27.⚠️

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An der Schule angekommen stiegen wir aus. Marie lief mit Tommy vor und ich mit Jason hinter her. Von hinten sahen Marie und Tommy eigentlich ganz süß zusammen aus. Tommy hatte einen normalen Anzug an und Marie hatte ein elegantes dunkelblaues Kleid, mit kleinen glitzersteinen an der Hüfte verteilt, was ihr sehr gut stand.

Wir liefen über einen großen Schulhof und kamen an einer Sporthalle an. Von außen konnte man etwas Dekoration erkennen. Marie öffnete die Tür und lief hinein, vor ihr kam Tommy und danach ich und Jason. Zu meinem Glück hielt Jason die Tür für mich auf und nicht wie Tommy, der einfach an ihr vorbeigelaufen ist. Die Tür ist nämlich sehr schwer. Wir liefen Marie hinter her, bis wir sie plötzlich verloren. Ich schaute mich hektisch um, doch fand sie nicht, weil die Halle schon sehr voll war.

"Man jetzt hab ich Marie verloren" sagte ich hoffnungslos und ließ mein Kopf hängen. "Hey süße, ich bin bei dir" sagte er und lächelte mich an, als ich aufschaute. "Ich hab Hunger" schmollte ich und klopfte mir auf den Bauch, wie ein Kind. Im nächsten Moment nahm Jason meine Hand und zog mich durch die Menschenmenge. Es ging mindestens 3 Minuten so, weil er das Büffet nicht finden konnte. Am Tisch angekommen, fing ich an zu sabbern und könnte alles aufeinmal essen, doch Jason hielt immer noch meine Hand.

Mein Hunger war so groß, weshalb ich mit einer Hand alles in mein Mund stopfte und genüsslich aß. Die Hand von Jason ignorierte ich einfach und aß weiter. "Mach mal langsam Kora" lachte Jason und hielt meine andere Hand fest. Ich nickte, nahm eine serviette und putze mir die Krümmel vom Mund ab. Mir entkam ein rülpser, was mich auflachen ließ.

"Also Junge Dame! Was haben sie für ein benehmen?" fragte mich eine ältere Frau und sah mich wütend an. "Sie hat ein schönes lachen finden Sie nicht Mrs Morgan" kam es von Jason und stellte sich etwas vor mich. "Ach Jason, ich hätte dich hier nicht erwartet. Du hast dich kein bisschen verändert" grinste sie ihn an und gab ihm zur Begrüßung die Hand.

Anscheind ist das die alte Schule von Jason, was mich nicht wirklich überraschte. Er kannte den Weg zum Essen schneller als gedacht. Viele Personen hatten ihn gegrüßt, was ich aber ignorierte. Ich mein es hat mich nichts anzugehen. Wir sind ein paar und sowas ich weiß. Aber....

Aufeinmal tippte mich jemand auf die Schulter, worauf ich mich umdrehen musste. Ich hatte nichts schlechtes erwartet aber so wie der Typ aussieht, ist es etwas tolles. Ich darf jemanden schön oder toll finden okey? Ich sah ihn fragend an, doch er grinste nur und zog mich im nächsten Moment auf die Tanzfläche. Ich hab eine weile gebraucht, um das Lied zu erkennen, weil jeder um mich herum gequatscht hatte. Ich erkannte es und Tanze direkt los und hatte meinen Spaß. "Du kannst super tanzen" rief der Typ mir entgegen, weil es so laut war. "Danke das weiß ich" rief ich zurück und lachte auf.

Ein paar Minuten nach dem coolen Hip Hop Lied, folgte ein etwas langsames und romantisches lied, worauf alle plötzlich still wurden und sich einen Partner kralten. Ich zuckte gelangweilt mit den Schultern und wollte mir etwas zu essen holen, doch der Typ von vorhin zog mich leicht zu sich und zwang mich mit ihm zu tanzen. Augenverdreht machte ich etwas Platz zwischen uns und tanzte leicht zum lied. Ich bekam einen enttäuschenden Blick von Typen, worauf er in der Menschenmasse verschwand.

Endlich hatte ich wieder die Chance mir etwas Essen zu holen, doch da wurde wieder gestört, denn diesmal hatte Jason mich vom Büffet weggezogen. "Ich wollte mir was zum Essen holen" schmollte ich und bewegte mich mit Jason zum Rythmus der Musik. "Wir sind hier aber nicht zum Essen da. Ich kann dich Morgen in ein leckeres Steakhouse einladen. Das wird dich bestimmt umhauen. Aber heute wirst du den Abend genissen und nicht ans Essen denken" überredete mich Jason und zauberte mir durch den Vorschlag ein Lächeln ins Gesicht.

Ich legte meine arme auf seine Schultern und er legte seine Hände auf meine Hüfte, was mich kurz auflächeln lies. Ich sah in Jasons Augen und bewegte mich zur Musik. Seine Waldgrünen augen hatten ein kleines funkeln, was ich noch nie wirklich gesehen hatte. Es war eine Art glücksfunkeln. Wow...

Ich legte mein Kopf auf seine Brust und schloß für einen kurzen Moment meine Augen. Wie mit einem Schlag, sah ich meine ganze Vergangenheit vorbei ziehen.

Lena, Mom, Dad und ich. Eine normale kleine Familie. Wir hatten alle ein gutes Verhältnis, doch als ich angefangen habe erst Abends nachhause zu kommen, hatte sich alles geändert. Mit 12 wurde mein Dad aggressiver, weil sein Bruder starb und meine Mom musste überstunden machen, weil Dad gekündigt hatte. Er gab mir die Schuld, was ich nicht verstand. Mit Anfang 15 kam ich sehr spät abends nachhause, weil ich mich nicht willkommen gefühlt hatte. Ich hatte meine Leidenschaft für Boxen entdeckt. Durch meinen Trainer wusste ich von den Straßen kämpfen und konnte so anfangen selber mein Geld zu verdienen. Ich konnte mir immer mehr Klamotten leisten, weshalb ich angefangen habe, mir für eine Wohnung zu sparen. Lena und ich hatten in diesen Jahren ein super Verhältnis und hatten uns alles erzählt, bis sie mich genauso verstoßen hatte wie die anderen. Mit 16 hatte ich meine eigene Wohnung und kam danach in den Knast, weil ich meinem Dad in das Bein geschossen hatte. Denn Rest wisst ihr schon...

Ich bemerkte eine Flüssigkeit, die meine Wange herunter lief und wüsste genau was passiert ist. Ich bin seit langem wieder in der Vergangenheit gewessen. "Ich muss mal kurz an die frische Luft" versuchte ich ohne ein schluchzen raus zu bekommen, was zum Glück klappte und Jason nickte. Er wollte mir nach draußen folgen, doch ich konnte ihn überreden. Ich brauchte einfach Zeit für mich selbst.

Draußen angekommen, holte ich tief Luft und suchte mir eine Bank, auf die ich mich setzen konnte. Schnell fand ich eine Bank und setzte mich hin. Ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken, doch sie floßen immer weiter. Sie fanden ihren Weg auf den Boden. Ich Strich mit meinem Finger die Tränen weg und versuchte durchzuatmen. Ich wollte mich so schnell wie möglich beruhigen, damit mich niemand weinen sehen konnte.

Nach eine weile kam Jason aus der Halle und suchte mich, was nicht lange gedauert hatte. Er kam mit einem besorgten Blick auf mich zu gelaufen und setzte sich zu mir. "Kennst du das, wenn du die Augen schließt und die Vergangenheit an dir vorbei zieht. Und das jedes mal wenn du die Augen kurz schließt. Kennst du das wenn dir dieses bad sein auf die Nerven geht oder dieses illegale Zeug bis zum Hals steht. Auf der einen Seite ist es ja gut eiskalt zu sein und die kämpfe machen Spaß aber auf der anderen Seite, fühlt man sich manchmal unterdrückt" schluchzte ich vor mich hin und sah starr auf den Boden, konnte nicht kontrollieren, was ich sage und fühlte mich einfach leer.

Ravenna Costello | Das Badgirl ♧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt