Kapitel 12

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~Pov. Hoseok~
Von einem komischen Geräusch wurde ich geweckt, doch ich versuchte es zu ignorieren und weiter zu schlafen. Das Geräusch kam auf mich zu, hörte dann aber auf, weswegen ich dachte, dass ich weiter schlafen könnte. Doch einige Sekunden später spürte ich eine Hand an meiner Schulter, die vorsichtig an mir rüttelte. Langsam öffnete ich meine Augen und sah Yoongi im Rollstuhl vor mir sitzen. „Es ist schon spät, du musst aufstehen.", sagte er sanft und ruhig, was mir sofort ein Gefühl von Geborgenheit gab. Ich setzte mich langsam auf und Yoongi nahm seine Hand von meiner Schulter. „Wie spät ist es?", fragte ich und fuhr mir durchs Haar, die mir in alle Richtungen abstanden. „Kurz nach elf Uhr. Ich habe schon Frühstück gemacht.", sagte er.

Ich schaute mich um und fragte dann:„Wo ist Jack?" „Wieder im Café, es gibt da wohl irgendein Problem." Ich schaute ihn an und musste feststellen, dass er um einiges besser aussah, als damals. Seine Haut sah gepflegter aus, er hatte keine Augenringe, seine Haare waren vor kurzem erst gewaschen worden und was vor allem herausstach waren seine Augen. In ihnen erkannte man Freude, Geborgenheit und Sicherheit. Damals hatte ich in ihnen nur Trauer und Verzweiflung sehen können. Ihm ging es um einiges besser und das freute mich unglaublich.

Erst jetzt merkte ich, dass ich ihn ziemlich lange angesehen hatte, doch ihn schien das wohl nicht zu stören, denn er schaute mich auch an und betrachtete jede Kontur und Unebenheit von meinem Gesicht. Ich merkte, wie das Verlangen ihn zu mir zu ziehen und zu küssen immer größer wurde, also stand ich auf, damit das nicht passierte. Yoongi wollte, dass wir Freunde waren und daran wollte ich mich auch halten. „Wollen wir essen?", fragte ich dann und er stimmte zu. Wir setzten uns an den Tisch und fingen an zu essen.

„Kannst du später einkaufen gehen?", fragte er nach einer Weile und ich bejahte. „Was soll ich denn alles kaufen?", fragte ich. „Nur ein paar Lebensmittel und auch neue Süßigkeiten, weil unser Süßigkeitenschrank sich langsam leert. Ich schreib dir nachher 'ne Liste."

Wir aßen weiter, doch wir schwiegen uns nicht an. Im Gegenteil. Wir redeten die ganze Zeit über alles mögliche, weswegen sich das Frühstücken sehr in die Länge zog. Ich wusste nicht wieso es so war, doch wir konnten über alles reden. Und das taten wir auch. Es tat unglaublich gut mit ihm endlich wieder normal reden zu können und ich genoss es unglaublich. Ich hatte ein Gefühl von Geborgenheit, von Sicherheit, von Wohlbefinden. Und das nur wegen ihm. Nur weil wir miteinander redeten. Mir war schon immer klar gewesen was für eine Auswirkung er auf mich hatte, doch dass es so stark war realisierte ich erst jetzt.

Als wir aufgegessen hatten räumte ich mit ihm noch den Esstisch auf und machte mich dann auf den Weg in den Supermarkt. Yoongi hatte mir einen Einkaufszettel geschrieben, wo alles wichtige drauf stand, außer die Süßigkeiten. Er meinte, dass ich nehmen konnte, was ich wollte.

Ich sammelte alle Sachen zusammen und blieb dann vor dem Süßigkeitenregal stehen. Dann entschied ich mich für einige Chips Sorten, Gummibärchen, Schokolade, Marshmallows und Kaubonbon. Nun war mein Einkaufswagen sehr überfüllt, doch das störte mich nicht weiter. Ich ging zur Kasse und bezahlte alles. Dann fuhr ich mit dem Einkaufswagen zu meinem Auto und packte alles in einige Plastiktüten, die ich auch von Yoongi bekommen hatte. Danach brachte ich den Wagen weg und fuhr mit dem Auto wieder zurück.

Langsam merkte ich, dass ich ziemlich dringend auf die Toilette musste und versuchte mich zu beeilen, was durch einen Stau nicht so einfach war.

Als ich endlich Zuhause ankam nahm ich alle Tüten aus dem Kofferraum und ging zur Haustür, die ich schnell aufschloss. Dann zog ich mir in wenigen Sekunden meine Schuhe aus, flitzte in die Küche und legte die Tüten auf die Kücheninsel. „Räum schonmal ein, ich muss auf Klo!", rief ich Yoongi zu und rannte wieder zurück in den Flur, um dort auf Klo zu gehen. Als ich es endlich geschafft hatte musste ich erleichtert ausatmen. Das war knapp gewesen.

Nachdem ich fertig war spülte ich und wusch mit die Hände mit Seife, als ich plötzlich einen Schrei hörte, kurz danach ein Krachen. Verwirrt und erschrocken spülte ich mir schnell den Schaum von den Händen, trocknete sie dann und verließ das Bad. „Yoongi?", fragte ich verwirrt und ging den Gang entlang. Als ich mein Kopf zur Küche drehte blieb ich abrupt stehen, als ich ihn da sah.

Der Rollstuhl lag zwischen der Kücheninsel und dem Tresen auf der Seite. Yoongi saß zitternd an einem Schrank gelehnt und ihm liefen sogar einige Tränen übers Gesicht. Von mir aus gesehen war er mit der Seite zu mir und starrte geradeaus auf einen Punkt, den ich aber nicht sehen konnte, da die Kücheninsel im Weg war.

Schnell lief ich um diese herum und sah die Marshmallowtüte, die auf dem Boden lag. Geschockt sah ich sie einige Sekunden an und schaute dann zu Yoongi, der immer noch wie in einer Schockstarre war. Schnell nahm ich die Tüte, was Yoongi unglaublich zusammenzucken ließ und er kauerte sich noch mehr zusammen. Seine Hände, die vor seinem Körper gewesen sind, als würde er versuchen sich zu schützen, wanderten in seine Haare und fingen krampfhaft an, an diese zu ziehen.

Ich legte die Tüte auf die Kücheninsel, da ich gerade nicht wusste, wo ich sie hätte hin tun sollen, und ging auf Yoongi zu. Da der Rollstuhl im Weg war zog ich ihn aus der kleinen Nische heraus und stellte ihn hin. Dann ging ich auf Yoongi zu, doch der presste sich sofort fester an den Schrank und ich sah, dass seine Hände anfingen zu zittern, weil er sich so sehr an seinen Haare fest krallte.

„Yoongi, beruhig dich, es ist alles gut.", sagte ich sanft, doch er schüttelte nur den Kopf und murmelte immer wieder 'Geh weg'. Ich ging aber weiter auf ihn zu und ging langsam in die Hocke, doch dann fing er an nach mir zu treten und schrie jetzt, dass ich verschwinden solle. Als er mal nicht richtig aufpasste packte ich seine Beine, damit er mich nicht weiter treten konnte und rutschte näher an ihn heran. Sofort wurde er ganz leise und ich hörte ihn sogar wimmern, was mir mein Herz zerbrach und mir kurz die Luft zum Atmen nahm.

„Yoongi ich bin es! Hoseok!" Ich packte ihn an den Schultern und versuchte ihn zu mir zu drehen, doch er währte sich wieder. Ich wurde langsam panischer und versuchte auf ihn einzureden, doch das brachte alles nichts. Dann fiel mir etwas ein, doch sofort wollte ich die Idee wieder verwerfen. Doch das wäre wohl die einzige Möglichkeit ihn zu beruhigen. „Tut mir leid Yoongi.", sagte ich, ehe ich meine Hände an sein Gesicht legte, ihn etwas zu mir zog und meine Lippen auf seine legte.

The start of lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt