Das Leben der Familie R

Teil 40

Ausschnitt aus einem Vlog, als sie auf Tour waren und sie Jack nicht finden konnten

POV ANDY

Um Punkt 18 Uhr klingelte es an der Tür und ich ging hin, um sie zu öffnen. Mir blieb erstmal die Spucke weg, als Hailey vor mir stand, doch ich fasste mich schnell wieder und ließ sie rein. „Hey, was machst du denn schon hier? Ich wollte dich doch um halb 7 abholen..." sagte ich und nahm ihr den Koffer und die Jacke ab. „Mama war auf dem Weg zum Supermarkt und hat mich dann hier abgesetzt. Und... ich konnte es nicht erwarten..." sagte sie und wurde bei dem letzten Teil des Satzes ganz leise. Ich lächelte und zog sie in eine Umarmung. „Hey Hailey. Schön dich zu sehen." hörte ich die Stimme von Rye hinter mir. Ich löste mich aus der Umarmung und brachte ihren Koffer in den Abstellraum, als Rye sie in seine Arme zog. „Hast du echt die ganze Woche frei bekommen?" fragte er sie und ich hörte wie sie leise lachte. Mein Herz machte einen Sprung. „Ja. Ich habe das ganze Jahr auf meine Urlaubstage verzichtet und deshalb hatte mein Chef nichts dagegen." erwiderte sie. Ich ging an den Beiden vorbei und setzte mich dann neben Mikey auf die Couch. Er machte gerade ein Live- Video und es schauten mehr als 4000 Roadies zu. „Wir werden in der nächsten Woche nicht so aktiv sein, da wir bis Sonntag Abend im Urlaub in Österreich sind. Wir werden zwischendurch etwas vloggen, aber wir werden nicht so viel auf Instagram posten und keine Live-Videos machen. Ich hoffe, ihr versteht das." erklärte Mikey gerade. Dann sah ich viele Kommentare, die 'wer ist das im Hintergrund' sagten. Ich drehte mich um und sah Hailey und Rye in der Küche. „Das ist... öhm... eine gute Freundin von uns. Sie fährt morgen mit uns in den Urlaub." sagte Mikey, der die Kommentare auch bemerkt hatte. Ich schaute wieder in die Kamera und ließ mir nichts anmerken. Ein paar Minuten später kamen auch Jack und Brook in die Küche und freuten sich über den Besuch von Hailey. Beide nahmen sie in den Arm und blieben direkt bei ihr und Rye stehen. Mikey und ich sahen uns an und ich machte ein desinteressiertes Gesicht. Ich werde mir nicht die Blöße geben und die Eifersucht zeigen, die sich in mir ansammelte. Mikey verabschiedete sich schnell von den Roadies und ich winkte kurz in die Kamera, bevor er Tik-Tok beendete und sein Handy einsteckte. „Ich stelle eben die Zweite Waschmaschine an." sagte ich und verließ den Raum. Natürlich hatte Rye es vergessen. Typisch. Nachdem ich die nassen Sachen aufgehangen hatte, ging ich nicht zurück zu den Anderen, sondern ging in Rarveys Zimmer. Harvey lag in seinem Bett und hatte Kopfhörer auf. Er schaute kurz hoch, als ich rein kam, aber sagte nichts und widmete sich wieder seinem Laptop. „Ich habe eure Sachen gerade in die Waschmaschine gepackt. Vergiss nicht, sie nachher aufzuhängen." sagte ich zu ihm und er nickte kurz. Ich ließ mich auf Ryes Bett fallen und stöhnte auf, als sich irgendwas in meinen Rücken bohrte. Ich veränderte meine Position so, dass ich gemütlich lag und schnappte mir das Buch, das auf dem Nachttisch lag. Ich hielt eigentlich nicht viel vom Lesen, aber zwischendurch machte ich es, um mich abzulenken. Außerdem hatte Rye einen guten Geschmack, und das Buch, was er gerade las, hörte sich sehr interessant an. Ich wusste nicht, wie viele Stunden vergangen waren, bis die Zimmertür aufging und Rye herein kam. Er blieb im Türrahmen stehen und schaute mich prüfend an. Ich schaute über den Rand des Buches zu ihm und bemühte mich um einen neutralen Gesichtsausdruck. „Wir haben dich gesucht." sagte er. „Jetzt hast du mich ja gefunden." antwortete ich und Rye zog seine Augenbrauen hoch. „Ich mag es nicht, wenn du so bist. Du weißt, dass Keiner von uns was von ihr will, oder? Wir sind alle schwul, falls du es vergessen hast." sagte er und verließ den Raum wieder. Ich seufzte leise und las an der Stelle weiter, an der ich aufgehört hatte. Doch nach ein paar weiteren Minuten kam Brooklyn rein und sah mich aufgebracht an. „Stell dich nicht so an, Andy. Komm einfach wieder ins Wohnzimmer." sagte er genervt. „Ich möchte einfach nur lesen. Geht das vielleicht?" antwortete ich kurz angebunden. Brooklyn schüttelte den Kopf und schloss die Tür hinter sich. Doch als ich weiter lesen wollte, kam Rye wieder rein und nahm mir das Buch aus der Hand. „Raus aus meinem Bett. Ich will jetzt schlafen." sagte er und ich stand wortlos auf. Ich verließ den Raum, ohne ihn anzusehen. Als ich im Wohnzimmer ankam saßen Hailey und Mikey in Mikeys Bett und Jack und Brooklyn auf der Couch. Ich holte Bettzeug aus dem Schrank und warf es Brook in die Arme. Ich kletterte auf mein Bett und zog meinen Pulli aus, während Jack das Sofa für Hailey bezog. Ich legte mich unter die Decke und starrte hoch. Nach ein paar Minuten verabschiedeten sich Jack und Brook und verschwanden in ihrem Zimmer. Hailey ging kurz darauf ins Bad um sich umzuziehen und Mikey zog sich aus und legte sich auch unter seine Decke. Er drehte sich in meine Richtung und schaute mich an. „Was ist los mit dir? Und sag jetzt nicht 'nichts'. Ich weiß, dass dir irgendwas nicht passt." fragte er leise. „Keine Ahnung. Ich will nicht drüber reden..." wich ich aus und sah ihn an. Er nickte zögernd und beließ es dabei, da Hailey gerade wieder kam und es sich auf der Couch gemütlich machte. Ich machte das Licht aus und murmelte ein 'Gute Nacht', bevor ich mir zur Wand drehte. Mir schwirrte der Kopf und ich hatte keine Chance einzuschlafen. Ich hörte Mikeys regelmäßigen Atem, ansonsten war alles still. Ich wälzte mich hin und her und versuchte vergeblich einzuschlafen. Nach ca. 15 Minuten hörte ich leise Schritte und einen Moment später knarzte mein Bett. „Andy? Bist du sauer auf mich? Ich kann nicht schlafen, wenn du nicht mit mir redest." hörte ich Hailey flüstern und schüttelte den Kopf, wohlwissend, dass sie mich nicht sehen konnte. „Nein, bin ich nicht..." sagte ich und hob meine Bettdecke ein Stück an. „Komm her." fügte ich hinzu und sie kletterte die letzten Stufen zu mir hoch und schlüpfte mit unter meine Decke. Sie kuschelte sich an mich und vergrub ihr Gesicht in meiner Brust und ich fuhr ihr langsam durchs Haar. Kurze Zeit später hörte ich sie gleichmäßig atmen und strich ihr über die Wange. „Ich glaube, ich hab mich in dich verliebt, Hailey... und das macht mir verdammt Angst." flüsterte ich und schaute sie an. „Braucht es nicht..." antwortete sie und ich erstarrte. Sie war noch wach?! „Mir geht's auch so... also brauchst du keine Angst haben..." wiederholte sie und ich legte einen Arm um sie. Ich antwortete nicht. Ich rutschte mit meinem Kopf ein Stück weiter zu ihr und beobachtete die Umrisse ihres Gesichts. Ich sah, wie sie die Augen ein Stück öffnete und mich ansah. Ich wendete den Blick nicht ab, genauso wenig wie sie. Dann schloss sie die Lücke zwischen unseren Gesichtern und küsste mich. Im ersten Moment war ich wie erstarrt, doch dann entspannte ich mich und küsste zurück. Es war kein langer Kuss, aber er sagte mehr als genug. „Gute Nacht, Andy." murmelte sie schließlich und rutschte wieder ein Stück weg. „Schlaf gut, Babe." flüsterte ich zurück und schloss die Augen mit einem Lächeln auf den Lippen.