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POV Alice

Tag 1 | 14:16 Uhr
Ich klopfte an der Tür zum Lehrerzimmer. Es machte jedoch keiner auf, weshalb ich mich schon wieder umdrehen wollte, als ich von drinnen ein Geräusch wahrnahm. Ich hörte erneut hin und tatsächlich. Ein leises Schluchzen drang durch die Tür.

Bei diesem Geräusch würde ich stutzig und öffnete die Tür. Also versuchte es zumindest. Denn sie war verschlossen. Das Schluchzen erklang erneut, diesmal lauter. Dann hörte ich auch eine Stimme. Sie war männlich, aber ich konnte nicht genau verstehen, was gesagt wurde.

Jetzt kam auch eine weibliche Stimme hinzu. Und diese Stimme... kam mir bekannt vor. Das war doch Julie. Mein Atem stockte. Was passierte dort drinnen?!

Mit voller Wucht schmiss ich mich gegen die Tür und tatsächlich gab sie nach. Endlich hatte es mal einen Vorteil, dass unser Schulgebäude so verdammt alt war.

Bei dem Anblick, der sich mir gab, überkam mich eine unglaubliche Wut. Dieser Bastard! Rasend rannte ich zu den beiden Personen in der Ecke des Raumes und zerrte den Mann von Julie runter. Ein gezielter Schlag in sein Gesicht und er war bewusstlos. Am liebsten würde ich noch viele weitere Male schlagen und treten, so dass er die nächste Zeit nicht mehr aufstehen konnte und nie wieder dazu fähig sein würde, Kinder zu zeugen, aber jetzt hatte ich andere Prioritäten. Auch wenn dieses verdammte Arschloch es nicht anders verdient hätte. Aber erstmal musste ich mich um das Mädchen auf dem Boden kümmern.

Als ich mich ihr zuwendete, bestätigte sich meine Vermutung. Es war Julie. Schnell kniete ich mich zu ihr hin. "Julie? Alles ist gut. Ich bin jetzt da, dir passiert nichts mehr." Ihr Blick wandte sich zu mir. Immer noch tränten ihre Augen und sie zitterte. Verständlich nach so einem Ereignis.

Langsam setzte Julie sich auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie sah mich kurz an und fiel mir dann in die Arme." Danke!" schluchzte sie. Unsicher, wie ich mich ihr gegenüber jetzt verhalten sollte, tätschelte ich einfach ihren Rücken.
Nach etwa einer Minute ließ sie von mir ab und ich atmete erleichtert aus. In solchen Situationen war ich einfach überfordert. Ich war schließlich das Badgirl der Schule und nicht gerade als jemand bekannt, der sich gut mit Gefühlen auskannte.

Ich überlegte, was wir als nächstes machen sollten. Wäre es klug, die Polizei zu rufen? Dieses Schwein sollte eine gerechte Strafe bekommen, allerdings hatte ich bereits einige Probleme mit der Polizei und die Befürchtung, dass diese uns, oder zumindest mir, nicht glauben würde. Das war mir zu heikel, ich wollte dieses Risiko nicht eingehen.

"Wollen wir los? Ich denke, du willst hier so schnell wie möglich weg." schlug ich letzendlich vor. Julie nickte. Also half ich ihr aufzustehen. "Möchtest du dein T-Shirt wieder anziehen?" fragend sah ich zu ihr und deutete auf den zerknüllten Stoff ein paar Meter von unserem Standpunkt entfernt. Doch sie schüttelte nur energisch den Kopf. Daraufhin überlegte ich kurz, kam schließlich jedoch zu dem Schluss, dass es ohne Oberteil draußen zu kalt sein würde.

Also zog ich meine Jacke aus und hielt sie ihr hin. Zögernd nahm sie diese an und zog sie sich über. Die Jacke war etwas zu groß, weshalb sie sie mühelos tragen und schließen konnte. Sie schaute mich noch einmal an, wie um zu fragen, ob das auch wirklich okay sei. Als ich nickte, lächelte sie leicht. "Danke." murmelte das Mädchen leise.

"Kein Problem." erwiderte ich und fügte dann noch hinzu: "Kannst du laufen?" Julie versuchte, ein paar Schritte zu gehen und schien dabei tatsächlich ziemlich sicher, weshalb ich nur neben ihr her lief. Zwar schwankte sie öfters und stolperte einmal, allerdings konnte sie sich immer entweder selbst helfen oder ich fing sie auf. So liefen wir langsam durch das Schulgebäude runter auf den Parkplatz.

Three Days [Girl X Girl] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt