Natalicus de cupido

Kapitel 5: Warum immer Jace??? (Magnus)

Kapitel 5: Warum immer Jace??? (Magnus)

Alecs Zustand besserte sich. Ich blieb trotz allem weiterhin aufmerksam. Auf keinen Fall wollte ich irgendeine Verletzung übersehen haben. Und es konnte schnell passieren, bei all dem Blut und Dreck, etwas zu übersehen. Ich rümpfte immer wieder meine Nase über den erbärmlichen Dämonengestank. Warum mussten diese Wesen immer so stinken? Ich war schließlich auch ein Halbwesen, halb Dämon, halb Mensch, aber ich hatte niemals das Bedürfnis gehabt, so widerlich zu stinken. War mein Verlangen nach Wohlgeruch nur der menschliche Teil in mir? Darüber hatte ich mir in alle den Jahrhunderten noch nie Gedanken gemacht. Und ich hatte oft Gelegenheit dazu, denn Dämonenangriffe gab es zu allen Zeiten.

Ich war auch immer wieder mit Nephilim in Kontakt. Es ist ein „natürliches", wirtschaftliches Interesse, das Schattenjäger und Hexenmeister zusammen gefunden haben. Sobald ihre Heilrunen und Iratze nicht mehr helfen, suchen Nephilim Hexenmeister auf. Fürs Heilen waren wir alle Zeiten gut genug, für Freundschaften sehr selten. Aber ich kann nicht klagen, denn ich muss zugeben, ich hab eine Menge Geld mit Nephilimheilungen verdient. Sie sind allesamt schlecht im Preis aushandeln.

Auch Alec und seine Freunde hatten keine Ahnung vom Handeln gehabt, als sie das erste Mal bei mir aufgetaucht waren. Ihr Auftauchen war ein echter Schock gewesen, was bei mir selten passiert. Sie waren irgendwie zu einer Einladung zu einer meiner Partys gelangt, was mir auch egal war. Aber nicht egal war mir, dass sie Clarissa Fray im Schlepptau hatten, deren Mutter seit vielen Jahren meine Dienste benötigt hatte. Um Clarissa aus genau dieser Welt fernzuhalten. Und jetzt stand sie inmitten einer Schattenjägerschar...verdammt, mein Hexenmeisterimage war echt angekratzt. Clary hatte meinen Namen in ihren Erinnerungen gefunden, ein absoluter Fauxpas. Vermutlich hätte ich anders auf die ganze Geschichte reagiert, wäre da nicht Alec gewesen. Neben dem Schock über Clarys Anwesenheit fühlte ich sofort eine unglaubliche Anziehungkraft zu ihm...und seinen einzigartigen Augen. Eine extreme, emotionale Doppelwirkung. Und dann nahm die Geschichte ihren eigenen Lauf. Aber reich geworden, bin ich durch all meine Hilfe, die ich ihnen geleistet habe,  wirklich nicht. Denn plötzlich stand mir mein finanzielles Ego absolut im Weg. Und nichts war mehr wie zuvor. Was haben diese blauen Augen nur unfassbares bei mir ausgelöst? Ich war drauf und dran mich noch vollständig zu ruinieren, nur um sein Herz für mich zu gewinnen.

Dein Herz, mein kleiner, süßer Schattenjäger. So lange, hast du damals meine Signale ignoriert, du kleine Sturkopf, aber jetzt weiß ich, dass du es fühlst, Alexander Lightwood und ich will dafür sorgen, dass es auch so bleibt.

Mein Blick strich wieder über Alecs geschundenen Körper. Er hatte immer noch starke Schmerzen, auch wenn er so tat, als wäre nichts. Ich sah genau, wie seine Muskeln in Anspannung waren. Die dunklen Runenzeichnungen vibrierten unter meinen Berührungen. Er versucht Stärke zu zeigen, das war ja so klar. Nur nicht schwach werden, vor dem Hexenmeister. Ich konnte nicht umhin, zu grinsen.

„Du denkst, ich weiß nicht, dass du Schmerzen hast, mein kleiner Dummkopf. Verstell dich nicht, ich bin hier, um dir zu helfen, nicht um dir beim Leiden zuzusehen!"

Mahnte ich ihn liebevoll. Noch einmal holte ich magische Energie aus meinen Fingerspitzen, um seine heilenden Verletzungen von Schmerz zu befreien. Dann wartete ich ab. Ich rieb meine Hände gegeneinander, langsam ging mir die Energie aus. Doch es war nichts mehr davon nötig. Alle Wunden schlossen sich, keine Blutung mehr, und ich war zufrieden. Auch Alecs Augen leuchteten wieder fast normal und jetzt gönnte ich es mir, Alec mit einem privaterem Blick zu betrachten. Meine Augen glitten über seine völlig unspektakulären Boxershorts...an der Kleidung mussten wir noch deutlich arbeiten...hinauf über seinen flachen Bauch, bis zu seiner, immer noch schnell atmenden Brust. Und ich liebte alles, was ich da sah. Sogar in diesem blutverschmierten, schmutzigen Zustand sah Alec ungeheuer verführerisch aus. Mein Blick wanderte weiter hinauf, über seine elegant geschwungene Halsbeuge, an der ich schon einige Male mein Zeichen hinterlassen hatte, bis zu seinem vollen, sinnlichen Mund. Ich streichelte mit meinem Zeigefinger über Alecs schöne Lippen. Noch kleine Restmagie strömte von meiner Fingerspitze auf seine Haut und ließ seine Lippen verführerisch erröten. Ich biss mir auf meine Lippen, um mein Verlangen ihn zu küssen zu beherrschen. Seine Lippen waren einfach perfekt modelliert, fast mädchenhaft zart. Doch Alec brauchte jetzt erstmal Ruhe.

Und wie reizvoll beschämt reagierte der junge Schattenjäger, als ihm bewusst wurde, dass er fast unbekleidet vor mir lag und er nach Kleidung verlangte.

Aber, warum zum Teufel verlangte er gerade jetzt nach Jace?
Ich zog genervt meine Augenbrauen zusammen. Warum immer Jace???...wann endlich kapierte Alec, dass Jace kein solches Interesse an ihm hatte? ÜBERHAUPT KEIN INTERESSE!! Jace war ein NoGo! Modisch gesehen und überhaupt. In mir wütete ein dunkler Groll.

"DAS ist jetzt nicht dein Ernst?"

Entgegnete ich mit enorm gereiztem Unterton.

"Ich hab hier FÜNF Kleiderschränke voll trendigster Klamotten und du überlegst JACE wegen Kleidung anzurufen?"

Ich war fassungslos. Noch nie im Leben hatte ich zuvor Eifersucht gefühlt, und jetzt fraß dieses verdammte Gefühl mich förmlich auf. Jace war demnach immer noch in seinen Gedanken. So fühlte es sich also an, wenn man liebt und nicht sicher ist, ob der andere es auch wirklich erwidert. Ein abscheuliches Gefühl. Ich weiß, dass ich viele Male selbst Täter und Auslöser dieses Gefühls bei anderen gewesen war. Ich hab's nie verstanden. Wie sollte ich auch, wo ich nie wusste, wie es ist, leidenschaftlich zu lieben. Leidenschaft ja, Liebe nein...kannte ich nicht. Und jetzt bekomm ich die Rechnung für all meine leidenschaftlichen Vergehen der Vergangenheit. Ja, so musste es sein. Und das würde eine gewaltige Rechnung werden. Ich hab's so verdient, das jetzt zu fühlen. Alec war die Rechnung für all meine leidenschaftlichen Vergehen. Ich sah mich gedanklich vor einem gewaltigen Gerichtshof stehen, auf dem sich bergeweise Anklageschriften stapelten. Ich war ganz in schwarz gekleidet, passend für einen reuigen Sünder...ich sah trotzdem gut aus...natürlich...verdammt, ist doch scheißegal, welche Kleidung ich anhab. Die Anklagepunkte würden mir jedenfalls überhaupt nicht gut stehen. Wenn nur ein Viertel aller meiner Liebschaften ähnlich für mich empfunden hatten, wie ich jetzt für Alec, dann hatte ich wirklich eine Menge Eifersucht und Herzschmerz verursacht. Ich bin so was von schuldig!

Aber Jace ließ ich jetzt bei Alec nicht durchgehen. Ich verschränkte meine Arme und warf ihm einen oberlehrerhaften, strafenden Blick zu.

"Kommt überhaupt nicht in Frage Alexander Lightwood! Du brauchst Ruhe und keine Jace-Aufregung. Ich lass dir ein Bad ein...KEIN JACE!"

Die letzten Worte betonte ich deutlich. Er sollte wissen, mit was er mich eben ziemlich gekränkt hatte. Mit beleidigter Miene, rauschte ich ab und verschwand ich im anliegenden Badezimmer. Ich drehte den Warmwasserhahn auf und wählte in meiner reichhaltigen Badeölsammlung einige beruhigende und wirkungsvolle, duftende Essenzen aus. Das Wasser färbte sich gelborange und violette Schaumkronen tanzten auf dem Wasserspiegel. Ich atmete tief ein, um den Dämonenblutgestank aus meiner Nase zu bekommen und mich wieder irgendwie einzukriegen. Ich stemmte meine Arme am Waschbeckenrand ab und blickte auf. Im Spiegel sah ich mein Gesicht...schlechter konnte man kaum aussehen. Eifersucht war kein Schönheitselixier. Für einen Moment schloss ich meine Augen. Nur wenige Meter enfernt, lag der Junge, den ich über alle Maßen liebte...ich musste um ihn kämpfen und mit dieser bescheuerten Eifersucht würde das nicht gelingen. Ich riss mich zusammen, atmete durch und schaffte es mir ein kämpferisches Lächeln abzuringen. Ich kämpfe um dich Alec, egal wie oft du noch an die falschen Dinge denkst! Dann kehrte ich zu Alec zurück.