XII. Wir haben ein Problem

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↠𝐒 𝐂 𝐀 𝐑↞

Noch etwas benommen lief ich hinter zwei Frauen her, die sich aufgeregt auf einer mir Fremden Sprache unterhielten.

Die Frauen waren vielleicht Mitte Zwanzig, sahen mit ihren strengen Zöpfen und dunklen Arbeitskleidern aber wesentlich älter aus.
,,Rebell?", fragte die Eine mit Feuerroten Haaren und sah mich mit ihren Haselnussbraunen Augen an.
Ich sah zu ihr und stolperte fast über den roten Teppich,mit dem der Flur ausgekleidet war,als die Zofen anfingen zu kichern.

,,Komm",fuhr sie belustigt fort und lotste mich die langen prunkvollen Gänge entlang.

Die Korridore besaßen große Fenster ,in die nun schon das Licht der aufgehenden Sonne fiel und wunderschöne Landschaftsbilder erleuchtete,als wir immer tiefer in das Schloss liefen.

Konzentriert versuchte ich mir den Weg zu merken, als wir
eine riesige Treppe herauf gingen und vor einer Kristallartigen Tür zum stehen kamen.

Mit Erschrecken stellte ich dest,dass zwei zwei Malice vor der Tür standen und mit ihrer Schwarz-roten Uniform und dem Speer in der rechten Hand wirklich bedrohlich aussahen.

Wie eine Art Schutzreflex zog ich mir die Kapuze meines Umhangs über den Kopf und stellte mich hinter die Zofen.

Die Wachen musterten uns kurz,bis der Linke vortrat.
,,Sprecht Zofen",hallte seine Stimme in dem Korridor wieder und ließ mich frösteln.

,,Eure Majestät hat uns aufgetragen den Rebell in den Westflügel zu bringen",erklärte die Rothaarige und zog aus ihrer kleinen Umhängetasche ein kleines Röllchen Papier.

Der Linke Malice schritt auf sie zu,nahm das Röllchen entgegen und las es.
Er verzog keine Miene,als er das Stück Papier wieder zusammen rollte und der Zofe übergab.

Sein Blick wanderte neugierig zu mir,während er wieder zu seinem Posten ging und der andere die schwere,durchsichtige Tür öffnete,auf der das Emblem des Königs prangte.

Ohne auch nur einmal auf zu blicken liefen wir weiter.
Eine Treppe hoch,dann links,rechts und ganz lange geradeaus.

Irgendwann standen wir vor einer schwarzen Doppeltür,die die Zofen mit vereinten Kräften öffneten.
Lautlos schwang sie auf und gab ein helles,großes und luxuriöses Zimmer frei,was aus Salon,Schlafzimmer und drei weiteren Türen bestand.
Der Boden mit weichen Teppichen ausgekleidet,goldene Verzierungen an den Kronleuchtern an Decke und Wanf und teuren Vorhängen vor den Panorama Fenster von die zerklüfteten Felsen und das tosende Wasser erkennen konnte.

Mein Mund klappte auf,als wir eintraten.
Ich war eine Hängematte oder Waldboden gewöhnt.
So einen Luxus konnte ich mir bis eben nicht einmal vorstellen.

Ein lautes Klicken ließ mich meinen Kopf herumschnellen und ich erkannte die andere Zofe mit Silbernen Haar,wie sie die Tür mit einem kleinen Schlüssel abschloss und ihn in ihre Seitentasche gleiten ließ.

,,Wir lassen Euch kurz alleine und bereiten das Bad vor"
Rothaar,die mich nun doch stark an Hildegard erinnerte,rümpfte die Nase und lief mit der anderen in das anliegende Zimmer.

Als die Tür ins Schloss fiel,kribbelte meine Hand und mit einem Wimmern matrialisierte Ciel sich neben mir.

,,Wir haben ein Problem...",keuchte ich und sah mich nun panisch um.
Der imposante Raum wirkte magisch,änderte aber nichts an der Tatsache,dass es im Schloss des Königs war.
In Azána.
Während meine beste Freundin und zwei weitere Hexen in der Sklavenkolonie feststecken.

,,Wir müssen hier weg.Der König wird uns töten,Scar",wimmerte Ciel weiter und rannte panisch zur Tür.
Er kratzte mit seinen großen Pfoten an der Tür und hinterließ Kratzspuren an der dunklen Tür.

Mein Blick blieb an der Kommode hängen und mit schnellen Schritten trat ich davor.
Gedämpft konnte ich das Wasser hören,das die Zofen für mich einließen,als ich die drei Schubladen aufriss und mir die kleinen goldenen Haarnadeln schnappte.

,,Beeil dich,Scar",zischte Ciel mir zu,als ich mich umdrehte und zu ihm lief.
Mit zitternen Fingern nestelte ich mit einer Haarnadel an dem Schloss.
,,Sie geht nicht auf",fluchte ich leise und drehte die Haarnadel im Schloss.

Das Geräusch von fließenden Wasser war mittlerweile verstummt und gedämpft konnte ich die Stimmen der Zofen hören.

Fragen wirbelten in meinem Kopf und blanke Angst sickerte durch mich hindurch,als ich die Haarnadel immer stärker in das Schloss steckte.
Dazu rüttelte ich nun auch noch an der Türklinke und Fluchte immer ungehaltener.

,,Ich krieg diese beschissene Tür nicht auf",erklärte ich Ciel panisch,der nun tatsächlich gegen die Tür sprang.
,,Dann brechen wir sie auf",knurrte er und nahm erneut Anlauf.
Mit einem dumpfem Knall kollidierten Ciel und die Tür miteinander.

Ich nickte und ignorierte meine kleine pessimistische Stimme,die mir zynisch zuflüsterte,dass dieses Schloss von Malice nur so wimmelte und ich keine Chance hatte.

Mein Schwert hat Envy mir abgenommen, und so ließ ich die Haarnadeln fallen und hechtete in den Salon,wo neben dem Kamin ein Kaminbesteck stand.

In dem Moment,wo ich mir den Schürhaken greifen wollte,wurde die Badezimmertür geöffnet und die Zofen kamen raus gerannt.

Ciel sprang ein letztes mal gegen die Tür,die nun krachend auflog.
Die Zofen quietschten überrascht auf und wichen vor Ciel zurück,als dieser sich knurrend gegen sie stellte.

,,Ciel los",rief ich,nahm den Schürhaken und rannte ohne Sinn und Verstand aus dem Zimmer.

Immer fester umklammerte ich das kühle Metall und hechtete mit Ciel die Gänge entlang.

Ich wusste nicht,wohin ich musste.
Mit wie vielen Malice ich es aufnehmen musste.
Aber ich wusste,dass dieser König ein krankes Monster war und ich keine Sekunde auf dieser Insel bleiben konnte.

,,Scar?!Ich rieche Malice vor uns",knurrte mein Seelentier,als wir um die Ecke bogen und tatsächlich war da die Kristalltür mit den zwei Malice.

Keuchend kamen wir zum stehen und versteckten uns in einer Nische neben einer altmodischen Ritterrüstung.

,,Was machen wir jetzt?",fragte Ciel leise und ich hob die kleine Metallstange.

,,Versuchen zu überleben.
Wir haben den Überraschungseffekt auf unserer Seite.
Ich breche die Tür auf,du übernimmst den linken Malice.Ich den rechten",erklärte ich erstaunlich ruhig und nickte Ciel zu.

Mit schnellen Handgriffen hatte ich der Ritterrüstung den Helm abgenommen und atmetete einmal tief ein.

Ich lief aus unserem Versteck und nahm Anlauf.
Mit Schwung warf ich den schweren Metallkopf gegen die Tür,die mit einem lauten Scheppern von Glas in tausendteile zerbrach.

,,Los Ciel",brüllte ich und rannte auf den rechten Malice zu,der noch völlig geschockt zur Tür starrte.

Gefährtin des KönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt