~Pov. Hoseok~
Es war nun der nächste Tag und bereits Mittag, da wir letzte Nacht noch lange wach waren und heute dementsprechend lange geschlafen haben. Wir mussten uns auch noch immer an die Zeitverschiebung gewöhnen, dennoch wollten wir uns heute etwas in der Stadt umsehen.Ich hatte mich gerade angezogen und wartete darauf, dass Yoongi aus dem Bad käme. Er wollte seine Zähne putzen und sich die Haare kämmen. Doch er brauchte ziemlich lange, weswegen ich beschloss zu ihm zu gehen. Als ich die Badtür öffnete schreckte Yoongi zusammen und sah erschrocken zu mir.
Skeptisch runzelte ich die Stirn. Sonst erschreckte er sich nie so, wenn ich einen Raum betrat. „Alles okay?", fragte ich. „J-ja klar. Sorry, dass es so lange gedauert hat, du kannst jetzt aber.", sagte er, doch das klang für meinen Geschmack etwas zu hektisch.
Er fuhr auf mich zu und wollte an mir vorbei, doch ich hielt seinen Rollstuhl fest. Zögernd sah er mich an. „Was ist los?", fragte ich ernst und auch besorgt. Er sah auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen. Er hasste es mich anzulügen und schwieg deswegen lieber, als mir zu antworten.
„Yoongi?", fragte ich mahnend und er seufzte leise. „Ich...ich bin irgendwie unsicher.", murmelte er verlegen. „Wieso denn?", fragte ich nun um einiges sanfter und ging vor ihm in die Hocke. „Wegen meiner Narbe.", sagte er sehr leise und schaute mich nicht an, sondern weiter auf seine Hände.
Langsam legte ich eine Hand auf seine, doch auf sah er trotzdem nicht. „Wieso das denn? Dich stört es doch schon so lange nicht mehr.", fragte ich etwas verwirrt. „Das hier ist ein anderes Land. Mir einer anderen Kultur. Einer anderen Sprache. Ich weiß nicht, wie sie auf mich reagieren. Ob sie sich vor mir ekeln. Ü-über mich lästern. W-wie damals."
Ich sah, wie sich langsam Tränen in seinen Augen bildeten, weswegen ich ihn sofort in meine Arme schloss. Dies erwiderte er und vergrub sein Gesicht in meine Halsbeuge. „Hey, denk da nicht dran. Das wird sicher nicht passieren. Wenn du nicht gehen willst bleiben wir hier, aber wenn wir raus gehen und sowas passiert würden wir sofort gehen, okay?"
Zögernd nickte er, ehe er sich langsam von mir löste. Ein paar Tränen waren ihm über die Wangen gelaufen, welche ich sanft wegstrich. „Willst du lieber hier bleiben?", fragte ich dann. Kurz überlegte er, schüttelte dann aber vorsichtig den Kopf, was mich lächeln ließ.
„Okay. Dann zieh dir mal was schickes an und zuerst gehen wir ein Trosteis essen, okay?" Lächelnd nickte er, ehe er mich noch einmal in seine Arme zog und mich fest umarmte. Nach einigen Sekunden lösten wir uns und er fuhr an mir vorbei ins Schlafzimmer. Ich ging dafür ins Bad und machte mich fertig.
Nachdem wir das Haus verlassen hatten machten wir uns auf den Weg zu einer Eisdiele. Wir betraten den Laden, setzten uns an einen Tisch und suchten uns beide einen Eisbecher aus. Diesen bestellten wir auch und mussten somit warten. Doch ich merkte Yoongis Nervosität.
Sanft legte ich meine Hand auf seine und strich mit meinem Daumen über seinen Handrücken. „Es ist alles in Ordnung, du musst nicht nervös sein.", sagte ich sanft. Und tatsächlich sah niemand zu uns. Einige hatten uns beim Betreten des Ladens etwas erschrocken angesehen, das hatte sich aber schnell gelegt.
„Ich weiß.", murmelte er leise und sah auf den Tisch. „Wenn es dir zu viel wird können wir jeder Zeit gehen, okay?" Er nickte vorsichtig und sah mich wieder an. Ich löste meine Hand von seiner, um seine Mundwinkel nach oben zu drücken, damit ein Lächeln entstand. Dies ließ ihn leise kichern, was wiederum mich zum Lächeln brachte.
Wenige Minuten später kamen dann unsere Eisbecher und wir fingen an zu essen. „Woher kannst du eigentlich spanisch?", fragte Yoongi. „Ich habe es mal gelernt, als ich in den Sommerferien nichts zu tun hatte. Ich habe vor kurzem wieder etwas wiederholt, konnte das meiste aber noch."
Verstehend nickte er und nachdem wir das Eis aufgegessen hatten beschlossen wir zu gehen. Draußen angekommen gingen wir die Straßen entlang. Einige Leute sahen etwas verwirrt oder auch geschockt zu Yoongi, die meisten aber ignorierten uns und liefen an uns vorbei. Er schien es jedoch wohl komplett anders wahrzunehmen.
Er wirkte sehr nervös, schaute größtenteils auf die Straße oder auf seinen Schoß und sprach nicht wirklich viel mit mir. Das bereitete mir doch ziemlich Sorgen, weswegen ich ihn nach einigen Minuten anhielt. Verwirrt sah er mich zögernd an. „Wollen wir vielleicht doch lieber nach Hause?", fragte ich sanft. „I-ich weiß nicht. Ich fühle m-mich irgendwie so beobachtet.", murmelte er und sah wieder nach unten.
Ich konnte ihn verstehen. Zwar schauten nur selten Leute zu uns, doch ich konnte verstehen, dass er nervös war und auch etwas paranoid. „Okay, dann lass uns nach Hause gehen.", schlug ich vor. Mit einem kurzen Nicken stimmte er zu und gemeinsam machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause
Dort angekommen zog sich Yoongi die Schuhe aus. „Ich muss noch einkaufen, soll ich dann alleine gehen?", fragte ich ihn, was er bejahte. Also verließ ich wieder das Haus und machte mich auf den Weg in einen Supermarkt. Nach einiger Zeit kam ich vor dem Süßigkeitenregal an und überlegte, was ich einkaufen könnte.
Dabei fiel mein Blick zu den Marshmallows. Ich mochte Marshmallows eigentlich sehr und würde gerne wieder welche essen, aber das Risiko, dass Yoongi die sah und wieder eine Panikattacke haben könnte war einfach zu groß.
Deshalb entschied ich mich für zwei Chipstüten, Schokolade und Gummibärchen. Nachdem ich alles bezahlt hatte musste ich zwei volle Plastiktüten bis nach Hause schleppen. Dies waren ungefähr zwei Kilometer und am Ende ging es noch Berg auf. Ich hatte auch kein Geld mehr, um mir ein Taxi zu bestellen, also musste ich wohl oder übel nach Hause laufen.
Als ich endlich ankam zog ich erschöpft meine Schuhe aus. Mir war unglaublich warm, da es draußen mit Sicherheit 35 Grad hatte. Ich lief in die Küche und hob die Tüten mit letzter Kraft auf die Kücheninsel. „Ich bin wieder da!", rief ich, doch es antwortete niemand. Verwirrt schaute ich mich im ganzen Haus um, doch konnte ihn nicht finden.
Ich wählte Yoongis Nummer und rief ihn an, doch hörte dann sein Handy von unten klingeln. Es war wohl irgendwo im Wohnzimmer oder in der Küche. Also lief ich wieder die Treppe herunter und sah sein Handy auf dem Glastisch liegen. Verwirrt beendete ich den Anruf und sah auf.
Doch dann sah ich etwas, was ich in den ersten Augenblicken gar nicht glauben oder verstehen konnte. Der Rollstuhl lag im Garten auf dem Steinweg auf der Seite. Daneben trieb Yoongi mit dem Gesicht nach oben und geschlossenen Augen im Wasser. Regungslos.
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The start of life
FanfictionEin einhalb Jahre. Obwohl das nur ein kleiner Teil des Lebens ist kann es dennoch eine lange Zeit sein. Wenn es einem schlecht geht scheint sie fast endlos. So war es in den ersten Monaten für Hoseok. Tage zogen sich wie Wochen, Wochen wie Monate, M...