Kapitel 7

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~Pov. Hoseok~
Völlig müde und geschafft ließ ich mich in mein Bett fallen und rieb mir meine brennenden Augen. Es war bereits eine Woche vergangen, seitdem ich bei Yoongi gewesen war. Ich hatte den Jungs alles erzählt und sie waren wirklich erleichtert, als sie erfahren hatten, dass Yoongi wirklich noch lebte. Wir beide hatten die Woche über sehr viel miteinander geschrieben und telefoniert, besonders abends. Das hieß aber, dass ich auch weniger Schlaf bekam, doch das war es mir wert. Wir redeten und schrieben über alles mögliche und es fühlte sich wirklich so an, als wären wir nur Freunde. Auch wenn ich mir mehr wünschte, ich wollte ihn zu nichts drängen. Doch ich merkte, wie ich seine Anwesenheit vermisste und ihm ging es nicht anders. Das hatte er mir zumindest erzählt. Und da ich und die Anderen Jungs schon Monate am Stück trainiert hatten wollte ich bei Sejin fragen, ob wir eine Woche frei bekämen. Das wäre sicherlich kein Problem.

Dachte ich zumindest. Denn es waren weitere drei Wochen vergangen und ich war nun zum vierten Mal bei Sejin. Er hatte zum vierten Mal abgelehnt, dass wir frei bekämen und da es mich mittlerweile so nervte stritten wir gerade heftig. „Aber was ist denn an einer Woche frei so schlimm? Denkst du echt, dass wir in der Zeit alle Choreos und Texte, für die wir Monate gearbeitet haben, einfach vergessen?" „Nein, aber es ist gerade nunmal stressig und ihr müsst sehr viel trainieren. Das habe ich dir doch schon die letzten Male gesagt." „Ja, aber das könnt ihr doch nicht machen! Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal mehr als zwei Stunden frei hatte! Die ganze Zeit Lieder proben, die ganze Zeit tanzen, dazu noch diese Diäten und kaum schlaf! Dazu noch irgendwelche Termine wie Fotoshootings oder Interviews! Sieh's ein, wir brauchen alle mal eine Pause!", sagte ich genervt.

„Das kann ich ja verstehen, aber es ist eben nicht einfach als Idol. Das müsstet ihr doch schon gelernt haben." „Ja haben wir! Und eben! Wir sind Idols! Keine Maschinen! Und weil wir die ganze Zeit so viel Trainieren und üben und kaum noch Zeit haben, um mal zum verschnaufen vergeht mir langsam ernsthaft die Lust daran.", sprach ich nun endlich das aus, was ich die letzten Tage auf dem Herzen hatte. Mir war es die letzten Tage wirklich schwer gefallen mich für das Training zu motivieren. Generell dafür zu motivieren überhaupt aufzustehen. „Ach red' nicht so ein Unsinn. Du liebst das Tanzen, das wissen wir beide. Jetzt geh' bitte wieder, ich habe noch einiges zu tun." Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl und wollte sich wieder dem Papierkram widmen, doch mir reichte es. Dauernd wie ein Gegenstand behandelt zu werden, dass man hin und her schieben konnte. Behandelt zu werden wie ein Sklave, der alles tun musste, was ihm befohlen wurde.

Ich trat näher an den Schreibtisch heran, nahm mir eine Kugelschreiber vom Tisch und sagte:„Gib' mir die Kündigungspapiere."

Nun war es offiziell. Ich hatte gekündigt und war kein Mitglied mehr von BTS. Erst einige Tage später wurde mir mein Handeln richtig bewusst, dennoch bereute ich es nicht. Ich freute mich sogar auf die gewonnene Freiheit, auch wenn ich etwas nervös bei dem Gedanken wurde. Das klang gerade wirklich schlimmer, als es gewesen ist. Aber wir waren dennoch sehr eingeschränkt in unserem Leben. Vor allem aber wollte ich wieder selber entscheiden können, wann ich Yoongi sah und wann nicht. Und ich würde ihn auch in ein paar Stunden für mehrere Wochen, vielleicht sogar Monate sehen.

Ich hatte mit Jack geschrieben und hatte ihm alles erzählt. Sofort hatte er mir angeboten bei ihm zu schlafen und mir wurde sogar angeboten bei ihm im Café zu arbeiten, da gerade jemand gesucht wurde. Ich wollte es mir noch überlegen, dass ich aber nun bei ihm schlafen würde stand fest.

Gerade packte ich die Nötigsten Sachen ein und brachte den Koffer in den Flur. Dort standen die anderen Member und sahen mich etwas traurig an. „Hey, ich bin ja nicht für immer weg. Wir können jederzeit schreiben und ich komme euch auch gerne mal besuchen, wenn ihr könnt." Ich wollte mich gerade bücken, um mir meine Schuhe zu binden, da fiel mir plötzlich Jungkook in die Arme und klammerte sich fest an mich. Erst war ich überrascht, umarmte ihn dann aber genauso fest zurück und strich ihm über den Rücken. Abschiede fielen ihm schon immer schwer und auch als wir von „Yoongis" Tod erfahren hatte ging es ihm am zweitschlechtesten. Wir hatten oft gemeinsam darüber geredet und gemeinsam geweint. Er war wie ein kleiner Bruder für mich geworden und ich wie sein großer. Ich wusste jetzt schon, dass ich ihn sehr vermissen würde.

„V-vergiss uns nicht.", flüsterte er leise in mein Ohr und ich hörte, dass er weinte. „Nein werde ich nicht, versprochen. Es ist doch kein Abschied für immer.", meinte ich und drückte ihn sanft von mir weg, um ihm die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. „Okay?" Zögernd nickte er, dann wurde er mir aber auch schon von Tae weg gezogen, der seine Arme beschützend um ihn legte. Sofort kuschelte er sich an den Älteren.

Vor einiger Zeit hatten sie ihre Beziehung den Anderen und der Öffentlichkeit erzählt. Doch Tae war immer noch sehr besitzergreifend, was mich aber nicht störte, solang es Jungkook dadurch nicht schlecht ging.

Ich zog mir meine Schuhe an und umarmte dann jeden einzelnen, ehe ich mich von ihnen verabschiedete und das Dorm verließ. Unten angekommen sah ich noch einmal zu dem Gebäude. Ich würde es wahrscheinlich nie wieder als Mitglied betreten. Nie wieder würde ich als Teil von ihnen zurück kehren. Doch tief in meinem Herzen wusste ich, dass wir trotzdem zusammen gehörten. Nicht als Gruppe, sondern als Familie. Und natürlich gehörte Yoongi auch dazu. Ich war ab heute kein Mitglied mehr von BTS. Doch eigentlich war ich das schon lange nicht mehr. Wie Namjoon damals im Krankenhaus sagte:BTS war nicht mehr BTS, seitdem Yoongi uns verlassen hatte.

Hoffentlich würde das richtige BTS irgendwann wieder vereint sein. Doch das war vermutlich nur ein Wunschdenken.

Ohne mich noch einmal umzudrehen lief ich zum Auto und legte mein Gepäck in den Kofferraum. Dann stieg ich ins Auto und startete den Motor, bevor ich los fuhr. Nun war ich auf den Weg zu Yuna.

The start of lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt