Three Days [Girl X Girl]

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POV Julie

Tag 1 | 21:49 Uhr

Was? Verdattert sah ich sie an. Vergessen? Genau musterte ich sie.

Meine Augen rissen auf. Ich spürte, wie eine Gänsehaut über sich auf meinem Körper ausbreitete. Nein. Das konnte nicht sein. Das war nicht möglich. Sie war nicht mehr da. Ich hatte sie schon vor Jahren verloren. Sie konnte es nicht sein. Aber auf der anderen Seite sah sie genauso aus. Die Augen, die Gesichtszüge, irgendwie alles. Außer die Haare.

"Amanda?" hauchte ich leise. Sie nickte. Meine Erinnerungen prasselten auf mich ein, eine blieb mir besonders im Kopf.

"Ami, wo bist du? Wir wollten uns doch hier treffen!" Ich saß in einem kleinen Baumhaus im Wald, in welches ich gerade geklettert war. Es war das Geheimversteck von mir und meiner besten Freundin. Amanda. Jeden Tag trafen wir uns hier und erzählten von unserem Tag. Unsere Eltern hatten uns, obwohl wir seid dem Kindergarten beste Freunde waren, auf unterschiedliche Schulen geschickt. Ami's Eltern mochten mich nicht, sie waren viel reicher als meine Familie und meinten, dass ich ein schlechter Umgang wäre. Sie waren sehr streng und gemein. Plötzlich hörte ich ein leises Schluchzen hinter mir und drehte mich um. Hinter mir stand meine beste Freundin mit verweintem Gesicht und hielt sich die Wange. Sie atmete schwer, war anscheinend den ganzen Weg gelaufen.

Ich lief zu ihr und nahm sie in den Arm. "Mama und Papa sind so böse auf mich. Ich war nicht gut genug für Mama und Papa. Ich hatte eine Vier in Mathe und sie waren so sauer. Mama wurde laut und als ich nichts gesagt habe, hat sie mich geschlagen. Julie, ich will da nicht mehr hin. Mama und Papa machen mir so Angst. Julie bitte, kann ich zu dir?" schluchzte sie. Es zerbrach mir das Herz sie so zu sehen. Eigentlich war sie älter als ich, aber ihre Mama und ihr Papa machten sie so traurig, dass sie auf einmal viel jünger wirkte. Ami war 11, hatte lange, goldene Locken und strahlend blaue Augen, die sonst immer so fröhlich glitzerten, aber mich jetzt traurig und flehend ansahen. Ich nickte. "Wir schaffen das schon, Ami. Wollen wir zu mir?" Sie nickte und so machten wir uns auf den Weg zu mir. Vor meinem Zuhause hörte ich plötzlich einen Schrei. "AMANDA, WAS TUST DU DA? DU SOLLST MIT DIESEM DRECK VON MENSCHEN NICHTS ZU TUN HABEN! KOMM SOFORT HER!" Ami's Papa stand einige Meter entfernt und ich wich automatisch zurück, Ami's Hand in meiner. Sie zitterte. Dann drehte sie sich zu mir und umarmte mich. Leise flüsterte sie mir zu: "Ich hab dich lieb, Julie. Aber ich muss weg. Heute Nacht nehme ich meine kleine Schwester und gehe. Ich kann das nicht mehr, Mama und Papa machen mich kaputt. Ich mache mir so Sorgen um meine kleine Maya. Sie ist doch erst sechs. Bitte vergiss mich nicht, kleine."

Dann lief sie zu ihrem Papa. Entsetzt sah ich ihr hinterher, konnte nichts mehr machen.

Das war das letzte Mal in meinem Leben, dass ich sie sah. Noch in der Nacht verschwand sie, zusammen mit ihrer kleinen Schwester. Danach hatte weder ich, noch irgendjemand anderes sie je wieder gesehen.

Aber als ich in Shadow's Augen sah, da erkenne ich es. Ihre Augen waren zwar dunkler und wirkten verschlossener, aber trotzdem waren es die Augen meiner besten Freundin.

In meinen eigenen Augen bildeten sich Tränen. Auch ihre wirkten verletzt, wie damals im Baumhaus. "Ich habe dich doch nur um eine Sache gebeten. Warum, Julie? Ich dachte, wir wären beste Freunde gewesen. Konntest du mich so einfach vergessen? Jeden Tag, jeden verdammten Tag musste ich an dich denken! Hab mich gewundert, wie es dir geht. Was du wohl machst. Und du? Erkennst mich nicht mal! War ich dir wirklich so egal? Ich ging zur Schule und plötzlich sah ich dich. Nach all den Jahren sah ich dich und habe dich erkannt. Sofort. Aber du hast mich nicht mal bemerkt! Warum, Julie? Warum tust du mir das an?! "