Kapitel 4: Glück gehabt (Alec)

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,,Glück gehabt (Alec)"

Kapitel 4: Glück gehabt  (Alec Lightwood)

Jace hätte vermutlich selbst in dieser Situation noch einen lockeren coolen Spruch auf den Lippen gehabt, normalerweise war er es auch eher, der sich schwer verletzt ins Institut zurück schaffte. Ich war meistens vorsichtiger. Manchmal zu vorsichtig wie Jace mich gerne mal aufzog, doch es war schließlich nicht jeder so lebensmüde wie mein Bruder.

Bis zum Institut wäre es sowieso zu weit gewesen, meine Wunden fühlten sich dermaßen übel an, dass ich vermutlich den Weg dorthin nicht überlebt hätte.  Magnus' Appartement  war in näherer Umgebung. Hoffentlich, nahe genug um geheilt zu werden...  
Es war selbstverständlich zu ihm zu gehen, schließlich waren wir zusammen. Und das nicht erst seit gestern, sonst schon eine ganze Weile. Er war der Einzige, der mir nun helfen konnte.  Und genauso war er der Einzige, den ich sehen wollte, falls ich diese Verletzungen nicht überleben würde.

Wie im Film dachte ich, der tragische Held schafft es gerade noch in die Arme seines Geliebten, bevor er das Zeitliche segnet, Aber halt mal, in Filmen waren es immer die Arme einer Geliebten, nun bei mir war eben alles ein Bisschen anders. 

Magnus griff sofort zu und fing mich auf. Ich versuchte aus seinem' Blick herauszulesen, wie es um mich stand. Sorge, aber auch eine gewisse Wut war darin zu erkennen. Ich verstand ihn, schleppte ich mich doch halb tot in seine Arme. Was für ein Liebhaber war ich nur?  

Wir waren nun schon über ein Jahr zusammen und ich hatte meinem Hexenmeister niemals das gegeben, was er sich so sehr von mir wünschte.  An den ersten richtigen Kuss konnte ich mich noch sehr gut erinnern, er war absolut berauschend gewesen und hatte in mir das Verlangen nach mehr geweckt. Doch zu viel mehr außer Streicheln und Küssen war es zwischen uns bis jetzt noch nicht gekommen. Sollte ich heute drauf gehen, würde es auch dabei bleiben. Himmel, was gingen mir für idiotische Gedanken im Kopf herum?

Magnus trug mich ins Schlafzimmer. Ich versuchte den Schmerz stumm auszuhalten, und nicht herum zujammern. Das war eines Schattenjägers absolut unwürdig. Schließlich konnte ich Schmerzen gut aushalten, das gehörte zu meinem Leben. Diesmal war es allerdings sehr heftig und der Schweiß lief mir in Bächen das Gesicht herunter.  Es war auch kaum mehr möglich die Augen richtig offen zu lassen und meinen geliebten Hexenmeister anzusehen. Dabei wollte ich keinen Blick auf ihn missen...
Vor allem dann nicht, wenn es vielleicht der letzte sein würde...

Ich spürte, wie ich auf eine harte Unterlage gelegt wurde und Magnus sofort anfing mich zu untersuchen. Krampfhaft versuchte ich die Augen offen zu halten und gleichzeitig nicht zu stöhnen oder noch schlimmer zu heulen. Meine Finger berührten seinen Arm, während er sich über mich beugte. Ich musste erbärmlich stinken. 

Die Besorgnis war nicht wirklich aus den Augen meines Hexenmeisters gewichen, doch es schien, wenn ich seinen Worten Glauben schenken dürfte, doch nicht endgültig zu sein. Keine inneren Verletzungen? Dieses innerliche Feuer bedeutete nicht den Tod?
Bestand Hoffnung, dass es nicht so ernst war, wie es sich anfühlte?
Die katzenartigen Augen meines Freundes blickten konzentriert auf meinen Körper, während kleine Funken aus seinen langen, schlanken Fingern  über meine Verletzungen tanzten. Es war trotz dem Elend und der Schmerzen faszinierend.  Erleichtert ließ ich meinen Kopf entspannter zurücksinken.

„Es fühlt sich so übel an, ich dachte schon es wäre endgültig", sprach ich dann doch aus, was ich dachte.

Das Sprechen war schwer und dabei konnte ich ein Stöhnen nicht unterdrücken:
„Der Dämon hat mich voll erwischt"

Als könnte er das nicht selbst sehen...

Ohne Vorwarnung fing Magnus an, mich vorsichtig zu entkleiden. Die schwarze Schattenjägermontur klebte fast wie eine zweite Haut an meinem Körper. Mein breiter Waffengürtel war ebenfalls zerfetzt.
Es war nicht das erste Mal, dass Magnus mich fast nackt sah und doch war es mir selbst in diesem Augenblick peinlich. Das konnte kein schöner Anblick für meinen Liebsten sein. Magnus murmelte die ganze Zeit leise Zaubersprüche und schlagartig wurden meine Schmerzen besser.

„Danke" , brachte ich nun schon deutlich verständlicher heraus.

Zum Glück ließ er mir die Boxershorts an, ich hätte mir nicht vorstellen können völlig nackt vor Magnus zu liegen. So war es schon peinlich genug, doch ich  hatte mich in diese Situation hineinmanövriert und nun würde ich es auch ertragen müssen, ohne vor Scham im Boden zu versinken. Niemand konnte so schnell und gut heilen, wie Magnus Bane.
Man, Alec Lightwood jetzt reiß dich zusammen
Wenn ich nur nicht so sehr verliebt ihn ihn wäre und er mich selbst in dieser Lage nervös machte.

Magnus jedoch schien immer noch sehr konzentriert zu sein, denn er besah sich die Wunden nun einzeln. Was er mit zwei, drei Verletzungen dann anstellte, war sehr schmerzhaft und diesmal konnte ich nicht verhindern vor Schmerzen laut zu stöhnen und mich sogar fast wegzudrehen. Die Funken, die diesmal auf meine Wunden trafen brannten. Doch Magnus sollte nicht aufhören, das musste sein und ich war kein Jammerlappen, sondern konnte sehr wohl etwas aushalten, wie es sich für einen Schattenjäger eben gehörte. Trotzdem  konnte ich nichts dagegen tun, immer wieder zusammenzuzucken, wenn der Blitzregen meine offenen Wunden traf.

Magnus merkte natürlich, welche Schmerzen ich hatte und er entschuldigte sich dafür.
„Es ist in Ordnung.. geht schon", erklärte ich tapfer und es stimmte auch, denn mein Körper fühlte sich schon deutlich besser an. Sanft drückte ich meine heiße  Wange etwas gegen die kühle Hand des Hexenmeisters. Trotz dem Funkenregen war sie kühl und sehr angenehm.

Dann verstummten die Schmerzen und ich fühlte mich nur noch müde und erschöpft. 
Erleichtert schloss ich für einen Augenblick wieder die Augen. Meine rechte Hand griff die des Hexenmeisters und ich drückte sanft dessen Finger.

Ich sah mich kurz nach meiner Kleidung um, doch die lag im Mülleimer und zu gebrauchen war sie sowieso nicht mehr. Sofort gingen meine Gedanken weiter.
Was sollte ich anziehen?
Ich konnte schlecht nur mit  meiner Unterhose  bekleidet hier herumliegen. Das ging auf Dauer nicht. Natürlich hatte Magnus genug, doch solche ausgefallenen Sachen konnte ich doch unmöglich anziehen. Auf die Straße würde ich mich damit sowieso niemals trauen.     
„Ich habe nichts zum anziehen", dachte ich laut, ohne Magnus dabei anzusehen. Ich wusste, würde ihn ihn nun anschauen, bekäme ich einen knallroten Kopf.
„Vielleicht sollte ich Jace anrufen, damit er mir was bringt.."
Das war natürlich die absolut falsche Frage und ich schämte mich in dem Moment, als ich sie aussprach bereits fürchterlich dafür.. 

Natalicus de cupidoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt