Kapitel 4

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~Pov. Hoseok~
Ungeduldig saß ich an einem Platz im Café. Ich tippte mit meinen Fingern auf dem Tisch und mein Bein wippte auf und ab. Ich erschrak etwas, als die Bedienung kam und mir meinen Kaffee hinstellte, den ich bestellt hatte. Ich bedankte mich bei ihr und probierte einen Schluck. Er schmeckte noch genau so, wie vor zwei Jahren.

Als plötzlich die Glocke der Tür erklang sah ich auf. Jack kam herein und sah sich im Café um, als sein Blick an mir hängen blieb. Er schaute mich einfach an und ich ihn. Wenige Sekunden später kam er langsam auf mich zu und setzte sich auf einen Stuhl mir gegenüber. Die Atmosphäre zwischen uns war irgendwie angespannt, wieso wusste ich aber nicht. Wir hatten nie einen Streit gehabt oder so. „Hey.", kam es dann zögernd aus ihm, was ich erwiderte. Dann herrschte wieder Stille. „Ist was?", fragte er dann verwirrt. Kurz schwieg ich, fragte dann aber:„Wieso hast du dich all die Jahre nicht gemeldet?" „Das ist etwas kompliziert. Ich habe meine Handynummer geändert und hab alle Nummern verloren und wollte mir deine Nummer von Yoongi geben lassen, aber genau in der Zeit hat er sein Handy verloren." Sofort wurde mir etwas schlecht und ganz flau im Magen. „A-also lebt Yoongi?", fragte ich dann und Jack sah mich verwirrt an. „Ja, wieso?" Ich atmete erleichtert aus und spürte, wie sich meine angespannten Muskeln entspannten. „Es gab vor ein einhalb Jahren eine Nachricht, dass ein Min Yoongi gestorben sei, weil er sich vor einen Zug geworfen hat. Wir alle dachten halt, dass es unser Yoongi war.", erklärte ich und er sah mich geschockt an. „Nein, Yoongi geht's gut. Er wohnt jetzt bei mir und wir haben gedacht, dass du irgendwie nichts mit uns zu tun haben willst oder so, weil du nie versucht hast uns zu kontaktieren. Oder du nie zu uns gefahren bist. Wir konnten nicht kommen, weil es Yoongi so schlecht ging und ich mich um ihm kümmern musste." „Aber er lebt? Ganz sicher?", fragte ich nochmal nach und Jack bejahte. „Ich hab heute frei, du kannst gerne mit zu uns kommen und mit ihm reden. Also, wenn er wieder kommt, er ist grad unterwegs.", erklärte er und sofort stimmte ich zu. In meinem Kopf schwirrten so unglaublich viele Fragen. Wie ging es ihm? Hatte er Depressionen, wie ich es gedacht hatte? War es zurückhaltend und nur in seinem Zimmer? Hatte er noch die Folgeschäden? Würde er mich überhaupt sehen wollen? Und sollte ich ihm das mit Yuri direkt am Anfang erzählen? Oder vielleicht doch noch etwas warten?

Ich war viel zu aufgeregt, um auf irgendeine Frage eine Antwort zu finden. Wir redeten noch etwas, ich trank dabei meinen Kaffee und gemeinsam verließen wir das Café dann. Ich stieg in mein und Jack in sein Auto ein. Er fuhr los und ich ihm hinterher, was nicht so einfach war. Immerhin würde ich bald die Liebe meines Lebens wieder sehen, wobei ich gedacht hatte, dass sie tot wäre. Ich war unglaublich aufgeregt und freute mich, hatte aber auch unglaubliche Angst vor seiner Reaktion. Was sollte ich machen, wenn er mich abwies? Wenn er mich nicht sehen wollte? Wenn er mir die Schuld gab, dass es ihm so schlecht ging, weil ich nicht mehr da war? Ging es ihm überhaupt schlecht? Oder ging es ihm ohne mich besser?

All diese Fragen plagten mich und wollten nicht mehr aufhören.

~Pov. Yoongi~
Müde durchquerte ich den Laden und suchte die verschiedenen Dinge heraus, die auf meinem Einkaufszettel standen und die ich für mich und Jack kaufen sollte. Als ich gerade die Tomaten in einen Stoffbeutel steckte musste ich herzhaft gähnen. Gestern war ein langer Tag gewesen und ich war immer noch müde. Das Training ist echt anstrengend gewesen und ich hatte sogar Muskelkater. Kommt davon, wenn man eine Weile nicht trainieren kann.

Ich sammelte alle restlichen Zutaten ein, als ich mich dann zur Kasse begab und mir eine Kaugummi Packung ins Auge stach. Und die Erinnerung daran in mein Herz. Das sind immer Hoseoks Lieblings Kaugummis gewesen. Seufzend nahm ich alle Dinge aus meinem Stoffbeutel und stellte sie auf das Kassenband. Als ich dann dran war wurde alles abkassiert, ich bezahlte und steckte alles in den Stoffbeutel zurück. Dann machte ich mich auf dem Weg nach Hause, doch die Kaugummis wollten mir nicht aus dem Kopf gehen. Ich musste dadurch wieder an ihn denken. Was er gerade wohl machte. Vermutlich wieder viel trainieren und ich musste lächeln. Auch wenn er sich nicht mehr bei mir gemeldet hat und ich eigentlich wütend auf ihn sein sollte konnte ich es nicht. Es war besser, dass er den Kontakt abgebrochen hat. Ich war doch nur eine Last. Wie ich es für viele Leute war.

Als ich dann endlich Zuhause ankam schloss ich die Tür auf und begab mich in den Flur. „Ich bin zurück!", rief ich und schloss die Tür, bevor ich den Schlüssel an die, dafür vorgesehenen, Haken hängte. Dann kam ich ins Wohnzimmer, blieb aber abrupt stehen, als ich ihn sah. Er hatte rote Augen und seine Wangen waren nass vor Tränen. Er sah mich mit großen Augen an, während ich ihn ebenfalls weiter anstarrte. Ich spürte, wie mein ganzer Körper angespannt war und ich mich mit meinen Fingern etwas mehr an die Griffe der Reifen von meinem Rollstuhl klammerten.

The start of lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt