sag mal, was bin ich eigentlich für dich?" fragt sie dann leise. Ich überlege und schlagartig erinnere ich mich zurück an den Samstag, als ich sie so verletzt habe. An ihre Worte: Ich mag dich doch so sehr. Wir haben nicht mehr darüber gesprochen, wie mir gerade auffällt. Ich lächle leicht, dann beuge ich mich leicht zu ihr runter. "Alles." flüstere ich, bevor ich meine Lippen auf ihre lege.

Ende

Three Days [Girl X Girl] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt