Kapitel 14

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~Pov. Hoseok~
Es vergingen ungefähr zwei Stunden, als Jack dann endlich die Treppe herunter kam. Sofort fragte ich, wie es Yoongi ging. „Geht so. Er schläft gerade." Seufzend wischte ich mir über das Gesicht und sagte:„Das ist alles meine Schuld." „Nein ist es nicht. Es war nie deine Absicht und wie sollst du dich Jahre später noch daran erinnern? Das geht nicht.", sagte er, während er sich zu mir auf die Couch setzte. „Wie lange wird es dauern, bis es ihm wieder besser geht?", fragte ich zögernd. „Ich schätze so vier bis fünf Tage, wenn nichts dazwischen kommen sollte.", meinte er. Ich saß auf der Couch und er ging kurz zur Küche, wo er einen Block und einen Stift holte, dann kam er zurück und setzte sich neben mich. „Was machst du?", fragte ich. „Ich schreibe jetzt alle Ängste auf, die er noch hat." Verstehend nickte ich und spielte ein wenig nervös mit meinen Fingern. Es vergingen einige Minuten still, in der man nur den Stift hörte, der schnell über das Papier huschte. Dann hielt er mir den Block hin und ich musste etwas schwer schlucken. „Ich habe sie nach „Schlimmheitsgrad" aufgestellt in drei Kategorien:Schlimm, mittelmäßig und kaum." Zögernd fing ich an die Schlimmen Ängste zu lesen:
Wenn du ihn schlägst bekommt er eine Panikattacke.

Wenn er Marshmallows sieht bekommt er eine Panikattacke, wenn er es im Fernseher oder so sieht wird er sehr nervös.

Wenn du ihn anschreist bekommt er große Angst.

Wenn er Filme sieht in der Gewalt in der Form ist, wie er sie erlebt hat kommt alles wieder hoch und er bekommt nicht mehr wirklich etwas um sich herum mit.

Ich war erleichtert, dass es nur vier schlimme Ängste waren, dennoch waren es vier zu viel. Zögernd laß ich mir die mittelschweren Ängste durch:
Er kann ziemlich nervös werden, wenn du etwas in der Hand hast, was ihm gefährlich erscheint (zum Beispiel ein Messer). Das kommt aber auch darauf an, wie du gerade drauf bist. Nervös wird er erst, wenn du dich wegen etwas aufregst oder genervt bist.

Er hat Platzangst, was aber nur von Menschen ausgeht, besonders bei Fremden. Wenn zu viele um ihn herum stehen ist er sehr angespannt und wird nervös.

Er mag kein offenes Feuer und auch keine Grills, wenn er aber weiter weg ist macht es ihm nicht viel aus.

Als letztes las ich mir die schwächsten Ängste durch:
Er wird ein wenig nervös, wenn dir sein Essen nicht schmeckt, weil ihn das an seinen Vater erinnert.

Er mag es nicht, wenn Türen von Zimmern offen sind, er will sie dann immer zu machen.

Ihm fällt es schwer seinen Körper anderen Leuten zu zeigen. Mit seiner Narbe hat er sich abgefunden, doch er ist immer ein wenig nervös, wenn man seinen Körper sieht, was an den vielen Verletzungen von seinem Vater liegt.

Er hat manchmal Angst Leute zu verlieren, die er liebt. Zum Beispiel nach einem Streit.

Ich las mir alle Ängste noch einmal durch und fuhr mir durchs Gesicht. „Das sind ja noch echt viele Ängste.", murmelte ich dann. „Das stimmt, es waren zuvor aber viel mehr. Und das sind jetzt die letzten und die hartnäckigsten. Ich glaube aber nicht, dass er jemals alle Ängste besiegen kann.", meinte Jack. „Und was muss man alles machen, wenn er so etwas hat wie jetzt?", fragte ich dann. „Wenn er einen Rückfall hat, dann musst du besonders auf die Ängste achten, auch auf die weniger schlimmen, weil er dann alles viel schlimmer wahrnimmt, als es im normalen Zustand wäre. Und so ein Rückfall dauert ja ungefähr so vier bis fünf Tage. Er mag es dann auch nicht Abends und Nachts alleine zu sein und dann braucht er immer jemand, der bei ihm schläft. Manchmal reicht es, wenn man einfach neben ihm schläft, manchmal muss er aber auch mit einem kuscheln. Das ist aber von Rückfall zu Rückfall unterschiedlich und hat nichts mit der Schwere der Angst zu tun." Verstehend nickte ich und betete, dass ich mir alles merken könnte. „Und gehst du jetzt auch wieder hoch?", fragte ich dann. „Ehrlich gesagt muss ich noch einiges erledigen wegen dem Café. Kannst du zu ihm?" Etwas überrascht sah ich ihn an, bejahte dann aber. Er bedankte ich bei mir und langsam ging ich die Treppen hinauf.

Bei Yoongis Zimmer angekommen öffnete ich leise die Tür und betrat das Zimmer, ehe ich die Tür wieder schloss. Yoongi lag in seinem großen Bett und hatte die Decke fest mit seinen Armen und Beinen umklammert. Er trug einen neuen Schlafanzug, der aus einer langen Hose und einem T-Shirt bestand. Ich sah auf seinen Armen einige Narben:Die einen sahen aus wie Schnitte, andere wiederum wie Schrammen oder Brandnarben. Ich seufzte leise und setzte mich vorsichtig zu ihm ans Bett. Langsam und sanft fuhr ich ihm durchs Haar, doch das interessierte ihn wohl nicht, denn er schlief einfach weiter. Ich betrachtete jeden Zentimeter seines Gesichtes, dann wanderte mein Blick aber wieder zu seinen Armen. Mir tat es unglaublich leid, was er alles durchgestanden hatte und erleben musste, war aber unglaublich froh darüber, dass es ihm generell schon so viel besser ging. Langsam wanderte mein Blick seinen Arm hinauf, doch er stoppte, als ich etwas unter den Ärmel erspähen konnte. Vorsichtig zog ich diesen ein wenig hoch und mir stockte der Atem, als ich das sah. Vorsichtig fuhren meine Fingerkuppen über die Linien. Die Haut fühlte sich rau und trocken an. Als ich wieder zu Yoongis Gesicht schaute zuckte ich etwas zusammen, da ich in Yoongis offene Augen schaute. Ich wollte etwas sagen, doch stoppte beim Luft holen, als ich sah, dass sich Tränen in seinen Augen bildete. Langsam drückte er meine Hand von seiner Schulter, auf welcher ein vernarbte Herz mit einem 'H' in der Mitte seine Haut schmückte.

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