Kapitel 31

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~Pov. Hoseok~
Geschockt starrte ich auf den leblosen Körper von Yoongi. Ich war in den ersten paar Sekunden nicht in der Lage irgendetwas zu tun. Mein Kopf war leer gefegt von jeglichen Gedanken. Als ich dann aber verstand, was gerade los war riss ich die Terrassentür auf. „Yoongi?!", fragte ich panisch, doch er reagierte nicht. Mein Bauch drehte sich und ich hörte wie das Blut durch meine Ohren strömte.

Ohne groß darüber nachzudenken rannte ich die Treppen hinunter zum Pool und sprang ich ins Wasser. Plötzlich aber schreckte Yoongi unglaublich auf, wodurch ich selber sehr erschrak. Doch dadurch sank Yoongi auf einmal unter Wasser und versuchte sich mit seinen Armen oben zu halten. Schnell packte ich ihn und zog ihn nach oben. „Was machst du hier? Wieso liegst du hier im Wasser und bewegst dich nicht? Spinnst du?!", fragte ich aufgebracht und immer noch geschockt.

Bevor er antwortete umarmte ich ihn schon und spürte, wie sich mein Schock etwas legte. Dennoch liefen mir bei dem Gedanken, dass er vielleicht wirklich leblos im Wasser geschwommen wäre, Tränen über die Wangen.

Dann drückte ich ihn wieder von mir und fragte:„Wieso bist du hier drin? Und wieso liegt der Rollstuhl auf der Seite? Und wieso hast du nicht geantwortet, als ich dich gerufen habe?"

Yoongi schien immer noch etwas perplex, antwortete dann aber „Ich wollte ins Wasser und der Rollstuhl ist halt umgekippt und ich bin reingefallen. Ich hab' mich am Beckenrand festgehalten und gemerkt, dass wenn ich treibe, ich nicht untergehe. Und meine Ohren waren unter Wasser, deswegen habe ich dich wohl nicht gehört."

„Erschreck mich gefälligst nie wieder so!", sagte ich und umarmte ihn erneut, was er erwiderte. Einige Zeit verweilten wir so, als ich fragte:„Wie lange bist du hier schon drin?" „Ein paar Minuten, nachdem du gegangen bist, bin ich reingefallen." „Lass uns rausgehen. Sonst erkältest du dich noch.", schlug ich vor und er hielt sich an mir fest, damit ich ihn hochheben konnte.

Ich beschloss ihn auf eine Liege zu setzen und ging ins Bad, um mich abzutrocknen und umzuziehen. Dann brachte ich ihm ein Handtuch, mit dem er sich grob abtrocknen konnte. So konnte ich ihn ebenfalls ins Bad bringen, ohne den Boden komplett nass zu machen. Während sich Yoongi fertig machte wischte ich das wenige Wasser vom Boden, das beim Tragen auf den Boden getropft war.

Dann ging ich in die Küche und räumte die Lebensmittel ein, bevor ich Yoongis Rollstuhl wieder aufstellte und in das Haus trug. Ich ging ins Bad und trug Yoongi, der sich auch bereits umgezogen hatte, wieder nach unten. Es war bereits abends und ich überlegte, was wir kochen könnten.

Wir suchten uns ein einfache Rezept aus dem Internet und kochten das nach, was wirklich einfach war und sehr gut schmeckte. Das aßen wir, während wir unsere Serie weiter schauten. Dabei lag Yoongi in meinen Armen und ich hatte ihn mit einer dünnen Decke zugedeckt, weil er doch etwas kühl war. Ich wollte nicht, dass er sich erkältete.

Einige Folgen später war es ziemlich dunkel und ich schaute nach draußen. Dann kam mir eine Idee und ich pausierte die laufende Folge. Verwirrt sah Yoongi mich an und fragte, was ich machte. „Wollen wir vielleicht an den Strand?"

Seine Augen wurden etwas größer und er schaute mich verwundert an. „Du warst ja noch nie am Strand. Und jetzt sind da keine Menschen und du fühlst dich nicht so beobachtet." Er schien kurz zu überlegen, stimmte dann aber zögernd zu.

Ich machte den Fernseher aus und ging in den Flur, um mir meine Jacke und Schuhe anzuziehen. Yoongi kam nach einigen Sekunden ebenfalls angefahren und zog sich an. Ich griff nach den Schlüsseln und gemeinsam verließen wir das Haus, das ich dann zuschloss.

Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg zum Strand. Als ich zum Einkaufen gegangen und zurück gekommen war hatte ich einige Schilder gesehen, die einem den Weg zum Strand zeigten. Diese fand ich wieder und benutzte sie als Wegweiser, weswegen wir nach einiger Zeit am Strand ankamen.

Dann fiel uns jedoch ein, dass Yoongi schlecht mit einem Rollstuhl im Sand fahren konnte. Also hob ich ihn hoch und trug ihn zum Strand. „Wollen wir uns in den Sand setzen oder ans Wasser?", fragte ich dabei.

Er schien zu überlegen, sagte dann aber:„Erst einmal in den Sand." Einige Meter vor dem Meer setzte ich Yoongi vorsichtig in den Sand und setzte mich dann neben ihn. Mit großen Augen betrachtete er das Wasser, was sich am Stand aufbäumte und wenige Augenblicke später zusammenbrach.

Man hörte den entstehenden Schaum ein wenig knistert und das Wasser plätschern. Ein leichter Wind, der vom Meer kam, wehte über unsere Haut und durch unsere Haare. „Und wie findest du es?", fragte ich und legte einen Arm um ihn.

Sofort lehnte er sich mehr an mich und wie automatisch legte sich sein Kopf auf meine Brust. „Irgendwie unspektakulär.", gab er zu, was mich etwas lachen ließ. „Aber es ist trotzdem echt schön.", ergänzte er und ich konnte sein leichtes Grinsen hören.

„Das freut mich.", sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Einige Zeit verweilten wir so, als Yoongi mein Namen sagte. Mit einem Brummen gab ich zu verstehen, dass ich zuhörte. „Ich habe vorhin etwas nachgedacht und ich glaube ich will nochmal versuchen laufen zu lernen."

Etwas perplex drückte ich ihn etwas von mir, um ihn ansehen zu können. Er schaute mich an und man sah ihm an, dass er es ernst meinte. „Bist du dir sicher? Ich meine es kann wirklich hart werden.", fragte ich noch einmal nach.

„Ja ich bin mir sicher. Ich habe mich an das Leben im Rollstuhl gewöhnt aber nur weil ich es musste. Damals hätte ich es nicht aus dem Rollstuhl geschafft, weil ich kein Grund gehabt hätte. Jetzt habe ich einen. Ich will nicht mehr neben dir herfahren müssen, ich will nicht, dass du mich immer herum tragen musst. Ich möchte mit dir mal wieder in ein Café gehen, mit dir mal auf ein Date gehen. Ich möchte mit dir Erinnerungen sammeln, ohne dass der Rollstuhl dabei ist.

Körperlich gesehen könnte ich es schaffen und seelisch gesehen hätte ich auch wieder die Kraft dazu. Und das dank dir. Ich weiß, dass ich es schaffen kann und ich werde es auch schaffen. Ich will es für uns beide machen. Hilfst du mir?"

Überrascht sah ich ihn einige Sekunden an. Schon lange hatte ich nicht mehr dieses Funkeln in seinen Augen gesehen, wie es gerade der Fall war. Noch nie hatte ich ihn so sehr nach einer Sache streben sehen.

Ich zog ihn in eine feste Umarmung, die er ohne zu zögern erwiderte. „Natürlich werde ich dir helfen. Solange, bis du wieder selber laufen kannst."

The start of lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt