POV Julie
Tag 2 | 12:41 Uhr
Ich sah mich um. Was machte ich jetzt alleine? Sollte ich auf sie warten? Oder doch eher hinterher gehen? Ich entschied mich dafür, hinter ihr her zu gehen, denn diese Ruhe war irgendwie beunruhigend. Es war, als wäre ich im All oder so. In einem luftleeren Raum, ohne Beschäftigung.
Also stand ich auf und begann, mir meinen Weg durch die Unendlichkeit dieses Gebäudes zu suchen.
Mal ganz ehrlich, warum bauten Leute so riesige Villen? Den ganzen Platz brauchte man eh nicht und das Geld könnte man für so viel besseres verwenden. Um anderen zu helfen zum Beispiel. Aber nein, reiche Menschen mussten natürlich immer zeigen, wie verdammt reich sie doch waren.
Nach und nach bekam ich das unangenehme Gefühl, einen Fehler begangen zu haben. Ich war noch nie alleine hier lang gegangen. Und ich hatte keine Ahnung, ob der Weg, den ich gewählt hatte richtig war. Was, wenn ich total falsch lag und mich hier verlaufen hatte? Dieses Haus war riesig, bis Alice mich fand, würde es eine Ewigkeit dauern.
Ich blieb stehen und sah mich um. Gab es irgendwelche Anhaltspunkte? Irgendetwas, dass ich erkannte? Nein, da war nichts. Es sah genau so aus, wie im Rest des Hauses. Wie in jedem verdammten Gang. Wieso war ich so dämlich? Wie konnte ich auf so einen dumme Idee kommen? Solche Fehler machte ich unglaublich oft, da ich selten nachdachte, bevor ich etwas tat. Diese Impulsivität hat mich schon oft in kritische Situationen gebracht.
Als ich jünger war, habe ich mal Mario Kart mit einer Freundin gespielt und als ich verloren hatte, war ich so beleidigt, dass ich raus rannte und direkt in den Wald hinter unserer Wohnung gelaufen war. Es war Winter. Und ich hatte keine Jacke dabei. Mehrere Stunden bin ich in diesem verdammten Wald umhergeirrt, bis mich meine Eltern gefunden haben und ich mit einer Unterkühlung ins Krankenhaus gekommen bin.
Doch eigentlich war das jetzt nicht wichtig, denn ich hatte gerade andere Prioritäten. Zum Beispiel herauszufinden, wie ich aus diesem gottverdammten-
Moment. Was war das? Ein Geräusch unterbrach die Stille. Waren das Stimmen? Sie kamen aus einem Raum einige Türen entfernt. Langsam lief ich auf diesen Raum zu, ich wollte ja niemanden unterbrechen. Direkt vor dem Raum angekommen, verstand ich auch die gesagten Worte. Ich wollte erst anklopfen, um nicht zu lauschen, doch bestimmte Worte ließen mich aufhorchen."Alice muss teilnehmen, mir egal, was du sagst." knurrte eine tiefe, mir unbekannte Stimme. "Nein, sie will nicht mehr. Lass sie doch einfach." antwortete eine weitere Stimme, welche mir diesmal sehr bekannt vorkam. Lucas. Worüber redeten sie? Ja, eigentlich ging es mich nichts an, aber ich war einfach viel zu neugierig.
Also blieb ich stehen und hörte weiter zu. "Sie kann nicht einfach so aussteigen! Sie ist viel zu tief da drin! Du weißt doch wie das ist, einmal drinnen, immer drinnen. Hast es doch selbst mit erlebt. Mit diesem Charles oder wie der hieß." Die fremde Stimme klang aufgebracht, wurde jedoch bei den letzten Sätzen etwas leiser. "Du wagst es dich, über Charlie zu reden? Willst du, dass ich dir eine reinhau oder was?!" knurrte Lucas bedrohlich. Seine Stimme jagte einen Schauer über meinen Rücken. Mein Herz begann schneller zu schlagen.
Was auch immer da drinnen vorging, es war irgendwas, wovon ich wirklich nichts wissen durfte. Ich musste hier weg, denn wenn jemand mich finden würde hätte ich ein riesiges Problem. Also sah ich mich nach einem Versteck oder ähnlichem um und fand tatsächlich einige Meter entfernt eine angelehnte Tür. Ich schlich mich hinein und schloss leise die Tür hinter mir. Genau im richtigen Moment, denn ich hörte ein lautes "Du weißt genau, was ich will. Alice, morgen. Ein letzter Kampf, dann kommt sie vielleicht raus.", dann schlug laut knallend eine Tür zu. Schritte ertönten und ich hielt die Luft an.

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Three Days [Girl X Girl]
Storie d'amoreIst es möglich, sich in drei Tagen zu verlieben? Julie hat nie an so etwas wie Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Doch ein Morgen sollte alles verändern. Alice ist das Badgirl der Schule. Eine Rebellin, die sich nur mit ihrer Gang abgibt. Bis ihr...