Kapitel 7: Chairman Meow (Magnus)

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Kapitel 7: Chairman Meow (Magnus)

Als ich aus dem Badezimmer zurückkehrte, hatte Alec sich inzwischen aufgesetzt. Sein von Blut und Dreck verklebtes Haar hing ihm ins Gesicht. Er sah so dünn und verletzlich aus, aber zum Glück körperlich stabiler, als bei seinem Eintreffen. Ich sah in seinen Augen, dass es ihm leid tat, dass er von Jace gesprochen hatte. Aber ich war einfach auch ein Idiot immer wieder so heftig darauf zu reagieren. Auf Alecs schmalen Oberkörper schimmerten die dunklen Runenzeichen zwischen den Blutflecken. Nach all den Verletzungen, die ich inzwischen an ihm geheilt hatte, kannte ich die filigranen Zeichnungen schon beinahe auswendig. Leider weiß ich auch, dass Nephilim sich diese Iratze meist gegenseitig auftrugen...und schon war sie wieder da, diese verdammte Eifersucht. Ich stellte mir natürlich vor, wie Jace Alec damit verzierte. Jace war Alecs Parabatai, sein Waffenbruder und stand ihm deswegen schon ziemlich nah. Alec hatte es sicher genossen, von Jace gezeichnet zu werden. Egal, was ich mir mit Alec erträumte, an Jace kam ich nicht vorbei.

Ein beleidigtes Miauen riss mich aus meinen Gedanken. Chairman Meow, meinen Kater hatte ich völlig vergessen. Er hatte am Ende meiner Bettdecke zusammengerollt geschlafen und war von all den Geräuschen aufgewacht, beäugte ärgerlich den nächtlichen Störenfried Alec. Meow mochte Alec von Anfang an nicht leiden und Alec konnte auch nicht besonders viel mit meinem Kater anfangen. All meine Versuche, die beiden einander näher zu bringen, waren kläglich gescheitert.  Alec war ihm einfach nicht geheuer. Und auch jetzt war Meow kurz davor sein Reich, das heißt meine Wohnung, die er natürlich als sein Reich ansah, mit allen Mitteln zu verteidigen, das sah ich an seinen leicht angelegten Ohren. Ich lehnte mich an den Bettpfosten und kraulte sanft Meows Stirn.

„Nanana, keine so schlechte Laune, Meow...wir haben Besuch. Zeig dich von deiner freundlichen Seite, sonst schick ich dich vor dir Tür!"

Warnte ich meinen Kater und spürte sein Schnurren unter meinen Fingern. Er entspannte sich sofort durch meine Nähe. Ich zog meine Hand wieder zurück, das musste genügen. Meow streckte sich ein wenig und rollte sich wieder zusammen. Fürs Erste waren die Wogen geglättet. Ich wendete mich wieder Alec zu. Ein Gutes hatte Chairmans beleidigtes Miauen gehabt, es hatte meine eifersüchtigen Gedanken kurzzeitig aus meinem Kopf verdrängt. Und wenn ich ehrlich bin...wollte ich auch nicht mehr diese quälenden Gefühle spüren. Jace war ein Teil von Alecs Leben...ich musste das irgendwie akzeptieren, ohne mich dafür jedes Mal mit meiner Eifersucht innerlich zu zerfetzen. Und das er jetzt bei Kleidung an ihn gedacht hatte, war sicher nur purer Reflex gewesen. Sie hatten sich mit Sicherheit schon unzählige Male Kleidung untereinander ausgeborgt....und wieder pochte es eifersüchtig in meinem Kopf. Düster warf ich einen Blick auf den Eimer in dem Alecs zerfetzte Schattenjägermontur lag. Wer weiß, ob Jace diese Kleidung nicht zuvor getragen hatte. Ich war nahe dran die Fetzen in Flammen aufgehen zu lassen. Was war nur mit mir los? Oh, wie ich diesen Zustand hasste. Ich zog Luft ein, um davon loszukommen und blickte zu Alec. Unsere Augen trafen sich. Und ich sah Verlangen und Sehnsucht in ihnen...nach mir. Er sehnte sich nach mir. Nicht nach Jace...nur nach mir.

Himmel, was für ein Narr ich war. Der eifersüchtige Zustand fiel wie ein riesiges Bergmassiv von mir ab, verpuffte ins Nichts. Ich versank in Alecs wundervollen, blauen Augen, wie in einem magischen, heilenden See...da war einfach nichts, was meine Eifersucht rechtfertigte. Ich war so ein idiotischer, dummer Hexenmeister. Verliebt und so was von krank. Ja krank ist ein gutes Wort. Liebe ist so was von krank !Und jetzt musste ich wieder zur Besinnung kommen, nicht weiter wie ein Idiot dastehen. Ich schob meine Hand um Alecs Schulter, um ihm eventuell beim Aufstehen behilflich zu sein...und um ihn zu berühren. Ich wollte ihm nah sein, so nah wie möglich, ihn verrückt nach mir machen. Sein sehnsüchtiger Blick sollte nie mehr aus seinen Auge.

Ich hatte auch alles Recht dazu, mir das zu wünschen, denn wir waren schließlich zusammen, was immer das auch für ihn heißen mochte. Ich ahnte, dass Alec keine Vorstellung davon hatte, was „zusammen sein" für mich bedeutete. Ich war auch in meinen jungen Jahren schon immer viel körperlich orientierter gewesen, als Alec es wohl war. Er musste durch die Umstände, in denen er aufwuchs, alles in seine Gedanken verdrängen, ich dagegen war von Anfang an ein Genusstyp gewesen, nahm alles mit, was meinen Körper in Ekstase versetzte...war auch kein Wunder bei den langweiligen, stillen Brüdern nach Ekstase zu lechzen, bei denen ich nach dem Drama mit meiner, so genannten Familie, gelandet war. Erinnerungen, die jetzt besser ganz weit hinten in meiner Erinnerungsschublade bleiben sollten, denn das waren völlig andere Zeiten.

Aber so eine verrückte Beziehung, wie jetzt mit Alec hatte ich noch nie. Gut, meine so genannten Beziehungen begannen auch nicht mit Schattenjägerheilungen, im Grunde begannen und endeten sie immer im Bett. Und das hier war etwas völlig Neues für mich. Wir waren offiziell zusammen, obwohl wir noch nie körperlich zusammen gewesen waren...das ist einfach irre. Und es machte mich auf seltsame weise unsicher. Also erstmal kein hemmungsloser, wilder Sex, sondern alles langsam der Reihe nach. Nur, was war die Reihe? Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir schon unendliche Zeit  an derselben Stelle in dieser Reihe feststeckten. Aber das musste jetzt einfach weitergehen! Gut, für heute war klar, dass Alec verletzt war und nichts anderes. Also verschob ich mein Nachdenken, was als nächstes an der Reihe war. Ich ließ meine Hand sanft auf seinem Schulterblatt, fühlte seine warme, seidige Haut. Unter seiner Haut spürte ich seine feste Muskulatur. Schattenjäger waren körperlich enorm gut trainiert, auch wenn sie äußerlich schmal und zerbrechlich wirkten. Perfekter konnte man nicht sein. Alles an Alec war so verführerisch schön. Es fiel mir verdammt schwer, jetzt nicht auf andere Gedanken zu kommen, doch Alec hatte massive Verletzungen hinter sich und musste seinen Körper schonen....redete ich mir unentwegt ein und es half halbwegs. 

"Du weißt genau, was ich mit Jace-Aufregung meine, Alexander Lightwood!"

Kam ich auf Alecs Frage zurück, die ich zuvor im Bad noch gehört hatte. Ich benutzte dabei seinen vollen Namen, um ihn ein wenig zu ärgern. Meine Finger machten sich inzwischen irgendwie selbstständig, streichelten zärtlich Alecs Nacken entlang. Kleine Schweißperlen hatten sich dort angesammelt und ich fühlte seine innere Hitze. Das Thema Jace beendete ich schnell,  denn ich wollte es keinesfalls mehr weiter vertiefen. Alecs verliebte Schwärmerei für seinen Pflegebruder musste ein Ende finden, egal wie. Parabatai ja, verliebte Gefühle nein! Und Ich selbst musste dafür sorgen, dass Alec diese Gefühle nur für mich empfinden wollte. Mit meiner freien Hand stupste ich unter Alecs Kinn, denn sein Mund stand noch immer halb offen.

"...wenn überhaupt Aufregung, dann erlaube ich als behandelnder Arzt nur noch Magnus-Aufregung!"

Beendete ich den Satz und hauchte einen frechen Kuss auf seinen Mund. Wir waren schließlich zusammen und küssen muss da einfach drin sein!

Natalicus de cupidoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt