Kapitel 38: Kein Glitter kann Liebe aufwiegen (Magnus)

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Kapitel 38: Kein Glitter kann Liebe aufwiegen (Magnus)

Die Sonnenstrahlen malten den Schatten von Alecs verwirbelten Haaren an die gegenüberliegende Wand. Ich schmunzelte über mich selbst, dass ich sowas bemerkte. Ich war so verrückt nach dem Jungen, dass ich schon überall Spuren von ihm erkennen wollte. Aber der Schatten war echt. Alecs Haare sahen auch wild aus, wie nach einem Kampf. Einem Liebeskampf. Er küsste und umarmte mich erneut. Er wollte nicht gehen, ich spürte das. Und es machte mich glücklich, denn es konnte nur bedeuten, dass er glücklich war. Mein wundervoller Schatz. Und doch musste ich jetzt der reife Klügere sein, der ihn in sein Leben zurückschickte. Wie ich das hasste. Dieses dumme Mobiltelefon gab einfach keinen Ton von sich. Ich wollte, dass das Handy es übernahm, ihn von mir wegzuholen. Das Handy sollte der Klügere sein, nicht ich. Aber kein Vibrieren, kein Klingelton nichts. Ob der Akku leer war? Auf nichts kann man sich mehr verlassen. Ich gab mich einige Momente den süßen Lippen meines Alec hin. Es war so verdammt schwer, jetzt einen Punkt zu machen.

„Ich bin bereits unfähig aufzustehen... mehr würde mich vermutlich tagelang auf deine Matratze bannen", 

Murmelte Alec zwischen den Küssen. Ich rollte mich auf ihn und biss sanft in seine Unterlippe und seine Zunge. Er schmeckte nach Fisch...achja, der Hummer.

„Du weißt schon...dass das keine Drohung für mich ist, wenn du hier tagelang auf meiner Matratze bleibst?"

Fragte ich schmunzelnd nach. Sein Körper unter mir räkelte sich. Ich konzentrierte mich darauf, jetzt keinesfalls mehr Lustgefühle zu entwickeln.

„Du musst mir ganz anders drohen, Schatz. Du musst sagen, dass du mich zwei Wochen nicht mehr sehen willst....nicht mal mehr anrufst...sowas in der Art"

Erklärte ich und rollte mich wieder von ihm herunter auf die andere Seite des Bettes. Ich setzte mich auf und entschied mich, jetzt der Klügere zu sein.

„Apropos Anruf...ich denke, du solltest dich mal bei deiner Familie melden, Alec, hm?"

Begann ich auf das Handy umzuleiten. Ich nahm noch einmal seine Hand, die mich festzuhalten versuchte und verschränkte meine Finger mit seinen.

„Sie sollten wissen, dass es dir gut geht...auch wenn ich dich viel lieber tagelang auf meiner Matratze habe."

Bei dem Wort Matratze grinste ich Alec zu. Dann hob ich seine Hand zu mir und küsste auf die verblasste Rune auf seinen Handrücken. Sein Blick bat mich jetzt nicht aufzustehen.

Alec, mach es mir doch nicht so verdammt schwer!!!

Ich löste unsere Finger voneinander und erhob mich zögernd vom Bett. Alles in mir wollte zurück in Alecs Umarmung. Und dann kam meine Rettung.  Chairman schlich sich um die Ecke in den Raum und schmiegte sich an meine Beine. Ich hob ihn auf und küsste in sein weiches Fell. Ich flüsterte ihm einen leisen Dank ins Ohr. Chairman schnurrte leise. Ich blickte in seine wundervollen, grünen, halbgeschlossenen Augen. Ich wusste, er hatte gespürt, dass ich seine Hilfe brauchte. Katzen sind wunderbar eigenwillige Geschöpfe. Launisch, gefährlich und voller Geheimnisse. Alles was mich irre macht und was ich doch auch unerhört anziehend finde. Aber im  rechten Augenblick wissen sie, wenn es Zeit ist für den da zu sein, der ihnen das Futter gibt. Mit Chairman im Arm lief ich ums Bett herum Richtung Badezimmer. Ich warf einen Blick zu Alec. Himmel war für ein Anblick. Chairmans Nase stupste an mein Ohr. Oh, mein Götterkater...hör bloß nicht auf, dich bemerkbar zu machen, sonst werde ich wieder schwach.

„Ich verschwinde mal unter die Dusche Alec..."

...und wenn du willst, kannst du gerne dazukommen... Nein, reiß dich zusammen Bane. Meinen zweiten Gedanken, verkniff ich mir. Die Vorstellung mit Alec gemeinsam zu Duschen, war zu verführerisch. Ich lief ins Bad, ließ die Türe halboffen. Chairman setzte ich am Rand des Waschbeckens ab. Ich ließ das Wasser laufen. Chairman mochte es gerne, frisch fließendes Wasser zu trinken. Ich blickte in den Spiegel und grinste mich überrascht an. Selten, dass ich mich völlig ungestylt so gut aussehend empfand. Und doch war es so. Kein noch so funkelnder Glitter konnte Liebe aufwiegen.

„Wow....du siehst verdammt gut aus, High Warlock of Brooklyn."

Begrüßte ich mein Spiegelbild und mein zweites Ich im Spiegel grinste zweideutig zurück.

„Das ist nur Illusion Schätzchen...zieh mal die rosa Brille aus!"

Antwortete mein Spiegelbild mir. Ich zuckte mit den Schultern.

„Und wenn schon...rosa steht mir!"

Jetzt war mein Spiegelbild still. Das hatte es nicht erwartet. Normalerweise reagierte ich morgens auf Spiegelbildprovokationen ziemlich launisch. Aber heute war mir gar nicht nach zickig oder launisch. Ich war glücklich. Ich blickte auf Meow zurück, der fröhlich Wassertropfen leckte. Dann hatte er genug getrunken. Ich schloss den Wasserhahn und streichelte über Chairmans Köpfchen. Sein weißes Fell zwischen den Ohren war samtweich. Manchmal beneidete ich ihn dafür, immer perfekt auszusehen. Jetzt war es Chairman genug. Er sprang vom Waschbecken und verschwand durch den Türspalt zurück ins Schlafzimmer.

„Sei lieb zu Alec..."

Rief ich ihm leise nach. Die Dusche wartete auf mich. Ich stieg unter die Dusche und ließ das Wasser laufen. Erst lauwarm, dann eiskalt. Brrr...war für ein brutales Körpergefühl. Ich hatte eiskalten Duschen noch nie etwas abgewinnen können. Außerdem erinnerten sie mich an Zeiten, in denen man  mit Wasser tötete.  Die Hexenprobe im Wasser.  Der oder die Angeklagte wurden an ein Seil gebunden und ins Wasser hinabgelassen. Ertrank man, war man unschuldig. Ertrank man nicht, war man als Hexer überführt. Ich wusste, wie es sich anfühlte....schnell schloss ich meine Augen, um die Erinnerung an diese Zeiten zu vergessen. Lauwarmes Wasser war besser, angenehmer. Ich ließ das Wasser über mein Gesicht und über meine Haare laufen. Entfernt hörte ich durch das Wasserrauschen ein Handy klingeln. Alecs Handy....endlich...

Natalicus de cupidoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt