Kapitel 16: Mein dunkler Engel (Magnus)

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Kapitel 16: Mein dunkler Engel (Magnus)

Alec drängte mich zurück, wie ich es erwartet hatte. Seine Grenze war wieder einmal erreicht und er blockierte sich selbst. Ich blieb ganz ruhig, wartete ab, wie er weiter reagieren würde. Aus seinem dunklen Haar tropften schimmernde Wasserperlen über sein Gesicht. Er brauchte keinen Glitzerpuder um zu leuchten. Alles an ihm war so perfekt schön in meinen Augen. Ich hielt meine Finger nur mühsam zurück, ihn erneut zu berühren. Er atmete schwer, kämpfte mit sich. Ich würde ihm liebend gerne all diesen Druck abnehmen, der auf ihm lastete. Ich hasste die Umstände, die dazu geführt hatten, dass er so eine unglückliche Jugend durchleben musste.

Manchmal kam tiefe Wut in mir auf, wenn ich darüber nachdachte, was seine Eltern und die Gesellschaft ihm aufzwingen wollten, nur um die Schattenjägerdynastie aufrecht zu erhalten. Doch Alec würde sich nicht davon brechen lassen, seine innere Kraft war da....er musste sie nur vollständig freisetzen. Mit seinem öffentlichen Kuss hatte er viel von seiner Stärke bereits gezeigt, auch wenn seine Eltern es nicht akzeptieren wollten. Selbst mich hatte der Kuss damals überrascht. Das hatte ich nicht kommen sehen, wie so vieles, was Alec betraf. Wieder ein Punkt, den ich absolut an ihm liebte. Ich konnte ihn nicht vollständig durchschauen, er schaffte es, mich in Erstaunen zu versetzen, ein prickelnder Zustand, total faszinierend, wie alles an ihm....und wenn's nach mir ginge, dufte Alec mich verrückt machen, mit unvermuteten Überraschungen. Vielleicht würde er mich auch jetzt in Erstaunen versetzen?

Ich schmeckte noch immer seine süßen Lippen auf meinen. Sein frecher Zungenbiss hatte mich verlangend seufzen lassen. Beiß mich, küss mich....mach alles, was dir auch Spaß macht, mein dunkler Engel...verdammt, sehnte ich mich nach seinen Berührungen. Wie schaffte er es nur, sich trotz seines Erregungszustands wieder so zu blockieren? Sein Körper musste doch bald explodieren, wenn er es nicht endlich zuließ, sich richtige Befriedigung zu verschaffen. Ich war also nicht zu weit gegangen. Ich hatte ihn an eine neue Schwelle gebracht, an der er kaum mehr zurück konnte. Nur noch eine schmale Wand hielt ihn davor zurück, sich völlig in die Leidenschaft fallen zu lassen. Und diese Wand war diese beschissene Geheimhaltung. Auch wenn ihn hier keiner sehen konnte, hatte er Angst, dass es doch jemand erfahren konnte, was er hier trieb. Ich biss auf meine Unterlippe, um nichts Falsches zu sagen und ihm jetzt Zeit zu lassen, sich zu sammeln.

Er blickte mir in die Augen und sein Blick schwankte zwischen Wut und Verwirrung. Wie ich diesen Blick liebe...Und jetzt kommt vermutlich gleich die Ohrfeige. Ich machte mich darauf gefasst, doch es kam nichts. Er war völlig von der Rolle. Er stammelte etwas von den langen Hosenbeinen und stapfte einfach aus dem Raum.

Hosenbeine?.... Alec?

Meine Lippen formten stumm seinen Namen. Ich war unfähig zu sprechen oder ihn zurückzuhalten.

Bei allen Heiligen, er war wirklich ziemlich am Rande. Mein armer, kleiner verwirrter Nephilim. Mir wurde klar, wie unglaublich nah er schon am Abgrund von hemmungsloser Lust stand. Ich lehnte mich an den Türpfosten und blickte ihm sehnsüchtig nach. Er hatte einen so unfassbar starken Willen, seine alte Lebensweise nicht fallen zu lassen. Der Druck, den er sich wegen seiner Familie auferlegt hatte, musste in diesem Moment immens sein. Und die Anstrengung, die er dafür aufwendete, forderte seinen Preis. Ich beobachtete, wie Alec mit letzter Kraft die Decke von meinem Bett zurückzog und Meow darauf entdeckte. Aus den beiden würden sicher nie gute Freunde werden.

„Er ist eine kleine Diva...er fühlt sich immer gestört!"

Erklärte ich Alec leise und folgte ihm ans Bett. Erschöpft lag er auf der Matratze und verbarg sein Gesicht in meinem Lieblingskissen. Auf seinem Pyjamarücken glitzerten die Engelsflügel des seidenen Schlafanzugs. Und wirklich...die Hosenbeine waren ihm zu lang. Ich konnte nicht anders, als verliebt zu schmunzeln. Er war in allem so verführerisch heiß. Selbst mit den zulangen Hosenbeinen.

Ich setzte mich neben ihn und blickte auf Meow, der Alecs Anwesenheit mit leisem Knurren ablehnte. Na, das hättest du lieber nicht tun sollen, Meow ....Ich stupste meine Katze an, dass sie beleidigt maunzend das Bett verließ. Diese Nacht war das Bett nicht für sie bestimmt. Diesmal musste sie in ihrem eigenen kleinen Schlafbereich schlummern. Jetzt waren wir allein in meinem Bett. Was für ein langer Weg, bis wir endlich hier gelandet waren.

Ich streichelte sanft Alecs Rücken und fuhr die glitzernde Zeichnung der Engelsflügel nach. Ich spürte, wie sich sein Rücken beim Atmen tief hob und senkte. Er war wirklich sehr müde und erschöpft. Und ich war auch egoistisch genug, keinen müden Liebhaber zu wollen und mein Alec sollte alle Sinne wach und aktiv haben, wenn wir uns zum ersten Mal liebten.

Fürsorglich nahm ich die goldseidene Bettdecke und zog sie über seinen Körper. Dann legte ich mich auf die freie Bettseite und schlüpfte ebenfalls unter die Decke. Ich beugte mich zu Alecs Gesicht, schob seine dunklen Haarsträhnen von seiner Wange und küsste zärtlich darauf.

„Schlaf gut mein Liebster...und träum von mir"

Flüsterte ich ihm ins Ohr. Meine Hand ließ ich zart in seinen dichten Haaren. Sie waren noch immer feucht vom Badewasser. Ich schmiegte mich dicht neben ihn. Es wäre jetzt so einfach gewesen, mir zu holen, was ich so sehr begehrte. Ich wusste ja, wie wenig Kraft er noch übrig hatte, wie schlimm es um ihn stand. Und ich kann kaum in Worten ausdrücken, wie hungrig ich selbst nach Sex mit ihm war. Ich musste nur die Hand ausstrecken und ihn dort berühren, wo ich ihn in den Wahnsinn treiben konnte. Aber ich tat es nicht...ich wollte, dass er den letzten Schritt tat. Ich hatte ihn im Grunde alle Schritte jetzt voran gestoßen, aber jetzt musste er die letzte Entscheidung selbst treffen. Und es gab nur eine Entscheidung...und ich wusste, er würde sie bald treffen. Ich blickte in seine blauen Augen, die müde nur noch halb geöffnet waren. Heute würde er keine Entscheidung mehr treffen, das war klar. Ich zupfte frech an seinen Haaren und grinste.

„Na komm schon endlich her...ich beiß dich nicht und küss dich nicht mehr, keine Panik...aber ich will wenigstens was von dir haben, wenn du schon bei mir im Bett gelandet bist"

Ich schob sanft meinen Arm um ihn, zog ihn ganz zu mir und lehnte mein Gesicht an sein nach erregendem Badeöl duftendes Haar. Himmel, wie ich diesen Jungen liebte...

Nun schlaf ein, mein dunkler Engel...jetzt kannst du mir nicht mehr entkommen...

Natalicus de cupidoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt