Kapitel 2: Lebensrisiko eines Nephilim (Alec)

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Alec Lightwood

Mein Leben bestand aus ständigen Kämpfen, so war es den Nephilim vorhergesagt.
Jace zog mich immer damit auf, zu ängstlich zu sein. Oft machte er sich über mein Zögern lustig. Nun, heute wäre er verdammt stolz auf mich gewesen.
Ich war nicht weich oder ängstlich und es ärgerte mich, dass mein Pflegebruder manchmal diese Meinung von mir hatte. Das war nicht fair, nur weil ich mich nicht gedankenlos in jeden Kampf warf, egal ob ich lebend herauskommen würde oder nicht...
Theoretisch wusste ich wie man jeden verdammten Dämon vernichten konnte, doch es war im direkten Kampf ganz anders. Nein, ich war nicht ängstlich, natürlich nicht!
Aber ich dachte nach, vielleicht manchmal zu viel. Ja, ich zögerte auch hin und wieder.
Meistens war Jace dann da um mir den Arsch zu retten, oder um sich todesmutig auf den stinkenden Dämon zu werfen. Es verlangte ihn ja geradezu danach, sich in Gefahr zu bringen.

Heute war es jedoch ganz anders gekommen. Der Kampf war härter gewesen als erwartet. Die widerliche Bestie hatte mich alleine überrascht, es blieb mir keine Zeit mehr Hilfe zu holen. In letzter Zeit spielte ich öfter mit dem Tod, mehr als mir lieb war.
Und ich musste noch nicht einmal viel dafür tun, die Gefahr suchte mich und forderte mich heraus. An schlechten Tagen erwischte es mich dann so heftig wie dieses Mal.
Volltreffer, konnte ich da nur sagen! Und das auf ganzer Linie.
Verflucht, wie hatte das nur wieder passieren können?

Ich war schlimme Verletzungen gewohnt, schließlich gehörte ich zu den Schattenjägern.
Damit sollte ich mich eigentlich auskennen. Doch diesmal war der Kampf so heftig und unerwartete, ich musste zugeben, dass ich meinen Gegner etwas unterschätzt hatte.

Dummerweise verlor ich im Kampf sogar meine Stele und somit war mir die Möglichkeit genommen mich selbst zu heilen. Wenn ich ehrlich war, konnte ich mich glücklich schätzen, überhaupt noch am Leben zu sein. Wobei die Frage blieb, wie lange ich mich noch an diesem Zustand erfreuen konnte. Beim Atmen schmerzte es und an einen aufrechten Gang war nicht mehr zu denken. Das Drecksvieh musste mich schwer erwischt haben. Es wäre gelogen, wenn ich behauptet würde, dass ich keine Angst empfand.
Mein Oberkörper fühlte sich seltsam zerknautscht an, mindestens ein Duzend Rippen hatte ich bestimmt gebrochen. Mehr als Stöhnen und Röcheln brachte ich nicht mehr zustande. Jeder Bewegung schmerzte.

Wo sollte ich denn hin?

Magnus Apartment war zum Glück nicht weit, denn bis zum Institut würde ich es in diesem Zustand niemals schaffen. es kostete mich so schon immense Kraft den Klingelknopf zu erreichen. Mein Hexenmeister Freund würde mir sicher helfen können. Und wenn nicht, wollte ich ihn wenigstens noch einmal sehen. Unsere Freundschaft ging weit über das normale Heilungsprogramm hinaus. Ich liebe ihn und wir sind offizielle zusammen.

Von dem Licht geblendet, erkannte ich ihn voller Erleichterung auf der Treppe stehen.

"Geht schon", rief ich halblaut nach oben.

Natürlich ging es fast nicht mehr, mühsam zog ich mich Stufe um Stufe nach oben. Mein Zustand war beunruhigend, das wusste ich. Blut klebte überall und meine schwarze Schattenjägerkluft hing mir in Fetzen vom Körper. Ich blutete aus unzähligen offenen Wunden.

Erst hatte ich ein schlechtes Gewissen, mich in solchem Zustand zu Magnus geschafft zu haben. Ich würde ihn beunruhigen und beanspruchen. Vermutlich würde er sich völlig verausgaben müsse, um mich zu heilen. Und trotzdem ließ mich sein Anblick kurz- wenn auch gequält- lächeln. Ich hatte ihn noch nie ohne Schminke gesehen, dabei fand ich ihn so fast noch anziehender. Das Oberteil seines blaues Schlafzugs war ihm verrutscht. Ich konnte ein Stück seiner nackten Haut erkennen und fast kam es mir so vor, als wäre er mit
glitzernder Nachtcreme überzogen und vermutlich war das auch so.

"Hey, ich schaffs nicht mehr bis ins Institut.. hat mich eiskalt erwischt"..
gab ich von mir und hielt mich, um nicht zusammenzubrechen an Magnus Arm fest. Ich würde ihm nicht erzählt, dass ich ihn auf jeden Fall noch einmal sehen wollte, falls es zu spät war mich noch zu retten. Diese Worte würde ich niemals über meine Lippen bringen...
Und doch fühlte es sich gleich weniger schlimm an, in seiner Nähe.

Natalicus de cupidoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt