Three Days [Girl X Girl]

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POV Julie

Tag 2 | 13:37 Uhr

Ich betrachtete die Villen, die am Auto vorbei flogen. Wie es sein muss, in so einer Umgebung aufzuwachsen? Alles wirkte so ordentlich, aber auch irgendwie... kalt. So ein Gefühl hatte ich zu Hause nie. Meine Familie war nicht reich, aber auch nicht wirklich arm. Eher so durchschnittlich. Ich hatte einen großen Bruder namens Charlie, der allerdings schon alleine lebte und eine kleine Schwester. Mein Ein und Alles. Sie heiß Rose und war eigentlich nur meine Halbschwester. Sie war das Kind meiner Mum von einem anderen Mann. Der war aber ein ziemliches Arschloch, weshalb meine Mum zurück zu mir, meinem Bruder und meinem Dad gekommen ist. Rose hat sie mitgenommen.

In Gedanken bei meiner Schwester musste ich grinsen. Sie war einfach zu süß. Hatte Alice wohl Geschwister? Bei dieser Frage konnte ich es nicht vermeiden, doch zu Alice zu schauen. Ich musterte sie, auch wenn ich mir geschworen hatte, genau das nicht zu tun.

Irgendwie konnte ich auch meine Augen nicht von ihr reißen. Wie sie da saß, entspannt, aber trotzdem mit einem Blick, der aufmerksam auf der Straße lag. Leicht verträumt sah ich sie an und stellte mir vor, wie sie mit meiner kleinen Schwester spielte. Ich konnte mir vorstellen, dass sie gut mit Kindern klar kam. Sie schien sehr verantwortungsbewusst.

In meinem Kopf war ich so sehr in die Vorstellung vertieft, wie Alice mit Rose spielte, dass ich nicht bemerkte, wie wir anhielten. "Gibt es einen Grund, wieso du mich anstarrst oder bestaunst du einfach meine Schönheit?" wurde ich aus meinen Träumen gerissen. Ich zuckte leicht zusammen und lachte verunsichert, während ich den Boden anstarrte und ihn innerlich bat, mich zu verschlucken. Ich war so blöd. Natürlich würde sie so was bemerken. Bei meinem Glück bemerkte immer jeder alles, was ich tat. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie mich immer noch ansah und ich immer noch schwieg. Verdammt, war das unangenehm.

Ich grinste, wie um zu verschweigen, dass ich mich in Grund und Boden schämte und begann endlich zu sprechen: "Ich hab mich tatsächlich gewundert, ob du Geschwister hast. Du hast so eine besondere Ausstrahlung, ich hab das Gefühl, du könntest dich gut mit Kindern verstehen."

Alice lachte. Kein gehässiges Lachen oder so, nein es war ziemlich warm. "Nein, Geschwister hab ich keine. Wenn man von den Kindern absieht, um die ich mich tagtäglich kümmern muss. Die du ja jetzt auch schon kennst. Aber du hast mich neugierig gemacht. Was für eine Ausstrahlung hab ich denn?" frage Alice und grinste amüsiert. Ihre Augen zeigten jedoch tatsächliche Interesse. Sie schien wirklich neugierig zu sein.

Ein wenig überlegte ich, wie ich ihre unglaubliche Ausstrahlung am besten und am wenigsten von meinen merkwürdigen Gefühlen beeinflusst beschreiben konnte. "Naja, du strahlt auf der einen Seite eine ziemliche Offenheit aus, aber hast auch eine Gewisse Ruhe. Beides braucht man, um mit Kindern umgehen zu können. Außerdem bist du sehr verantwortungsbewusst. Du hast aber noch einen anderen Teil in deiner Ausstrahlung. Eine Art Schutzschild, das du aufgebaut hast. Man erkennt es nicht sofort, aber so ganz verstecken kannst du es auch nicht. Ich weiß nicht, wovor du andere schützen willst, denn ich denke, das ist der Sinn hinter dieser Blockade, aber es gibt etwas, dass du verschweigst. Von dem du auf keinen Fall willst, dass andere es herausfinden. Aber dir sollte bewusst sein, dass, wenn du herausfinden willst, was mich besonders macht, ich auch herausfinde, was du verstecken möchtest. Wer du wirklich bist."

Mit diesen Wörtern stieg ich aus und ließ Alice alleine zurück.