Tag 4 - 2

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Erleichtert fuhr ich mir mit der Hand über das Gesicht als ich endlich Feierabend hatte. Zwar machte es mir noch immer viel Spaß mich um die Tiere zu kümmern, aber Mingyu trieb mich noch in den Wahnsinn mit seiner Begriffsstutzigkeit. Ich freute mich schon darauf Hansol nachher wieder in meine Arme nehmen und Mingyus Unfähigkeit vergessen zu können.

Vorher würde ich allerdings noch mit Jeonghan reden. Über den Ärger mit Mingyu hatte ich ihn komplett vergessen bis ich ihn gerade am Ende des Flures gesehen habe. Schnell beschleunigte ich meine Schritte, damit Jeonghan mir nicht entwischte. Er wäre mir gerade eine wahrlich willkommene Abwechslung.

„Jeonghan!" Schwer atmend blieb ich schließlich neben ihm stehen und versuchte erst einmal zu Atem zu kommen. Dieser Tag schaffte mich noch komplett, wenn es so weiterging. Ich konnte mein Sofa schon nach mir rufen hören.

„Jun! Ich dachte du wärst schon nach Hause gegangen. Wie geht's dir? Ärgert Mingyu dich immer noch so?"

Ich schüttelte den Kopf und schenkte ihm anschließend ein Lächeln, nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet hatte. „Nein, keine Sorge, mir geht's soweit gut. Das Thema Erdmännchen ist größtenteils vom Tisch und wir arbeiten die meiste Zeit wieder vernünftig zusammen. Apropos Erdmännchen... Haben Seungcheol und Seungkwan dich gestern noch erwischt?"

Jeonghan lachte verdächtig. Schien, als hätte er Seungkwan noch kennengelernt. Nur einen Moment später bestätigte er meine Vermutung. „Hach dieser Kleine... Seungcheol hat wirklich alles versucht, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Es war zu süß wie besessen Seungkwan von dir war. Erst nach über einer Stunde, in der ich ihm alles Mögliche über das Zooleben erzählt habe, hat er endgültig aufgehört zu fragen, ob wir dich nicht noch einmal besuchen könnten. Zu gerne hätte ich ihn erlebt als er dich getroffen hat."

„Das glaube ich dir aufs Wort. Der Kleine war echt anhänglich. Ich hoffe die beiden waren dir nach Feierabend nicht zu viel? Ich konnte Seungcheol einfach nicht seinem Schicksal überlassen und du warst der einzige, der mir auf die Schnelle einfiel."

„Alles gut. Sie waren eine unterhaltsame Abwechslung. Ich habe mich gern um sie gekümmert. Niemals hätte ich gedacht, dass Mingyus Scherz solche Wellen schlägt. Gut, dass er das nicht gesehen hat. Es würde ihn nur unnötig ermutigen uns zu ärgern."

„Gut, dann bin ich beruhigt. Ich wollte dir ja keine zusätzliche Arbeit aufhalsen. Du bist mir bei unserem letzten Treffen nur als unglaublich gute Seele in Erinnerung geblieben, die gerne hilft, wenn jemand in Not ist." Ehrlich erleichtert lächelte ich Jeonghan an. Es war eindeutig die richtige Entscheidung gewesen, Seungcheol zu ihm zu schicken.

„Danke, Jun, das ist lieb von dir. Du hast vollkommen Recht, dass ich gerne helfe. Also wenn du mal was brauchst, scheu dich nicht zu fragen." Er musste schmunzeln ehe er weiter redete. „Ehrlich gesagt hoffe ich, dass mein eigenes Kind später auch wie Seungkwan wird. Vielleicht nicht ganz so vorlaut, aber er war trotzdem sehr liebenswert und wissbegierig. Man musste ihn einfach gern haben."

Zustimmend nickte ich. „Das stimmt. Obwohl er mich die ganze Zeit mit 'Erdmännchen' angesprochen hat, war er einfach zu niedlich, um ihm deshalb böse zu sein. Auch seine Reaktionen, wenn ich ihm durch die Haare gewuschelt habe. Herrlich. Ich bin mir sicher, deine Kinder werden auch einmal so. Immerhin bekommen sie einen tollen Vater als Vorbild." Am Ende zwinkerte ich ihm zu.

Ich war mir vollkommen sicher, dass Jeonghan einmal ein großartiger Vater werden würde. Dieser wurde bei dem Kompliment leicht rot und sah zu Boden bevor er sich räusperte.

„Ehm... Danke. Aber sag mal, Jun... Ich habe Gerüchte gehört Mingyu sei gestern Boxen gewesen? Und Jisoo verhalte sich noch auffälliger als sonst schon? Hast du da etwa deine Finger im Spiel?"

Neugierig sah er mich an. Das hatte ich ja schon fast vergessen, dass ich darüber noch mit ihm reden wollte. Mingyus Unfähigkeit schien meinen Nerven echt nicht gut zu tun. Während ich die Bilder auf meinem Handy heraussuchte, fragte ich, was es eigentlich bedeute, wenn Mingyu Boxen ging.

„Normalerweise macht er das nur, wenn er den Kopf frei kriegen muss. Also schlechte Laune hat oder zu viel nachdenkt."

Nicht sicher, ob dies etwas Gutes war oder nicht, stellte ich mich neben Jeonghan, damit er mit auf mein Handy sehen konnte. Zuerst zeigte ich ihm das Foto, das ich nach unserer ersten Unterhaltung heimlich gemacht hatte. Jisoo sah hier schon so verliebt aus.

„Wann hast du das denn gemacht?"

„Das war kurz nach unserem ersten Treffen als die zwei allein im Pausenraum gesessen haben. Es war einfach zu niedlich wie sie dort saßen und mich nicht bemerkt haben. Warte, ich habe noch eins von gestern. Da bewundert Jisoo ihn noch mehr."

„Das geht?" Jeonghan klang ehrlich überrascht.

Nickend wischte ich zur Seite, wo entgegen meiner Erwartung nicht das Bild von Mingyu und Jisoo auftauchte. Stattdessen zeigte sich ein Selfie von Hansol und mir, das wir in unserem Wohnzimmer aufgenommen haben. Schnell wischte ich weiter. Nicht, weil ich mich für Hansol oder unsere Beziehung schämte, sondern weil es gerade nicht um uns ging. Dachte ich jedenfalls.

„Awww, wer war denn das? Darf ich das Bild nochmal sehen?", vernahm ich direkt Jeonghans Stimme, die einen niedlichen Unterton bekommen hatte. Bittend sah er mich an, woraufhin ich ihm den Gefallen tat. Wie sollte ich auch 'nein' sagen können, wenn er so zu mir aufsah?

Sofort richteten sich Jeonghans Augen wieder auf den Bildschirm. Dort grinste Hansol uns glücklich an, während ich von hinten meine Arme um ihn gelegt hatte und ihm einen Kuss auf die Wange gab.

„Das sind mein Freund Hansol und ich."

„Ist das süß! Wieso hast du nie erzählt, dass du jemanden an deiner Seite hast? Und wie niedlich ihr zusammen seid? Kein Wunder, dass dir sofort aufgefallen ist wie Jisoo immer Mingyu anhimmelt. Darf ich Hansol mal kennenlernen? Bitte! Ihr seht so glücklich aus!"

Die ganzen Komplimente ließen nun mich verlegen werden. Ich war es nicht gewohnt, dass sich jemand nahezu Fremdes derart über meine Beziehung freute. „Danke, Jeonghan, wir sind auch sehr glücklich. Es hat sich bisher halt nie ergeben zwischen all dem Ärger. Von mir aus gerne, er ist anfangs nur etwas schüchtern. Aber dich muss man einfach mögen, das wird schon."

„Danke, Jun! Ich versuche auch ihn nicht so zu überfallen wie dich." Er warf noch einen letzten Blick auf das Bild und erkundigte sich dann gespannt, was ich damit meinte, Jisoo bewundere Mingyu nun noch mehr. Beim Anblick des Fotos weiteten sich seine Augen ungläubig.

„Wow... Das ist... Ich weiß nicht was ich sagen soll. Hätte nicht gedacht, dass Jisoo sich noch derart steigern kann. Das sieht doch ein Blinder, dass er hoffnungslos verliebt ist. Aber wie schaut Mingyu ihn denn da an? Ahnt er endlich was? Glücklich sieht er allerdings nicht aus."

Dachte ich es mir doch, dass Jeonghan das gefallen würde. Ein Hoch auf die unauffällige Handytechnologie, die diese Bilder erst möglich machte.

Elefant, Erdmännchen & Co - Jun FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt