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[Taehyung]

„W-warum nicht?“, fragte ich fassungslos. Immernoch konnte ich diese ganze Situation und auch Jungkooks Reaktion nicht in meinen Kopf rein bekommen.
„Ich weiß doch, dass du jetzt  eigentlich der richtige Kim Taehyung bist. Du würdest nicht mal einer Fliege was zu Leide tun, stimmts?“, lachte er schwach.

„Du kannst nichts dafür, dass du so bist. Alle behandeln dich wie Dreck...aber dafür willst du doch eigentlich gar nicht so sein, oder? V und Tae sind nur ein Inbild deiner Ängste...“, haute er heraus, was meinen Kopf gründlich zum dröhnen brachte.
Er hatte Recht. Der kleine, Hasen artige, Junge, mit den großen Augen und dem zuckersüßen Lächeln, hatte mich tatsächlich verstanden.

Er versteht meinen Charakter, als wahrscheinlich einziger.
„Die Ängste sind damals in der Zeit mit Jimin entstanden...“, murmelte er und krallte sich durch seinen immernoch schmerzenden Bauch an meinen Pullover. Beruhigend strich ich über seine weichen Haare, die einen leichten Schweißfilm auf sich hatten.

„Du...d-du hast Angst alleine zu sein...und das zeigst du mit deinen anderen Peröhnlichkeiten. V hat Angst dass mich andere Menschen dir wegnehmen könnten.“, sagte er und hörte sich von der Stimmlage her so an, als würde auch ihm gerade alles klar werden.

„Und Tae hat Angst niemals jemanden für sich zu finden...er ist aber auch der rebellische Teil in dir...dem alles egal zu sein scheint.“, langsam bekam ich wirklich Kopfschmerzen. Das war alles zu viel für mich...
Er hatte sowas von Recht, ich war nur zu naiv um mich wirklich mit mir abzufinden und mich zu erkunden.

Immer habe ich mich aufgeregt, dass niemand weiß, wie ich wirklich bin. Aber durch ihn, ist mir klar geworden, dass ich es selber noch nicht einmal weiß und einfach jemanden brauche, der mich so kennt, wie ich wirklich bin.
Bei dem ich bin wie ich wirklich bin...

„Du...d-du brauchst eine Therapie Taehyung...ich kann dir nicht nur alleine helfen..“, murmelte Jungkook und, zu meiner überraschung, nickte ich verständlich.
„Aber warum willst unbedingt du mir helfen?“, wollte ich unsicger von ihm wissen.

„Weil das Verliebte nun mal tun...“, nuschelte er unkenntlich, aber ich konnte es dennoch verstanden.
Ohne etwas erwidern zu können war nun er der, der mich küsste – nicht so wie die letzten Male, bei denen ich dies getan hatte und das ohne sein Einverständnis.

Ganz schüchtern bewegte er seine Lippen gegen meine. Sie fühlten sich fast so wie kleine Federn an, so weich wie sie waren.
So perfekt lagen sie auf meinen und auch so vorsichtig, fast so als würde er sich nicht richtig trauen.

Doch einen Augenblick später löste er sich wieder, genau so schnell wie er mich geküsst hatte.
„Und ich will jetzt, dass du gehst. Ich warte hier allein und ich will nicht, dass dich die Bullen sofort holen. Du bist zu besonders um im Knast zu sitzen...“, murmelte er und lächelte wieder so zuckersüß wie immer.

Langsam nickte ich und schob ihn aus meinen Armen, die durch das ganze Blut fast vollkommen rot geworden waren.
Nun lehnte er an den Kleiderschrank und flüsterte ein unkenntliches 'Ich liebe dich', wobei ich mir nicht sicher war, ob ich mich verhört hatte oder es eines meiner Hirngesprinste war.

Noch etwas wollte ich sagen, was ich aber durch die Sirenen, die immer näher kamen, vergaß und zusammenzuckte.
Panik staute sich wieder auf und schnell verließ ich das Haus, ohne Jungkook noch einmal zu umarmen, was ich eigentlich noch vor hatte...

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Lesenacht 3/5

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