Kapitel 26 : Katzenhunger (Magnus)

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Kapitel 26 : Katzenhunger (Magnus)

Bevor Alec sich das Chickenteilchen, das ich ihm an seine Lippen stupste, schmecken ließ, schlüpfte er eilig in die Seidenpyjamahose zurück. Ich sagte nichts dazu, schmunzelte nur, denn wenn ich ihn auch lieber unbekleidet an meine Seite gesehen hätte, so liebte ich ihn doch genauso wie er war. Auch dieser kleine schüchterne, entschuldigende Blick von ihm war so anbetungswürdig, dass ich sicher auch nichts gesagt hätte, wenn er seine zerfetzte, nach Dämonen stinkende Schattenjägerkleidung aus dem Müll geholt und angezogen hätte. Obwohl....DA hätte ich doch was dagegen gehabt. Den Gestank wollte ich in dem Moment sicher nicht in meinem Bett haben. Aber die Pyjamahose war genehmigt. Vor allem war es ein anregender Anreiz sie ihm später wieder auszuziehen. Und das hatte ich auf jeden Fall vor, auch wenn Alec sich vermutlich noch keine Gedanken darüber machte.

Ich war innerlich dermaßen euphorisch, dass wir uns endlich körperlich geliebt hatten, dass ich alles hingenommen hätte. Gleichfalls glühte ich danach Alec noch einmal zu verführen. Jetzt gab es keine Ausreden mehr. Nicht für mich und auch nicht mehr für ihn. Ich war mir sicher, er würde genauso empfinden. Es konnte gar nicht anders sein. In seinen Augenwinkeln glänzten noch immer kleine Freudentränen. Ich beugte mich zu ihm, um sie zärtlich wegzuküssen. Ich hatte das Gefühl, die Welt um uns war verschwunden, es gab nur noch Alec und mich. Ich konnte mich nicht erinnern, mich jemals so bizarr gefühlt zu haben. Und wenn's nach mir ginge, hätte das ewig so bleiben können. Nur nicht daran denken, dass eins von unseren Handys klingen könnte und uns in die Welt zurückholen könnte. Niemand durfte uns jetzt stören.

Ich schob Alec also das Chickenteilchen in den Mund und lachte, als er hungrig gleich noch eins verlangte. Alec war ziemlich hungrig, kein Wunder, es war bestimmt schon nach Mittag. Alec begann auch mich zu füttern und erst jetzt spürte ich, wie hungrig ich selbst gewesen war. Das Chickencurry schmeckte hervorragend. Und machte durstig. Ich ließ ein Tablett mit Cocktails und Energydrinks erscheinen. Wir aßen, tranken und wir lachten gemeinsam. Ich drehte mich auf den Bauch und zog die Hummerplatte zwischen Alec und mich. begann ein Hummerbein aufzubrechen und das zarte Fleisch zu kosten. Hummer hatte ich eine Ewigkeit nicht mehr gegessen, es war absolut köstlich. Perfekt für diesen perfekten Tag. Ich legte Alec Hummerfleisch in die Finger, dass er es auch probieren sollte.

Vermutlich hatte Alec noch nie Hummer gegessen, denn die Qualität der Speisen im Schattenjägerinstitut war nicht gerade empfehlenswert. Am Schlimmsten war es, wenn Alecs Schwester Isabelle zu kochen versuchte. Das war ein Grauen für jeden Gaumen. Ich wusste darum genau, wie Alec es genoss von mir mit gutem Essen verwöhnt zu werden.

„Na, schmeckt es dir?"

Fragte ich neugierig nach, als Alec den Hummer kostete. Die Antwort ging in einem kläglichen Miauen unter. Chairman Meow kam beleidigt in den Raum stolziert und machte mir ein ziemlich schlechtes Gewissen. Ich hatte meinen Kater ganz vergessen. Nun gut. Er hatte seinen Katzenausgang und konnte sich in den Hinterhöfen, in denen es von Mäusen und Ratten nur so wimmelte, gut selbst mit Essen versorgen. Aber Meow war es gewohnt, von mir zusätzlich  luxuriöse Katzennahrung zu bekommen. Ich stand auf und hob Chairman in meine Arme, flüsterte ihm eine Entschuldigung zu und kraulte sein weiches, helles Fell. Er roch irgendwie nach frisch gewaschener Wäsche. Vermutlich hatte er sich in der Nacht, in der Wäscherei um die Ecke einen weichen Schlafplatz gesucht. Meow war einfach ein kleiner, verwöhnter Luxuskater. Von wem er das nur hatte? Ich mochte auf jeden Fall seinen frischen Duft und kraulte weiter sein Fell, während ich mich kurz zu Alec umdrehte.

„Ich komm gleich wieder...lauf bloß nicht weg!"

Rief ich meinem Schatz mit einem Augenzwinkern zu und versicherte mich, dass er mir nachsah, als ich mit Chairman im Arm aufreizend langsam Richtung Tür lief. Ich wollte, dass Alec mich nun endlich mit anderen Blicken ansah und nicht mehr schüchtern zur Seite blickte, wenn ich unbekleidet war. Als ich seinen Blick auf mir spürte, verschwand ich, glücklich für mich grinsend mit Chairman durch eine Tür in den Zwischengang von man aus in alle Räume meiner Wohnung gelangen konnte. Von dort aus ging links eine Tür in einen schmal geschnittenen, fast komplett leeren Raum. Eine Wandseite war völlig unmöbliert. Die Anschlüsse an der Wand wiesen darauf hin, dass der Raum ursprünglich als Küche angedacht gewesen war, die ich natürlich nicht brauchte. Meine Kochkünste lagen zwischen meinen Fingerspitzen. Von oben baumelte eine einsame Glühlampe herab.

Auf der anderen Seite hatte ich einen einzigen Schrank stehen, in dem ich zwei silberne Schalen und eine ganze Menge teures Katzenfutter aufbewahrte. Das war wichtig, für den Fall, dass ich längere Zeit unterwegs war und Meow in die Obhut des Hausmeisters geben musste. Der Hausmeister hatte ein gutes Händchen für meinen Kater, die beiden mochten sich, was wirklich ein Glücksfall war. Meow hatte eben auch seine Eigenheiten. Leider schien es zwischen Alec und Meow nicht so zu funken. Eher im Gegenteil. Aber daran wollte ich noch arbeiten. Meow war eifersüchtig auf ihn. Im Grunde von der ersten Minute an.  Er hatte gleich gespürt oder sogar gewußt, dass Alec ihm einiges von meiner Aufmerksamkeit stehlen würde und so war es auch gekommen.

Katzen hatte einfach sehr sensible Sinne, die meines Wissens auch weit in die Zukunft reichten. Doch wenn Meow so intelligent war, wie ich vermutete, würde er bald einsehen, dass es besser war, sich mit Alec anzufreunden. Er hatte keine Chance Alec aus meinem Leben zu vertreiben, egal wie beleidigt er sich in Alecs Gegenwart aufführte. Doch ich wollte auch Meow nichts Böses, ich mochte ihn viel zu sehr. Und er war in den letzten Stunden brav draußen geblieben, hatte Alec und mich nicht gestört. So ein braves Benehmen musste belohnt werden.  Ich flüsterte ihm etwas Liebes ins Ohr, dann setzte ich ihn auf den Boden und bereitete das Futter für ihn zu. Ich sah, wie er sich zufrieden über das Luxuskatzenfutter hermachte.

Dann schlenderte ich ins Schlafzimmer zurück. Ich blieb im Türrahmen stehen und beobachtete Alec für einen Augenblick. Und wunderte mich gleichzeitig über mich selbst und meine gesteigerte Sehnsucht bei ihm zu sein. Diese neuen, enormen Gefühle waren süchtig machend. Und auf bizarre Art und Weise genial.

Natalicus de cupidoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt