Kapitel 10

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~Pov. Hoseok~
„Ehrlich gesagt verstehe ich seinen Sinneswandel immer noch nicht.", meinte Jack dann, mehr zu sich selber, ehe er anfing zu erklären. „Ich bin nach Hause gekommen und bin hoch in sein Zimmer, um zu schauen, ob es ihm gut geht. Komischerweise war seine Zimmertür offen also ging ich rein. Er lag in seinem Bett und war am Handy. Sein Zimmer ist aufgeräumt gewesen und die Luft war nicht mehr stickig. Außerdem hatte er auch die Vorhänge zur Seite gemacht und das war sicherlich das erste Mal seit langem, dass sein Zimmer wieder Tageslicht gesehen hatte. Ich hatte ihn gefragt, was los war und wieso alles so aufgeräumt war. Er hatte sich aufgesetzt und ich sah auch dass seine Haare noch etwas nass waren. Er meinte, dass er die letzten Tage über meine Worte nachgedacht hatte und jetzt sein Leben ändern wollte. Und dass vielleicht erstmal versuchen alleine zu Baden und das Zimmer aufzuräumen ein Anfang wäre. Seitdem ging es mit kleinen Ausrutschern nur noch Berg auf." Perplex sah ich ihn an und verstand nicht wirklich, was er gerade gesagt hatte. „A-also ging es ihm ab dann besser?" „Um einiges besser. Die Therapeutin hatte uns erklärt, dass er Hobbys und Beschäftigungen bräuchte. Wir haben dann gemeinsam etwas recherchiert und einen Basketball Verein für Rollstuhlfahrer gefunden. Dort trainiert er seitdem mehrmals die Woche. Außerdem spielt er wieder Klavier, das in seinem Zimmer steht. Und er liebt es mittlerweile zu Kochen, obwohl er früher ja wegen seinem Vater so eine Angst davor hatte. Viele Ängste sind besser geworden und teilweise ganz besiegt. Ich weiß nicht woher er diesen Lebenswillen auf einmal genommen hat. Er hat ja direkt angefangen sein Leben zu ändern ohne große Umgewöhnung, er hat einfach angefangen. Und ich bin unglaublich dankbar dafür, dass er jetzt wieder so eine Lebensfreude hat. Durch das Basketball hat er auch viele Freunde gefunden mit denen er oft etwas unternimmt. Er braucht meine Hilfe eigentlich gar nicht mehr, er lebt wieder sein eigenes Leben." Jack wirkte so unglaublich erleichtert, was ich auch verstand. Ich war ja genau so erleichtert.

„I-ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.", murmelte ich. „Kann ich verstehen. Man kann sich gar nicht wirklich vorstellen wie sehr er sich verändert hat." Kurz schwieg er, stand dann aber auf. „Wollen wir ins Café? Ich kann dich dann ja ein wenig einweisen, wenn du willst." Ich stimmte zu und stand auf.

~Pov. Yoongi~
Ich schloss die Tür zum Haus auf und fuhr dann hinein. Ich schloss die Tür hinter mir und zog mir meine Schuhe aus. Dann stellte ich meine Sporttasche in den Flur und fuhr ins Bad, das im Erdgeschoss war. Wir hatten immer ein paar Klamotten von mir hier, falls ich hier unten badete. Ich zog mich aus, was bei der Hose und Boxer etwas schwerer war, und ließ Wasser in die Badewanne laufen. Währenddessen legte ich mir schon ein Handtuch bereit, damit ich es von der Badewanne aus erreichen konnte.

Als genug Wasser in der Badewanne war stemmte ich mich aus dem Rollstuhl und setzte mir zuerst an den Rand. Dann zog ich meine Beine auf die andere Seite, sodass sie in dem warmen Wasser waren. Langsam setzte ich mich in die Wanne und fing dann schon an mich zu waschen. Manchmal kam ich mir wirklich vor wie ein Kleinkind, dass in einer Wanne spielte.

Als ich fertig war ließ ich das Wasser ablaufen und nahm mir mein Handtuch, um meinen Oberkörper abzutrocknen. Dann stemmte ich mich wieder auf den Rand und trocknete meine Beine ab. Ich zog mich an und stemmte mich wieder in den Rollstuhl. Durch so etwas hatte ich schnell stärkere Armmuskeln bekommen, was man auch deutlich sah.

Ich fuhr wieder aus dem Bad raus in die Küche, um dort etwas zu trinken. Ich nahm mir ein Glas aus einem Schrank, der auf dem Boden war, und ließ dann etwas Wasser aus der Leitung hinein fließen. Dabei überlegte ich, ob ich es vielleicht noch einmal probieren sollte. Vielleicht wäre es ja etwas besser geworden. Vermutlich nicht, aber ich könnte es ja mal probieren.

Ich stellte den Wasserhahn aus und stellte das Glas neben das Waschbecken. Langsam legte ich meine Hände auf die Arbeitsplatte und stützte mich vorsichtig auf, bis ich richtig stand. Doch stehen konnte man das eigentlich nicht nennen, da ich mich größtenteils auf meinen Armen aufstützte. Langsam drehte ich mich, dass ich geradeaus gehen könnte. Vorsichtig setzte ich einen Fuß ein paar Zentimeter nach vorne, doch spürte wie sehr ich mich anstrengen musste meinen Fuß gerade aufzusetzen. Meine Beine zitterten ein wenig, dennoch setzte ich meinen anderen Fuß auch einen Schritt nach vorne. Doch die Bewegung war zu schnell, weswegen ich meinen Fuß nicht richtig kontrollieren konnte und er ziemlich schief aufkam. Da ich auch kaum Beinmuskeln hatte konnte ich mich sehr schlecht halten, verlor mein Gleichgewicht und fiel hin.

Sofort schossen mir Tränen in die Augen. Doch nicht vor Schmerz, sondern vor Verzweiflung. Ich rappelte mich langsam auf und versuchte meine Tränen weg zu blinzeln, doch sie fingen an mir über die Wangen zu laufen. Ich versuchte sie weg zu wischen, doch das funktionierte nicht wirklich. Langsam kroch ich zu meinem Rollstuhl und fühlte mich dabei so erbärmlich wie schon lange nicht mehr. Mit Mühe kam ich in den Rollstuhl und fuhr dann zur Couch, auf welche ich mich dann legte und zusammen kauerte. Ich vermisste es unglaublich zu laufen und wie jeder normale Mensch zu leben. Natürlich hatte ich mich daran gewöhnt, doch mir fehlte es dennoch sehr.

The start of lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt