Kapitel 15: "Der körperliche Aspekt (Alec)"

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Kapitel 15: "Der körperliche Aspekt (Alec)"

Ich hätte ewig so stehen können, an Magnus gekuschelt und seinen verführerischen Duft einatmen. Es war schön, diese Nähe zu ihm zu empfinden. Wir hatten schon länger nicht mehr so viel Zeit miteinander verbracht. Schließlich hatte ich immer viel zu tun und nein, ich war vor unserer ersten körperlichen Erfahrung nicht davon gelaufen.. vor MEINER ersten körperlichen Erfahrung.. Magnus hatte sicher bereits unzählige Bettgeschichten hinter sich. Da machte ich mir nichts vor.

Ich wollte mich gerade weiter abtrocknen, als er nach meiner Hand griff und mich veranlasste in der Bewegung zu stoppen. Sofort blickte ich zu ihm auf. 

Waren wir wirklich so offiziell zusammen? Für Magnus auf jeden Fall und ich liebte ihn ja auch absolut. Aber der körperliche Aspekt, nach dem mein Hexenmeister wohl gerade verlangte.. konnte ich den bieten? Oder würde ich ihn bitter enttäuschen und er mich schließlich wegschicken? Ich war mir schrecklich unsicher.

Wie oft hatte ich mir in einem heißen, feuchten Traum schon Liebesspiele mit dem unglaublich verführerischen Hexenmeister ausgemalt. Noch nie hatte ich ihm davon erzählt, obwohl er sich bestimmt gefreut hätte. Ach was dachte ich nur wieder für einen Unsinn. Ich konnte über solche brisanten Dinge nicht gut reden. Da fehlten mir schlichtweg die Worte. Nein, es war wieder vollkommen unpassend, was ich von mir gab.

Ich schluckte und verstand nicht, auf was er hinaus wollte. Ich wollte es auch gerade nicht verstehen. Was störte ihn denn an dem Handtuch? Schließlich hatte er es mir selbst gegeben.

„Das Handtuch ist schon in Ordnung", fing ich an und sah in seine wunderschönen goldgrünen Augen. Mehr konnte ich nicht sagen, meine Gedanken brachten nur unfertige Sätze zustande.
Für ihn war ich verdammt heiß und wunderschön? Seine Worte machten mich sehr verlegen und ich konnte den Blickkontakt kaum zu ihm halten.  Ich fühlte mich absolut nicht verführerisch oder so was.
Kein Bisschen...
Eher das genaue Gegenteil...

Sein restlicher Satz ließ mir das Blut in den Kopf schießen, was ich sehr deutlich selbst spürte. Okay, er hatte mich schon mehrfach nackt gesehen. Aber musste er das um Himmels Willen so deutlich aussprechen? Ganz von selbst fing ich an, meinen Arm aus seinem Griff lösen zu wollen. Doch ich war dabei wohl recht zaghaft, denn ich war sehr erschöpft. 

Magnus war nun ganz in seine Ansprache vertieft und hatte nicht vor meine Hand loszulassen. Er wusste genau was ich empfand und wieder sprach er mir ins Gewissen. Er war über 800 Jahre alt, verdammt .. als wenn ich das nicht wüsste.. und 800 Jahren waren sicher 100te von Liebesbeziehungen.
Sein Erfahrungshaushalt war riesig und meiner gleich Null.
Da sollte ich mir einmal nicht klein und extrem unerfahren vorkommen?

Magnus Griff lockerte sich einen Moment, doch nur um meine Hand anders zu packen und mir so das Handtuch zu entwenden. Natürlich wollte ich automatisch sofort nach unten blicken, doch er hielt mein Kinn fest und zwang mich so ihn anzusehen. Er war verdammt heiß, verflucht.. Ich biss mir fast auf die Lippen.
Er wollte mehr, das erkannte ich deutlich und er machte mich schrecklich nervös. Ja, ich hatte fast schon etwas Angst.

Ich wollte mich bücken und das Handtuch wieder aufheben, doch bevor ich wirklich reagieren konnte, zog er mich nackt wie ich war sehr eng an seinen Körper und gleichzeitig berührten seine Lippen die meinen. Okay, so konnte er mich wirklich ablenken und das Handtuch  dürfte einen Moment unten liegen bleiben. Ich vertraute ihm ja durchaus, aber ich konnte nicht gut, gegen meine eigene Erziehung ankommen.. die unsichtbare Mauer um mich herum war verdammt hoch.  Aber egal jetzt, er hatte sich diesen Kuss mehr als verdient und ich liebte es ihn zu küssen.

Ich versuchte also das Handtuch zu vergessen und gab mich ganz dem Kuss hin, erwiderte ihn leidenschaftlich und voller brennender Begierde. Magnus konnte so unglaublich verführerisch küssen. Das hatten wir bereits mehrfach und ich war geradezu süchtig danach, seine Lippen auf meinen zu spüren und unsere Zungen miteinander spielen zu lassen, doch nie war ich völlig nackt dabei gewesen. Höchstens mal oben ohne. Jedes Mal breiteten sich Glückshormone in mir aus und ich fühlte Schmetterlinge in meinem Bauch. Ja, wie die kleinen Mädchen, schon klar.

Doch diesmal war es anders, ich spürte förmlich, dass er mehr von mir wollte, dass er dachte, er hätte ein Recht dazu. Schließlich waren wir zusammen und das hieß in Hexenmeister-Sprache etwas anderes, als in meiner kleinen unerfahrenen Welt. Seine Hand glitt meinen Rücken herunter und landete auf meinem Po. Ich biss ihm fast auf die Zunge, so sehr elektrisierte mich seine Berührung. Okay, DASS hatten wir so noch nicht.

Ich bevorzugte eigentlich meine hautenge schwarze Nephilim-Montur mit dem breiten Gürtel, da war ich mir sicher und wusste, dass ich cool und sexy aussah. Doch so.. völlig nackt.. niemals.
Viel zu sehr war ich auf mich und meinen verräterischen Körper fixiert, der natürlich sofort wieder mit heftiger Erregung reagierte. Damit berührte ich natürlich Magnus Oberschenkel und stöhnte dabei auf vor lustvollem Verlangen.  Ich hatte mich überhaupt nicht mehr richtig unter Kontrolle. Himmel, noch nie hatte ich solche Geräusche von mir gegeben.

Sofort stoppte ich mich, ich zwang mich geradezu dazu aufzuhören und meine Klappe zu halten. Das passte so gar nicht zu meiner Erziehung und meinem Bild meiner Selbst. Schattenjäger mussten immer kontrolliert sein, gerade wenn sie so empfanden wie ich. Keinen Schmerz zeigen und auch selten Gefühle.
Hallo? Hatte ich den Verstand verloren? Ein solcher Schwachsinn ging mir durch den Kopf, während Magnus ' Hand verführerisch meine Haut massierte? Irgendwie war ich enttäuscht von mir selbst.
Der jahrelange Selbstbetrug hatte mich sehr verunsichert und ich konnte mich nicht wirklich gehen lassen..

Mit einem leichten Fingerschnipsen zog Magnus mir den Schlafanzug an. Das war dann doch zu viel, er spielte mit mir, wie es ihm gefiel und ich war mir nicht sicher, ob mir das so gefallen würde. Er spürte wohl meine Anspannung und löste seinen Kuss. Ich drängte ihn ohne viel nachzudenken mit  den Händen von mir zurück. Ich schnaufte schwer. Er sollte meine starke Erregung nicht mehr an seinem Körper spüren. Das ließ mir dermaßen die Röte in den Kopf steigen und mich gleichzeitig zittern, dass ich glaubte es nicht aushalten zu können.
Ich wollte krampfhaft etwas sagen, am besten etwas cooles, oder etwas heißes, zumindest etwas vernünftiges, doch nichts, absolut NICHTS kam mir in den Sinn.

Eigentlich wollte ich auch schimpfen, ihm sagen, dass ich es nicht mochte, wenn er mich mit Magie anzog und solche Sachen.
Doch genauso stark war auch der Wunsch in mir, genau da weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten, bei dem atemraubenden Kuss..
ich wollte mich in ihm verlieren und ihm sagen, wie sehr ich ihn liebte, auch körperlich. Natürlich waren seine Worte richtig, doch so stand ich nur da und starrte ihn an.

„Die Hosenbeine sind zu lang", Oh GOTT ich Idiot!
DAS war alles was ich sagte und war dabei rot wie eine Tomate..
Ohne ihn nochmals anzusehen, ging ich Richtung Schlafzimmer.
Würde er nun wütend auf mich sein? Enttäuscht?
Benahm ich mich gerade wie ein kleiner Junge?
Ich wusste es wirklich nicht, meine Gefühle waren zu durcheinander.

Ich brachte es noch nicht einmal fertig ihn in diesem Moment richtig anzusehen. Ich fühlte mich beschämt, warum auch immer.
Vor allem vermutlich wegen meiner Unfähigkeit ihm das zu geben, nachdem er sich sehnte, über meinen Schatten zu springen und endlich, endlich, endlich zu ihm zu stehen. Ich wusste ja, wie schwer es für ihn war.  Meine ganzen Lügen, die ich über ein Jahr immer benutzt hatte, auch wenn er neben mir stand, unsere Liebe verleugnete. Ich war so ein selbstsüchtiger Idiot. Er hatte mir die geilsten Dinge gesagt, dass er mich gut fand, und alles.. und was sagte ich? Nichts!! Das war der Punkt, mit dem ich nicht klar kam. 
Ich, Alexander Lightwood, war ein verdammter Feigling!  

Oh nein, ausgerechnet seine verrückte Katze lag quer auf dem Bett und sah mich vorwurfsvoll an. Na toll, hatte sie uns eben beobachtet? Nein, wohl nicht..
Aber ihr Blick  war nicht freundlich was mich anging, sondern eher eingebildet. Sie war ein stolzes Tier, genau wie ihr Hexenmeister.

„Ich glaube sie fühlt sich durch mich gestört..", erwiderte ich knapp und zog die Decke ein Stück zurück. Dabei wusste ich noch nicht einmal, ob er mich in seinem Bett haben wollte, nach der Aktion eben.  Ich wollte mich so gerne in seine Arme kuscheln und an seiner Seite einschlafen, aber ich wusste nicht, ob ich ihn mit meinem Verhalten vor den Kopf gestoßen hatte. Vielleicht würde er mich auch auf sein Sofa quartieren.

Aber ich war so müde und kaum mehr in der Lage nun Magnus anzusehen, deswegen ließ ich mich auf sein Bett fallen und verbarg mein Gesicht  in einem Kissen. Wenn ich nicht erwünscht hier war, würde er es sicher sagen.

Natalicus de cupidoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt