Kapitel 13

116 5 6
                                    

~Pov. Hoseok~
Ich spürte, wie Yoongi sich am ganzen Körper anspannte, sich aber nicht bewegte. Er machte überhaupt nichts. Er erwiderte nicht, er drückte mich nicht weg oder gab irgendeinen Laut von sich. Er zitterte nicht mal mehr. Ich hatte meine Augen geschlossen und öffnete sie vorsichtig. Sofort sah ich in die aufgerissenen Augen von Yoongi und ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Vorsichtig löste ich mich von ihm und wurde etwas nervös, als er mich immer noch so geschockt ansah. Vorsichtig ließ ich meine rechte Hand auf seine Schulter rutschen und sagte vorsichtig und sanft:„Yoongi, es ist alles gut. Dir passiert hier nichts. Du bist in Sicherheit."

Wenige Sekunden später fing sein Körper wieder an zu beben und als ich Tränen in seinen Augen sah zog ich ihn schnell und gleichzeitig vorsichtig zu mir, um ihn zu umarmen. Das erwiderte er sofort und er fing an in mein T-Shirt zu weinen und zu schluchzen. Ich wollte ihn beruhigen, irgendwie sagen, dass alles gut war und er keine Angst haben musste. Doch ich konnte es nicht. Ein Klos hatte sich in meinem Hals gebildet und ich spürte, wie meine Augen kurz davor waren ebenfalls Tränen zu produzieren. Ich wollte für ihn da sein und ihm ein Gefühl von Geborgenheit geben, doch mein Körper ließ es nicht zu.

Nach einigen Minuten beruhigte er sich etwas. Er zitterte nur noch ein wenig und musste seltener schluchzen, weinen tat er aber trotzdem noch. Ich versuchte meinen Klos im Hals runter zu schlucken und fragte:„Soll ich dich in dein Zimmer bringen? Willst du dich ausruhen." Er nickte schwach und hatte seinen Kopf auf meiner Schulter abgelegt. Ich drängte mich zwischen seine Beine und er verstand wohl, was ich vorhatte und schlang seine Beine um meine Hüfte. Langsam stand ich auf, doch dann zuckte Yoongi unglaublich zusammen und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Außerdem fing er wieder etwas mehr an zu zittern. Vermutlich hatte er die Marshmallowtüte gesehen.

Ich trug ihn die Treppen hoch in sein Zimmer. „Hinlegen oder setzen?", fragte ich und strich ihm vorsichtig über den Rücken, damit er sich noch etwas beruhigte. „L-legen.", nuschelte er in mein Oberteil. Ich ging an sein Bett und kniete mich mit einem auf dieses, damit ich ihn leichter hinlegen konnte. Doch als ich ihn loslassen wollte wurde seine Umarmung fester. „Soll ich noch bei dir bleiben?", fragte ich dann und er nickte vorsichtig und musste kurz danach schluchzen. Vorsichtig legte ich mich neben ihn, während er mich immer noch umarmte. Er kuschelte sich sofort richtig an mich, als ich mich hingelegt hatte und zögernd legte ich meine Arme um ihn. Ich wusste nicht wirklich, was ich machen sollte, denn so extrem hatte er noch nie reagiert.

So verweilten wir einige Minuten, als ich hörte, wie ein Schlüssel in die Haustür gesteckt wurde. Plötzlich saß Yoongi, der bis eben noch fest an meiner Brust gekuschelt war, kerzengerade im Bett und starrte zur Zimmertür. Ich sah auch, dass er den Atem anhielt und seine Augen waren sehr geweitet. Ich legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken, wobei er sehr zusammen zuckte und kurz zu mir, dann aber wieder zur Tür sah. „Yoongi, es ist alles gut, das ist nur Jack. Es ist alles okay.", versuchte ich ihn zu beruhigen und strich ihm vorsichtig über den Rücken.

Man hörte Schritte, dann rief jemand:„Ist jemand Zuhause?" „Wir sind in Yoongis Zimmer!", rief ich zurück, versuchte aber nicht ganz so laut zu schreien, um Yoongi nicht noch mehr zu verschrecken. Ich hörte einige Schritte, die sich nun etwas leiser anhörten. Vermutlich hatte er seine Schuhe ausgezogen. Plötzlich aber hörten die Schritte auf, doch wenige Sekunden später hörte man, dass jemand die Treppe hinauf lief. Er blieb vor der Zimmertür stehen und klopfte an. Ich bat herein und als er die Tür öffnete blieb er auch in dieser stehen und schaute Yoongi geschockt an, doch schnell wurde sein Blick sanfter. Er ging auf ihn zu und bevor er überhaupt richtig bei Yoongi war streckte dieser schon seine Arme nach ihm aus, um ihn zu umarmen.

Nach einigen Sekunden löste er sich von Yoongi und ging vor ihm in die Hocke, um ihm in die Augen sehen zu können. „Yoongi, ist es okay, wenn ich mit Hoseok kurz raus gehe? Wir müssen alleine reden. Ich bin auch gleich wieder da und du kannst mich auch rufen, wenn was ist, ja?" Zögernd nickte er. Jack stand auf und sah mich auffordernd an. Ich stand ebenfalls auf und wir gingen beide nach draußen und schlossen die Tür. Doch wir blieben nicht vor dieser stehen sondern gingen die Treppe runter ins Wohnzimmer.

Dann drehte sich Jack zu mir und sah mich kurz einige Sekunden an, sagte dann aber:„Du musst vorsichtiger werden. Wusstest du nicht, dass er Angst vor Marshmallows hat?" „Doch. Also, er hat es mir vor einigen Jahren mal gesagt, ich habe es aber vergessen.", murmelte ich und kratzte mich am Hinterkopf. „Du darfst sowas nicht vergessen. Ihm geht es zwar besser aber er hat trotzdem noch viele Ängste. Und wenn die kommen dann ist es wie ein Rückschlag. Die nächsten Tage wird er dann um einiges vorsichtiger und angespannter. Das ist von Angst zu Angst unterschiedlich wie lange und schlimm dieser Rückschlag geht." „Es tut mir ja leid, ich wollte das ja nicht.", murmelte ich und sah auf meine Füße. Er seufzte, sagte dann aber:„Ist okay. Ich schreib dir nachher mal alle Ängste auf, aber jetzt muss ich wieder zu ihm. Bei einem Rückschlag mag er es gar nicht alleine zu sein." „Okay, soll ich die Marshmallows dann weg werfen?" „Ja, entsorg sie lieber. Kannst du uns später vielleicht etwas zu Essen kochen?", fragte er und ich bejahte. Dann ging er wieder hoch zu Yoongi und ließ mich alleine. Während ich die Marshmallows entsorgte fragte ich mich was Yoongis Vater ihm angetan haben musste, damit er so eine Angst davor hatte. Doch ich wusste nicht, ob ich es wirklich wissen wollte.

The start of lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt