Kapitel 6: "Schlimmer als eine alte Jungfer.. (Alec)"

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(Alec)

Sobald es mir wieder besser ging wurde mir meine Situation immer mehr bewusst.
Einerseits hatte sie etwas sehr prickelndes für mich, doch vor allem war ich schrecklich nervös. Dabei sollten wir doch schon längst über diesen Punkt hinaus sein.
Okay, ich machte mal Bestandsaufnahme: hier lag ich fast völlig unbekleidet auf dem TISCH, mein Körper fühlte sich wieder viel besser an, wenn auch immer noch schwach und ermüdet.
Nur Magnus und ich... alleine...
Wir waren schon öfter alleine, so ist es ja nicht.
Schließlich sind wir ein Paar, immerhin ganz offiziell zusammen, auch wenn manche Leute das einfach nicht wahrhaben wollten. Doch wen interessierte das?
Nun gut meinen Standpunkt konnte ich nicht ganz ausschalten...
Auf keinen Fall wollte ich zu einer Art Lachnummer mutieren und auch nicht meine Eltern furchtbar enttäuschen. Schließlich war ich der erstgeborene Sohn und da gab es gewisse Erwartungen. Ach verdammt, ich hasse diese Bild von mir!!
Druck machte ich mir selbst genug, immer wieder. Irgendwann würde ich Magnus sicher zu langweilig werden, er zeigte bereits jede Menge Geduld mit mir, schließlich schon über ein Jahr, doch er ließ auch immer wieder durchscheinen, wie sehr er sich nach mehr Zärtlichkeiten sehnte.
Was war ich mit meinem 18 Jahren auch für ihn? Im Vergleich zu seinem nahezu unendlichen Erfahrungshorizont? Unmöglich konnte man das auch nur annähernd vergleichen.

Ich war es gewohnt meine Neigung immer vor anderen und auch vor mir selbst zu verstecken. Magnus war da ganz anders, klar, er hatte mir auch viele Hundert Jahre voraus. Und er würde auch noch weitere. vielleicht unendlich viele Jahre Erfahrung nach mir sammeln können. Wie sehr ich diesen Gedanken hasste...
Eine Art Schwermut befiehl mich stets, wenn ich meinen Gedankenstrom nicht unter Kontrolle bekam und mein Brustkorb sich unangenehm beengt anfühlte.    

Vielleicht konnten wir auch einfach zusammen sein, ohne miteinander zu schlafen oder sonst etwas zu veranstalten und ich musste kein schlechtes Gewissen haben, was waren denn 60 Jahre für den Hexenmeister? Ein Klacks? Okay, ich dachte gerade sehr egoistisch und betrog mich dabei wieder überaus deutlich selbst. Ich wollte es ja auch so. Zwar hatte ich Angst, Unsicherheit.. was auch immer.. davor.. Scham.. ja, alles zusammen, aber ich sehnte mich auch sehr stark danach. Meine Träume sprachen eine deutliche Sprache und wenn ich nur daran dachte, schämte ich mich bereits.
Ich war verrückt nach Magnus! Auch wenn ich es vielleicht nicht so offen zeigen konnte..
Ab und zu mal, ja.. meistens wenn Magnus es auch einforderte. Oh man, ich war schlimmer als eine alte Jungfer.

Magnus konnte vermutlich die Tragweite der Problematik aus meiner Sicht gar nicht nachvollziehen, zumindest nicht richtig. So fühlte ich mich oft, völlig unverstanden, von jedem..

Trotz dem öffentlichen Kuss in Idris, hatte ich es noch nicht fertig gebracht Magnus ganz richtig meinen Eltern vorzustellen, ich KONNTE EINFACH NICHT!!
Der Blick meines Vaters, nein, ich wollte nicht..
Dabei war ich kein Feigling, aber DAS wollte ich mir dann doch nicht antun. .
Ich wusste genau, dass ich es nicht würde ertragen können.
Er glaubte allen Ernstes immer noch, dass es sich um einen Ausrutscher handelte..
Mein Dad wollte es nicht wahrhaben..
Was diese wirkliche Offenbarung anging, malte ich mir die schlimmsten Konsequenzen aus. Auch meine Mum konnte, was das anging sehr konservativ und streng sein.
Seit Max' Tod war ich nun mal der einzige leibliche Sohn und es schmerzte sie, dass ich falsch gepolt, oder was auch immer war. Es tat mir leid, dass ich meinen Eltern solches Elend zumuten musste und ihre Träume über meine Zukunft und Kinder, dermaßen zunichte mache. Tja, so sah es in mir aus..

Und da war da eben dieser unglaublich sexy, verführerische Hexenmeister, für den ich mein Leben geben würde, so sehr liebte ich ihn.
Wie sollte das jemals zusammen passen?

Nun war also das doofle Klamotten-Thema und ich hatte selbst Jace zur Sprache gebracht.
Hallo, wie idiotisch konnte man denn bitteschön sein?
Wie sollte ich dem geilsten Zauberer der Welt nur erklären, dass ich mich davor fürchtete seine Klamotten zu tragen? Warum eigentlich?
Oh man..
Die Sachen würden sicherlich nach Magnus riechen. Ich würde seinen Duft den ganzen Tag bei mir haben, ein klarer Vorteil. Die andere Seite war jedoch, jeder würde sehen, von wem ich diese Kleidung hatte. Und möglicherweise besaß Magnus nur auffällige, grelle, glitzernde Outfits. Kurz: Sachen also, die ich niemals würde tragen können, ohne mich in ständiger Beobachtung zu fühlen.

Na prima, jetzt war Magnus beleidigt, und ich Vollidiot hatte mich noch nicht einmal richtig fürs Heilen bedankt, sondern ihn vor den Kopf gestoßen. Darin schien ich wirklich talentiert zu sein.

„Jace- Aufregung? Wie meinst du das?", rief ich ihm hinterher, als er im Bad verschwand.
Dabei wusste ich ganz genau wie er das meinte.

Ich hatte es vergeigt..
Magnus wirkte richtig verletzt und dann konnte er unausstehlich werden.

Doch mein Hexenmeister beachtete mich erst mal nicht mehr, sondern verschwand im Badezimmer.

Eigentlich war ich ja froh, dass ich Jace nicht hier herrufen musste, das Kommentar meines Bruders mich halbnackt vorzufinden, wollte ich mir dann doch gerne ersparen.
Obwohl er schon längst Bescheid wusste...

Mehr Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht.
Mein eifersüchtiger Liebster ließ Badewasser ein und kam nach sinnlichen Duftessenzen riechend zu mir zurück.
Hatte ich mich vorher schon nervös gefühlt. Dann war ich es jetzt durch und durch..

Vorsichtig setzte ich mich auf, ließ die Füße den Boden berühren.

Magnus sah absolut aufregend anziehend aus in dem feuchten Nebel, den das warme Wasser erzeugte, fast wie eine exotische Märchenfigur. Alles was ich zuvor sagen wollte, war vergessen, Jace spielte keine Rolle mehr und ich merkte gar nicht, wie mir der Mund offen stand und ich meinen Hexenmeister voller Begierde anblickte.

Natalicus de cupidoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt