II. Rebell

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↠𝐒 𝐂 𝐀 𝐑 ↞

Abwarten, Anschleichen, Angreifen.

Mit zitternden Fingern zog ich mein Schwert aus der ledernen Scheide und umfasste den Griff fest, während ich versuchte die dunkle Umgebung in mich aufzunehmen. Die anderen Mitglieder hatten sich wie besprochen an dem Ufer der Bucht verteilt und warteten nun auf mein Zeichen. Lautlos lief ich die Kistenreihe entlang und ignorierte die aufsteigende Angst, die wie ein kleiner Keimling in meinem Inneren Wurzeln schlug und meine Entschlossenheit schwinden ließ. Sofort versuchte ich diese beklemmendem Gefühle in mir niederzukämpfen und konzentrierte mich auf das im Mond glitzernde Meer.

Diese Nacht war wichtig.

Es sollte nicht nur die Befreiung einiger Sklaven sein, sondern ein Anschlag auf die Königliche Marine. Bei so einer wichtigen Tat konnte ich mir keinen Fehler erlauben. Ich atmete noch einmal tief ein, bevor ich hinter den Kisten hervortrat und mein Schwert vor mich hielt. Es war ein verrostetes altes Ding, war aber mit Ciel mein treuester Begleiter und hatte mir schon oft das Leben gerettet.Ich erkannte die beiden imposanten Gestalten der Malice an Deck und die mickrigen Arbeiter, die die Taue gerade von der Verankerung im Boden befreiten.

Abwarten, Anschleichen, Angreifen.

Zwei Malice, viele Menschen und eine unbekannte Anzahl an anderen Übernatürlichen. Diese Gruppe musste ich ablenken und Zeit für meine Mitrebellen schinden..Also ging weiter. Offen und für jeden in der Dunkelheit sichtbar. Ohne jeglichen Schutz. Mit zitternden Fingern rief ich mein Element herbei und konzentrierte mich weiter auf das Schiff. Meine Schritte hallten schwer in der Stille, bis zu dem Zeitpunkt, wo die hellen roten Augen der Malice mich fanden. Galle stieg mir hoch, doch ich blieb nicht stehen. Ich lief immer weiter und war nur noch wenige Meter vom Schiff entfernt, als ich meine Magie entlud und eine Stichflamme aus meinen Fingerspitzen schoss. Sie war nicht groß, denn zu meiner Schande war ich nie besonders begabt im Anwenden von Magie. Aber es reichte um meinen Kumpanen das Zeichen zum Angriff zu geben und alle Aufmerksamkeit zu erlangen. Schreie der Übernatürlichen, die an Deck für die Malice arbeiteten, ertönten und Panik brach aus.

Ohne mir auch nur einen weiteren Gedanken zu erlauben, packte ich mein Schwert fester und blieb direkt vor dem Schiff stehen. Plötzlich wurden die Schreie von etwas anderem übertönt: Den Geräuschen von Schwertern, die aufeinander prallten. Die Vampire und Hexen hatten sich dank ihrer jeweiligen Magie auf das Deck gelangt und kämpften nun gegen die Anhänger der Malice.

Die Malice!

Hektisch sah ich mich um und tatsächlich fand ich sie sofort. Nur wenige Meter neben dem Schiff standen die zwei Kreaturen, die den Menschen so ähnlich sahen. Die Männer waren beide groß und hatten breite Schultern. Die Blutroten Umhänge die sie trugen unterstrichen ihre rotglühenden Augen, während sich ihre ebenmäßigen Gesichter zu einer wütenden Fratze verzerrten.,,Du!, zischte der Linke wütend und instinktiv stellte ich mich in eine Abwehrhaltung. Mein Herz schlug mir gegen den Brustkorb und ich rang die Übelkeit in mir nieder, die über mich herein zubrechen drohte und erwiderte die Blicke der Krieger trotzig.

,,Ich

Meine Stimme klang überraschend fest und unerschrocken. Der Rechte bleckte wie ein Tier die Zähne und stürzte sich ohne weitere Worte auf mich. Mit einer Geschwindigkeit, die ich nicht mal richtig mit meinen Augen verfolgen konnte, explodierte in einer Magenregion. Mit einem Stoß der jegliche Luft aus meinen Lungen trieb flog ich über den matschigen Boden und konnte mich geradeso auf den Beinen halten. Malice waren stark, schnell und verdammt schlau. Sie hatten keine bekannten Schwächen. Obwohl wir jeden Tag mit diesen Kreaturen konfrontiert wurden, wussten wir so gut wie nichts über sie. Sterne tanzten in meinem inneren Auge und fest biss ich die Zähne zusammen, als ich mich auf weitere Schläge vorbereitete. Ich wich gerade dem nächsten Schlag des Malice aus, während ich fieberhaft nach Lücken in seiner Verteidigung suchte. Meine Magie herbeirufend rollte ich mich auf dem matschigen Boden ab und wich der Klinge aus, die das Wesen aus der Scheide an seiner Hüfte gezogen hatte. Mit voller Wucht schleuderte ich dem einen Krieger mein Feuer entgegen, während ich die Klinge des anderen mit meiner eigenen abwehrte. Klirrend prallten sie aufeinander und der eklige Geruch von verbranntem Fleisch ließ mich beinahe würgen.Meine Hoffnung, den einen Malice mit meinem Feuer geröstet zu haben, verflog, als ich aus dem Augenwinkel sah, dass auch er sein Schwert zückte. Sein linker Arm war verbrannt und schwarz, doch das schien ihn nicht zu stören. Laut fluchend trat ich dem Malice, der mich immer weiter auf den Boden drängen wollte, in die Magengrube und sprang wieder auf die Füße.

,,Mit deinem kleinen Feuer wirst du dich kaum retten können, knurrte der Malice und deutete auf seinen ekligen, verstümmelten Arm. ,,Damit hast du mich nur viel wütender gemacht, schrie er und seine Augen loderten auf.

Der Andere veränderte seine Position, packte sein Schwert und grinste hämisch. ,,Aber für so ein schwaches kleines Ding hast du für ziemlich viel Tumult gesorgt."

Bei seiner abfälligen Bemerkung verzog ich den Mund und sah zwischen den Männern hin und her, während ich nach einem Ausweg aus dieser Situation suchte.

,,Aber du wirst für deine Taten trotzdem sterben, Rebell!"Wieder umklammerte ich mein Schwert so stark, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Mit einem eindringlichen Blick hatte meine Mutter mir eingeschärft, sie solange abzulenken, bis ich ein Zeichen erhielt.

Wenn ich die Malice nicht ablenken würde. Wenn ich sterben würde, würden sie meine Freunde und Kumpanen töten. Wütend spannte ich meinen Kiefer an und stellte mich breitbeinig hin. Der rutschige Schlamm schmatzte unter meinen alten Stoffschuhen und die Schreie und Kampfgeräusche erfüllten die Luft.

Die Männer, deren braunes Haar ihnen über die Augenbrauen fielen, lächelten spöttisch, bevor der unversehrte Malice auf mich zu rannte. Geübt wich ich nach rechts aus und versuchte ihn am Umhang zu packen.,,Zu langsam, zischte er, drehte sich um und ließ sein Schwert auf mich niedersausen. Gerade noch schnell genug erhob ich mein Schwert und wehrte seinen Schlag ab. Schmerzhaft vibrierte der Schlag in meinem rostigen Schwert und ließ mich keuchen. Meine Knie leicht geknickt wehrte ich das Schwert der Kreatur weiter ab. Schweiß rann mir die Schläfen herunter und ließen meine hellen Haare an Wange, Nacken und Hals kleben.

,,Du hast keine Chance, Junghexe, fauchte er und trat mir gegen den Oberschenkel. Ich verlor das Gleichgewicht und taumelte nach links, während ich hektisch mit den Armen ruderte. Das Schwert des Malice schnitt mir tief in den Oberarm und warmes Blut sickerte durch meinen Umhang. Ein Schrei entwich meiner Kehle und ich keuchte schmerzvoll auf. Der zweite Malice, auf dessen verkohlten Arm sich tatsächlich schon wieder Haut gebildet hatte, grinste mich diabolisch an. Beide Kreaturen traten auf mich zu und gerade als der eine vorspringen wollte, zerriss ein Trommeln die Luft.

Die Kampfgeräusche hatten aufgehört und ich erkannte, wie viele meiner Kumpanen mich auf das Schiff winkten. Sie hatten es geschafft.

Verwunderung stand in den Gesichtern der Malice geschrieben. Doch es kümmerte mich nicht. Die Schmerzen ignorierend sprintete ich die letzten Meter zum Schiff und erklomm die Planke. Die Malice hinter mir brüllten etwas, rannten mir hinterher, aber das kümmerte mich nicht. Hektisch ließen ich und ein paar meiner Freunde die Planke ins Wasser fallen und dank der Windmagie der Hexen trieben wir schnell vom Ufer.Die Malice versuchten noch an Deck zu springen, wurden aber von der Wassermagie unserer einzigen Hexe die Wasser beherrschte in das kalte Meer geschleudert. Und erst als die Malice nach Luft ragend an Land krabbelten und hustend Wasser ausspuckten, realisierte ich es. Wir hatten es geschafft.

Gefährtin des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt